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Demokratischer Zentralismus ohne Demokratie

Im Vorfeld der internationalen Konferenz der kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION rangen die Delegierten und die Mitglieder der internationalen Leitung, die nicht Teil sind der Liga für die Fünfte Internationale (LFI) um eine offen und ehrlich unabhängige revolutionäre Jugendtendenz. Politische Diskussionen über die Zukunft von REVOLUTION hat es schon seit einigen Monaten gegeben und diese gipfelten in den letzten Wochen in den Dokumenten für die zweite internationale Delegiertenkonferenz. Die Debatte, die von der LFI als „Demokratischer Zentralismus oder kein Demokratischer Zentralismus“ formuliert wurde, geht weit über diese einfache Phrase hinaus.

Die Ansichten, die von den nicht-LFI-Mitgliedern präsentiert wurden, unterstützten die demokratischere internationale Entscheidungsfindung und die stärkere internationale Einheit der Aktion von REVOLUTION. Wir haben einen realistischen Weg aufgezeigt hin zu einer funktionierenden, demokratisch-zentralistischen Jugendorganisation. Unglücklicherweise passten diese Perspektiven nicht zum LFI-Konzept des Demokratischen Zentralismus, welches auf einem aus zwei Personen bestehenden „Politischen Büro“ basiert, dass die Autorität besitzt jeder Sektion von REVOLUTION Vorschriften zu machen. Wie die LFI-Fraktion in Revo immer wieder bewies, war sie nicht dazu bereit zu erlauben, dass die Entscheidungen, die vor der Konferenz von der LFI getroffen worden waren in Frage gestellt würden.

Das wurde besonders deutlich, als die Delegierten für die Konferenz vorgestellt wurden: 13 LFI-Mitglieder und 5 unabhängige Mitglieder von REVOLUTION. Diese Delegierten wurden natürlich von den Mitgliedern gewählt, aber erwarteten die Mitglieder von diesen Delegierten, dass sie sich ein eigenes Urteil bilden würden oder dass sie die Entscheidungen, die Disziplin und die Befehle der LFI vertreten würden? Der Zynismus der LFI-Fraktion bezüglich Demokratie wurde gut ausgedrückt durch die Verweigerung finanzieller Unterstützung für die gewählten Vertreter der deutschen Revo-Gruppe, die von der LFI unabhängig ist - während die Anreise für ein LFI-Mitglied in Revo Deutschland, das dort keine Unterstützung genießt, bezahlt wurde, damit dieses als Beobachter teilnehmen konnte; seine Rolle schien ausschließlich das Attackieren der gewählten Delegation zu sein.

Alle Hoffnungen, REVOLUTION international zu festigen, wurden hinfortgespült, als das Dokument „REVOLUTION: A youth organisation at the end of democracy?“, verfasst von der österreichischen Delegation, zu einer Spaltung aufrief um politische Differenzen zu lösen. Die LFI hatte nicht die Absicht, alle Mitglieder von Revo zu einer vereinigten, zusammenhaltenden Gruppierung zusammenzufassen. Die Dokumente zeigen, dass sie alle nicht-LFI-Elemente aus der internationalen Leitung oder ganz aus der Organisation haben will, und das um jeden Preis. Heute am letzten Tag der Konferenz, machte die LFI ihre Drohung wahr und teilte die Organisation.

Unabhängigkeit?

Die meisten Entscheidungen wurden vorher von der LFI und ihrem Internationalen Sekretariat getroffen, um sie dann von der LFI-Mehrheitsfraktion auf der Konferenz durchzudrücken. Ein LFI-Mitglied von Revo Australien sollte ein Bilanz-Papier schreiben, aber ihr Dokument, als zu kritisch empfunden, wurde unterdrückt und vom IS neu geschrieben. Alle LFI-Mitglieder wurden angewiesen auf IS-Linie zu sein – erst als die oben genannte Genossin vor drei Wochen vom IS ausgeschlossen wurde, konnte ihr Bilanz-Dokument in Revo in Umlauf gebracht werden.

Darüberhinaus gab das IS eine Resolution für ihre Mitglieder in Revo heraus, bezugnehmend auf die Konferenz. Diese Resolution sagte, dass die Mitglieder der LFI nicht über verschiedene Perspektiven und Analysen der Weltsituation, der antikapitalistischen Bewegung usw. sprechen sollten, zusätzlich wurden sie angewiesen, fraglos der Erklärung des ASt (österreichische Sektion der LFI) über die desaströsen Vorkommnisse in REVOLUTION Österreich zuzustimmen, wo einige Mitglieder aus beiden Organisationen herausgedrängt wurden, wegen Vorwürfen von u.a. Bevormundung und Schikane denen aber nicht nachgegangen wurde.

Stillschweigen war befohlen worden in der Resolution, unter der Überschrift „Sicherheit“ – eine solche Diskussion würde sicher Polizei, Geheimdienste, Nazis, UFOs oder andere gefährliche Mächte anlocken. In Wirklichkeit war diese Maßnahme wichtig für die politische Sicherheit des IS vor Kritik aus Revo und der LFI selbst.

Die Mehrheit der Delegierten auf der Konferenz, wie auch im Jahr davor, gehörten zur unerklärten Fraktion der LFI – 72%. Auf beiden Konferenzen wurden Dokumente und Entscheidungen, die vom IS vorbereitet worden waren, durch die LFI-Mehrheit durchgebracht. Diese Praxis wurde von der LFI-Fraktion vehement bestritten; als sie jedoch mit Beweisen dafür konfrontiert wurde, dass diese Methoden gebraucht worden waren, gab man die historische Antwort: „Ich bin stolz in einer bolschewistischen Organisation zu sein, die Entscheidungen im Voraus trifft.“ OK, aber wenn du stolz auf etwas bist, warum bestreitest du es dann über Monate hinweg?

Ein LFI-Kader bemerkte, dass er gerne mehr unabhängige Revo-Mitglieder auf solchen Konferenzen sähe – dennoch waren die wenigen anwesenden unabhängigen Mitglieder Ziel konstanter Attacken, Ausgrenzungen und Vertreibung.

Verlassen der Konferenz

Die Analyse der verschiedenen Sektionen war lächerlich einseitig. Die deutsche Revo-Gruppe, die eine große Sektion, die nicht unter der Führung der LFI arbeitet, wurde ständig durch den Dreck gezogen: Der Beweis von 30 Mitgliedern, konstanter Aktivität, einem relativ hohen politischen Level, „qualitativ hochwertiger Publikationen“ (um einen LFI-Fraktionsführer zu zitieren) und eine unvergleichliche geographische Expansion (eine neue große Ortsgruppe und Hilfe beim Aufbau einer neuen Sektion in der Schweiz) wurde mit schroffen Bemerkungen über „passiven Propagandismus“ beiseite geschoben. Die LFI verurteilte jeden praktischen Schritt hin zur Unabhängigkeit als „anarchistisch“.

Die von der LFI präsentierte „Modell-Revo-Gruppe“ war natürlich die österreichische Sektion. Diese Gruppe hatte großen Kampagnen-Erfolg in den vergangenen Monaten. Obwohl sie hervorhoben, 14-15-jährige zu rekrutieren, zählen sie einen 39-jährigen LFI-Hauptamtlichen, der als ihr inoffizieller Sprecher und Führer agiert zu ihren Mitgliedern. Vertreter dieser Sektion erklärten, dass eine nicht von Erwachsenen geleitete Jugendorganisation nicht erfolgreich sein könne. Trotzdem waren sie Vertreter einer „unabhängigen“ Jugendorganisation!

Das Hauptziel der Attacken war Revo Australien, da die LFI, nachdem sie all ihre australischen Mitglieder ausgeschlossen hat, keine Möglichkeit mehr hat die Sektion zu überblicken und zu kontrollieren. Am letzten Tag der Konferenz, um 11.04 Uhr vormittags, stimmte die LFI-Fraktion für eine Resolution die gesamte australische Sektion aus der Organisation auszuschließen.

Die offizielle Erklärung war, dass die Delegierte die Existenz von REVOLUTION Australien nicht beweisen könne, während andere – noch schwächere – Sektionen nicht mit der Aufgabe konfrontiert wurden, ihre Existenz oder ihr Recht auf Existenz verteidigen zu müssen. Die Anschuldigung, dass die Mitglieder der ausgeschlossenen Fraktion aus der LFI Revo nur als Rekrutierungspool für ihre Gruppe nutzen wollten, hörte sich seltsam an wenn sie von den LFI-Mitgliedern selbst kam, war doch die ganze Konferenz darauf angelegt, die absolute Herrschaft der LFI über alle Sektionen beizubehalten und auszubauen.

Da wir keinen Grund dafür sahen, den Anschuldigungen der LFI-Fraktion mehr Glauben zu schenken als dem Bericht unserer australischen Genossen, verließ jedes unabhängige Mitglied die Konferenz, sofort nachdem die folgende Stellungnahme verlesen worden war:

„Wir, alle anwesenden unabhängigen Mitglieder von REVOLUTION, können nicht weiter Teil dieser Konferenz sein. Diese bürokratische Vertreibung zeigt uns, dass die Konferenz keinerlei Legitimität besitzt. Eine Sektion, nicht die kleinste und sicherlich nicht die schwächste, wurde ausgeschlossen weil sie der LFI entgegensteht. Wir haben keine andere Wahl als die Konferenz zu verlassen, zu den Gruppen die uns delegiert haben zurückzukehren und unsere Optionen auszuwerten, Revo als eine unabhängige kommunistische Jugendorganisation aufzubauen.“

Unsere Kritiken und Entscheidungen basieren auf negativen Erfahrungen mit der LFI. Wir werden mit unserer Arbeit fortfahren, eine unabhängige kommunistische Jugendorganisation aufzubauen. Wir glauben, dass junge Menschen ihre eigene Organisation haben sollten, in der sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können, diese ausführen und die Verantwortung dafür tragen können. Wir wollen nicht nur die Entscheidungen ausführen, die von Funktionären mittleren Alters getroffen wurden. Unsere Arbeit in REVOLUTION während der letzten Monate ist ein Beweis der für sich spricht, ein Beweis, dass junge Menschen fähig sind sich selbst zu organisieren.

Wir sind uns auf diesem Weg der Unterstützung der REVOLUTION- Sektionen in Deutschland, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Australien sicher, genauso wie derer der unabhängigen Genossen der von der LFI kontrollierten Sektionen. Viele Jahre haben wir mit (und in) den LFI- und Revo-Strukturen gearbeitet um REVOLUTION als eine unabhängige Jugendorganisation aufzubauen. Aber dieses Mal können wir die Legitimität einer Konferenz nicht anerkennen, deren Entscheidungen drei Sektionen von REVOLUTION repräsentieren, deren Delegierte allesamt unter der Disziplin der LFI-Führung stehen.

Wir wollen unsere Unabhängigkeit beibehalten, sie ist die Garantie dafür, dass wir revolutionäre Politik und uns selbst als Revolutionäre entwickeln können. Wie die Kommunistische Internationale es formulierte: „Die gesamte Geschichte der proletarischen Jugendbewegung in jedem Land zeigt, dass nur unabhängige, das heißt selbstbestimmte Jugendorganisationen kühne und entschlossene revolutionäre Kämpfer hervorbringen.“

Die unabhängigen Teilnehmer der zweiten internationalen Delegiertenkonferenz von REVOLUTION (4 Delegierte und 1 Beobachter), 20. Juli 2006