EnglishDeutschČeskyFrançaisItalianoBahasa Indonesia

Die Young Socialists' Alliance

In den Grabenkämpfen zwischen REVOLUTION und der LFI war die zentrale Frage, ob die LFI als Fraktion in Revo arbeiten sollte. Mit zahlreichen historischen Beispielen haben Unabhängige in Revo versucht zu zeigen, dass ein solcher „Entrismus in der eigenen Jugendorganisation” in der trotzkistischen Bewegung bisher konsequent ablehnt wurde. Die Leitung von REVO/DE schrieb...

Das Prinzip der Unabhängigkeit der Jugendorganisation ist seit mehr als achtzig Jahren ein Fundament der kommunistischen Bewegung. Es wurde von Lenin, Liebknecht und Trotzki verteidigt.

REVOLUTION ist nicht die erste trotzkistische Jugendorganisation, die sich unabhängig nennt. Es gab schon viele vor ihr, darunter waren auch einige extrem negative Beispiele, wie die „Young Socialists” in der Labour Party in England in den 1960er Jahren – eine große aber größtenteils unpolitische Gruppe, die auf fieberhafter Aktivität basierte, mit dem fast 50jährigen Gerry Healy als informeller Führer und Sprecher. Aber es gab auch positive Beispiele: die Young Socialists’ Alliance in den USA, die von der Socialist Workers’ Party Ende der 1950er geschaffen wurde. Die YSA war eine organisatorisch unabhängige Jugendorganisation, die der SWP politisch untergeordnet war und die verschiedene Strömungen linker Jugendlicher zusammenbrachte, um ein marxistisches Programm durch eine mehrjährige Diskussion auszuarbeiten.

Diese Jugendorganisation hatte ihr Ende Anfang der 1960er. Da die YSA-Führung die Anpassung der SWP an die Castro-Regierung ablehnte, ließ die SWP das Prinzip der Unabhängigkeit der Jugend fallen und stellte alle SWP-Mitglieder (rund die Hälfte der YSA-Führung) unter Parteidisziplin. Die YSA hörte auf, als unabhängige Organisation zu existieren und versank in Bedeutungslosigkeit.

Für unsere Diskussionen sollten wir einige Dokumente der SWP/YSA in Betracht ziehen. Hier handelt es sich nur um eine Zusammenfassung der wichtigsten Briefe und Resolutionen. Sie ist allerdings kein Ersatz für die Originaltexte, die in der Broschüre „The Leninist Position on Youth-Party Relations, documents from the YSA & SWP, 1957-61”, und im Internet zu lesen sind.1

Noch bevor die YSA ins Leben gerufen wurde, erklärte Murray Weiss, führendes Mitglied der SWP und Veteran ihrer früheren Jugendorganisation, wie die SWP in die linke Jugendbewegung intervenieren würde, die sich nach dem Zusammenbruch der KPUSA-Jugend im Chaos befand. Die Methode der SWP war, auf offene und konstruktive Weise innerhalb einer breiten Organisation zu arbeiten. Auf die Frage, ob SWP-Mitglieder als eine Fraktion innerhalb der Jugendbewegung arbeiten würden, hat Weiss mit einem klaren „Nein” geantwortet. Parteimitglieder, die einer Minderheit innerhalb der Partei angehörten, hätten das Recht und die Pflicht ihre Positionen vor den Augen der Jugend zu vertreten, und nicht nur die „Parteilinie” zu wiederholen, wie Weiss erklärte:

„Das Konzept, dass eine Minderheit die Verantwortung hat, ihren Kampf im Grunde auf die Partei zu beschränken hat nie bedeutet, dass die Meinungsfreiheit für die Unterstützer einer Minderheit innerhalb einer revolutionären Jugendorganisation eingeschränkt wird, egal in welchem Verhältnis eine solche Organisation zur Partei steht. In der Tat wurden alle große Kämpfe innerhalb der Partei zwangsläufig in der Jugendorganisation widergespiegelt. Oder ... unter bestimmten Umständen haben solche Kämpfe ihre wichtigste Arena in der Jugendbewegung gehabt. So war es in Bezug auf den linken Flügel in der internationalen Sozialdemokratie.“

Weiss beschrieb eine Episode aus den 1930er Jahren, als eine Debatte innerhalb der SWP über die „Arbeiterparteitaktik” vor der Jugendorganisation ausgetragen wurde: „Ich kann mich an keinen einzigen Versuch durch irgendjemanden erinnern, das Recht einer SWP-Minderheit, für ihre Position bei der Jugend zu kämpfen, in Frage zu stellen, oder zu behaupten, dadurch würden sie irgendein organisatorisches Prinzip verletzen.”

D.h. die Unabhängigkeit der Jugendbewegung erfordert, dass alle wichtigen Fragen, einschliesslich und vor allem diejenigen, über die die Partei gespalten ist, von der Jugend selbstständig diskutiert und entschieden werden. Das ist wichtig nicht nur für die Entwicklung der Jugend, in manchen Fällen auch um Fehler der Partei zu korrigieren.

Ausgehend von der Erfahrung des Ersten Weltkrieges, als Jugendorganisationen eine lebenswichtige Rolle im Kampf für revolutionären Internationalismus und die Gründung der Parteien der Kommunistischen Internationale spielten, zog die SWP den Schluss, dass eine revolutionäre Partei sich anstrengen muss, die Jugendbewegung so selbstständig wie möglich zu machen.

Weiss fügte hinzu, als zusätzliche Garantie gegen Fraktionsarbeit: „Niemand, der die leninistische Position über das Verhältnis einer revolutionären Partei zur Jugendbewegung vertreten hat, hat meines Wissens jemals versucht, die Praxis einer Parteifraktion in der Jugendbewegung einzuführen.”

Durch diese Prinzipien konnte die SWP viel zum Aufbau der YSA als breiter, revolutionärer Jugendbewegung beitragen, die mehrere verschiedene Strömungen einbezog und ein gemeinsames marxistisches Programm ausarbeitete. Die YSA wuchs zur dynamischsten linken Jugendorganisation in den USA an. Tim Wohlforth, SWP-Mitglied und YSA-Führungsfigur, fasste die Erfahrungen von mehreren Jahren in einem Bericht an die SWP-Konferenz zusammen, in dem er die Bedeutung der Offenheit hervorhob:

„Die Partei gründete ihre Politik auf der Anerkennung der organisatorischen Unabhängigkeit der Jugend. Sie hat nicht versucht, der Jugend etwas vorzuschreiben... Die Jugendbewegung ist weder eine feindliche Organisation, in der Parteimitglieder als eine Fraktion arbeiten, noch ein Anhängsel der Partei... Kein junger Mensch, der bei vollem Verstand ist (und das sind die einzigen jungen Menschen, die wir haben wollen) würde einer Jugendgruppe beitreten, wenn ihre Politik von einer Fraktion, zusammengesetzt aus Mitgliedern einer Erwachsenenpartei, festgelegt wird. Der schnellste Weg, die Jugendbewegung zu töten ist, diese Art von Disziplin einzuführen.”

Wohlworth zog die Schlussfolgerung, dass die SWP nicht „darauf zurückgreifen soll, Disziplin auf die Parteimitglieder bei der Jugend auszuüben... [Diese Herangehensweise], die unter außerordentlichen Umständen notwendig sein könnte ... untergräbt die erforderliche Einheit zwischen Partei- und Nicht-Partei-Jugendlichen, zerfrisst die unabhängige Organisierung der Jugend und schadet den Möglichkeiten für das zukünftige Wachstum der Jugendbewegung.”

Nun, solche Unabhängigkeit kann viel Aufwand bedeuten. Wie die Redaktion der Broschüre, Jahre danach, zusammenfasste: der Jugend „muss geholfen werden, sich durch Kämpfe innerhalb wie außerhalb der Bewegung, die notwendigen revolutionären Eigenschaften von Disziplin und Unnachgiebigkeit, anzueignen. Aber ein solcher Kampf kann mit der inneren Ordnung zusammenprallen. Darüber hinaus stellt es die amtierende ‚Erwachsenen‘führung vor die andauernde Verantwortung und Notwendigkeit, ihr Programm und ihre Taktiken zu verteidigen.”

Das Programm und die Taktiken der Partei könnten übernommen werden, in dem eine Partei­fraktion in der Jugendorganisation Instruktionen bekommt darüber, welche Politik durchgepusht werden soll. Das geht schnell, blockiert aber die Entwicklung der Jugendbewegung, nicht nur der unabhängigen Jugendlichen, sondern auch der Parteijugend, die diese Direktive umzusetzen hat.

Zum Schluss amüsierte die Redaktion der Broschüre sich über die Heuchelei der SWP-Führung, die die unabhängige Jugendorganisation dicht gemacht hatte. Ihre Position wäre gewesen, „so zu tun, als wäre die Jugendorganisation eine feindliche Organisation, in der Parteimitglieder Disziplin in der Aktion brauchen (mit der eigenartigen Logik dass die Partei seine Mitglieder gegen seine eigenen jungen SympathisantInnen mobilisieren muss!)”

 

Notizen...

1. Broschüre: „The Leninist Position on Youth-Party Relations, documents from the YSA & SWP, 1957-61”, Spartacist League/US, 1967, http://www.bolshevik.org/history/
youth/mb7_complete.html

Quelle...

Eine interne Polemik in REVOLUTION, geschrieben von der Leitung von REVO/DE am 2. Juni 2006