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Gemeinsam lernen Bildungskongreß in Berlin: Schüler werten bisherige Streikerfahrungen aus. Bundesweite Proteste für Verbesserungen des Schulsystems im November geplant Überall am Mathegebäude der Technischen Universität Berlin hängen gelbe Plakate mit einem Bulldozer und der Aufschrift „Bildungsblockaden einreißen!” Am 11.-12. Oktober versammelten sich etwa 150 Schüler aus der gesamten BRD für einen Kongreß unter diesem Motto, um Schülerproteste zu organisieren. In einem Monat, am 12. November, steht ein bundesweiter Schulstreik an, um gegen die anhaltende Misere im deutschen Bildungssystem zu protestieren. In den vergangenen Monaten waren 30.000 SchülerInnen in einer Reihe von Städten in den Streik getreten. Der Kongreß am Wochenende bot den Aktivisten die erste Gelegenheit, sich bundesweit auszutauschen. SchülerInnen waren aus rund zwanzig Städten, darunter München, Lüneburg und Essen, angereist; aus Kassel und Stuttgart gab es extra Busse, die von Gewerkschaften oder der Linkspartei gesponsert wurde. Aus dem Ausland waren ebenfalls UnterstützerInnen gekommen, zum Beispiel Frederik Nielsen von der dänischen SchülerInnengewerkschaft DGS oder Mirenia Siokou von der griechischen Gruppe „Schüler-Aufbruch”, die über Bildungsproteste in ihren Ländern berichteten. Drei Stunden waren dafür angesetzt, um aus jeder Stadt über die bisherigen Proteste und die Vorbereitungen für den nächsten Streik zu berichten. Viele AktivistInnen wurden von der großen Resonanz auf die Streikaufrufe überrascht. Jonas Orlikowski aus Lüneburg meinte: „Die Idee für einen Schulstreik haben wir zu zweit ausgedacht – wir hielten es für eine Utopie.“ Doch Anfang Mai haben rund 3000 Lüneburger Schüler gegen die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre („G8”) gestreikt. Willi Hertelt, ein Streikaktivist aus dem Norden Berlins, erklärte, eine große Schülerbewegung sei notwendig und machbar: „Damit können wir nicht nur die Schule verändern!” Für die Mobilisierung zu den Streiks hatte es neben Flyern und Plakaten auch kreative Aktionen gegeben. In Kassel legten sich Jugendliche vom Streikbündnis auf die Straße und umrissen ihre Körper mit Kreide, um “Bildungsleichen” darzustellen. In Berlin wurde die “Patientin Bildung” auf einer Krankenliege vor das Rote Rathaus getragen. Doch Protest ist nicht immer einfach: AktivistInnen aus München berichteten, mit dem seit Monatsbeginn gültigen neuen bayerischen Versammlungsgesetz sei es nicht einmal mehr möglich, daß zwei Menschen Flyer verteilen, ohne das vorher bei der Polizei anzumelden. Ein besonderer Schwerpunkt des Kongresses mit seinen zahlreichen Arbeitsgruppen bildete die Ablehnung von Privatisierungen im Bildungsbereich und des dreigliedrigen Schulsystems. Die meisten TeilnehmerInnen hatte der Workshop zum Thema „Schule im Kapitalismus”. Parallel zum „Bildungsgipfel“ der Bundesregierung am 22. Oktober in Dresden soll ein Gegenkongreß von Studierenden und Gewerkschaften stattfinden. Im Mittelpunkt des Berliner Kongresses stand die Idee, SchülerInnenproteste mit Protesten von Studierenden und Beschäftigten zu verbinden. Beim Workshop »Tous Ensemble! Alle Zusammen!« ging es darum, wie eine gemeinsame Protestbewegung gegen Sozialabbau entstehen könnte. Ein Aktivist erzählte vom Streik der Berliner Verkehrsbetriebe im März dieses Jahres: “Jugendliche haben den Streikposten am Betriebsbahnhof Kuchen gebracht und mit ihnen diskutiert.” Das sei wichtig, um die Belange von Beschäftigten zu erfahren und gemeinsame Forderungen zu entwickeln. Mehrere SchülerInnen nahmen sich vor, in dieser Woche zu den Streikkundgebungen der GEW zu gehen. Die Solidarität zwischen Schüler- und LehrervertreterInnen wurde in verschiedenen Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht, denn beide hätten viele Forderungen gemein: unter anderem die Abschaffung des gegliederten Schulsystems, die Einstellung von mehr LehrerInnen und die Demokratisierung der Bildung. Für den bundesweiten Streiktag im November rechnen die OrganisatorInnen mit Zehntausenden TeilnehmerInnen in ganz Deutschland. Doch auch dieser Protesttag kann nur ein weiterer Schritt hin zu einer größeren Bewegung sein, wenn etwas geändert werden soll. „Wir müssen das Konfrontationsniveau erhöhen, mit Straßenblockaden und Schulbesetzungen, wie das in Frankreich gemacht wird”, meinte ein Aktivist auf dem Abschlußplenum. //von Wladek, Revo Berlin //aus der jungen Welt vom 13. Oktober
Nachbereitung des SchülerInnenkongresses Flyer von Revo zum Bildungsstreik |
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