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Liebe Revo...

Demo in Berlin

„Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Und wer war mit dabei? Die Linkspartei!“ Mit Losungen, die auf einer Demonstration der deutschen Gewerkschaftsbürokratie nicht gerade alltäglich sind, zogen der klassenkämpferische Block und der Bildungsblock auf der Gewerkschaftsgroßdemonstration am 16. Mai durch die City West in Berlin. Sicherlich nicht zufällig waren es auch nur diese beiden Blöcke, die durch ein Spalier von Bullen begleitet wurden.

Gerne gesehen waren dafür VertreterInnen der aktuellen Regierungspartei SPD und ihres ehemaligen Koalitionspartners, den Grünen, also Verantwortlichen für Sozialabbau und Kriegsbeteiligung. Den Parteivorsitzenden Özdemir und Müntefering war es auch vergönnt, das Fronttransparent mitzutragen. Seit‘ an Seit‘ liefen sie mit DGB-Boss Sommer.

Während Mainstream-Parteien mit ihren Fahnen und Luftballons ein fröhliches Volksfest feiern durften, mussten VertreterInnen dezidiert antikapitalistischer Organisationen ihren Stand abbauen oder wurden vom DGB-OrdnerInnendienst der Veranstaltung verwiesen. So blieb trotz der erfolgreichen Mobilisierung von 100.000 Menschen doch im Großen und Ganzen ein fader Beigeschmack, nicht wirklich eine Demonstration gegen die weltweite Wirtschaftskrise sondern eine Wahlkampfveranstaltung der DGB-Führung für die Sozialdemokratie besucht zu haben. Doch die sich verschärfende Situation für viele Menschen wird nicht sich auf ewig mit Bratwurstfesten wegjubeln lassen.

von Carsten, Revo Berlin (siehe auch Artikel dazu)

Demo in Prag

Am Samstag, den 16. Mai, fand eine Gewerkschaftsdemonstration in Prag statt. Sie richtete sich gegen Neoliberalismus in Europa und dagegen, dass die Kosten der Krise auf die Schultern der ArbeiterInnen und Armen abgewälzt werden. Ähnliche Proteste fanden am 14. Mai in Madrid, am 15. Mai in Brüssel und am 16. Mai in Berlin statt. Auf dem Platz vor dem Prager Schloss kamen über 30.000 GewerkschafterInnen aus zwölf EU-Ländern (Tschechien, Slowakei, Polen, Österreich, Deutschland, Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Italien) zusammen, um der aktuellen tschechischen Übergangsregierung klar zu sagen, dass sie mit der für die ArbeiterInnen verheerenden Politik der alten, rechten Regierung brechen muss. 30.000 TeilnehmerInnen bedeutet eines der größten Events in der neueren Geschichte der tschechischen ArbeiterInnenbewegung.

Bei dieser Kundgebung war die unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION natürlich dabei. Wir verkauften unsere Zeitung vor allem an junge GewerkschafterInnen und verteilten hunderte Flugblätter. Unsere sechs Hauptforderungen waren: 1. Nein zu den Kürzungen als Folge der Krise! 2. Nein zur ungewählten Übergangsregierung! 3. Nein zu Faschismus und seinen Parteien! 4. Nein zu falschen Hoffnungen in der Sozialdemokratie! 5. Ja zu globalen Protesten! 6. Ja zu kämpferischen und demokratischen Gewerkschaften!

Der Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes John Monks rief dazu auf, an den Wahlen zum Europäischen Parlament teilzunehmen. Doch mehr hatte die Gewerkschaftsführung nicht wirklich zu bieten, um die Folgen der Krise zu bekämpfen.

von Roman, Revo Prag

Spanische Revolution

Vor 70 Jahren siegten die FaschistInnen unter Generalissimus Francisco Franco im spanischen BürgerInnenkrieg. Die zweite Republik – und vor allem die revolutionäre Welle, die als Antwort auf den Putsch hochgekommen war – wurde Anfang 1939 endgültig zerschlagen.

Noch können ZeitzeugInnen von dieser Zeit erzählen. Damals gingen junge Menschen aus aller Welt nach Spanien, um in den „internationalen Brigaden“ gegen den Faschismus zu kämpfen. Dafür verdienen sie unseren größten Respekt. Doch die Frage geht oft unter, warum der BürgerInnenkrieg verloren ging. Unsere Wut über die Verbrechen der spanischen, italienischen und v.a. deutschen Banden des Faschismus darf nicht davon ablenken, dass es unterschiedliche – ja entgegengesetzte – Strategien für den antifaschistischen Kampf gab.

Sollte mensch zuerst den BürgerInnenkrieg gewinnen, um später die Revolution zu machen (wenn überhaupt)? Oder sollte mensch zuerst die Revolution machen, um dadurch den BürgerInnenkrieg zu gewinnen? Die StalinistInnen, AnhängerInnen des ersteren Konzeptes, wollten um jeden Preis verhindern, dass die Revolution „zu weit“ ging. Das hätte nämlich die angeblich „demokratischen“ KapitalistInnen in Spanien und im Ausland abgeschreckt. Dieses Konzept setzten die StalinistInnen mit aller Härte durch: tausende AnarchistInnen und SozialistInnen starben in den Folterkammern des sowjetischen Geheimdienstes in Spanien.

Auch diese Opfer, die im Kampf gegen die FaschistInnen von der offiziellen „Kommunistischen Partei“ umgebraucht wurden, sollen gedacht werden. Es geht nicht darum, Kämpfe von vor 70 Jahren theatralisch nachzuspielen, sondern darum, die Lehren aus der Niederlage in Spanien zu ziehen: das bedeutet in erster Linie, mit dem Stalinismus und dem verheerenden Konzept der „Volksfront“ zu brechen.

Denn auch heute müssen wir die Verbindung zwischen dem Kampf gegen den Faschismus und den Kampf für die Revolution verstehen. Deswegen verwundert es, dass z.B. die Broschüre der „Antifaschistischen Linken Berlin“ (ALB) zum spanischen BürgerInnenkrieg diese Frage überspringt: auf einer Seite liest mensch über das Vorwärtsdrängen der proletarischen Revolution in Katalonien (ArbeiterInnenkontrolle in den Fabriken) und auf der nächsten Seite ist der BürgerInnenkrieg verloren.

Um diese Lücke zu füllen und die Debatte über die Lehren aus dem spanischen BürgerInnenkrieg voranzutreiben, veröffentlichen wir im Internet einen Artikel zum 70. Jahrestag der spanischen Revolution wieder.

Wo ist dein Bericht/LeserInnenbrief?

Schick ihn einfach an: info@revolution.de.com

//REVOLUTION Nr. 35

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