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Bomber Harris, Superstar?!?

Bei den Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch in Treptow haben bis zu 1.000 Menschen – von jung bis alt, von kommunistisch bis liberal – versucht, die Faschos zu stören. Sie haben gebrüllt, gepfiffen und sich gegen die Bullenketten geworfen. Doch einige junge Männer hielten sich die ganze Zeit zurück und hatten anscheinend nichts Besseres zu tun, als GegendemonstrantInnen, die Palitücher getragen haben, zu beleidigen, z.T. zu bedrohen.
Es handelt sich dabei um Antideutsche. Jene „Antifaschisten“, die jede Antifa-Demo zu stören bereit sind – und manchmal körperlich anzugreifen – wenn es darum geht, Propaganda für ihren Lieblingsstaat Israel zu machen.
Um einen Eindruck zu geben, welche reaktionäre Politik diese (Anti)Deutschen verteidigen, erzählen wir die Geschichte eines ihrer Helden: Sir Bomber Harris. Beim Kampf gegen den Faschismus setzen wir lieber auf die ArbeiterInnen und Unterdrückten, statt auf rassistische, antikommunistische Militärkommander der imperialistischen Armee.

Transpi auf der anti-arabischen Demo am 10.7.04 in Kreuzberg

„Bomber Harris Superstar, dir dankt die rote Antifa“ lautet eine Parole, die wir so oder ähnlich schon öfter von antideutschen Komödianten gehört haben und an die sie sogar ein Transparent verschwendet haben.

Gemeint ist Sir Arthur Harris, ehemaliger Luftwaffenoffizier der Royal Air Force des britischen Imperiums. Er entwickelte schon vor dem 2. Weltkrieg Strategien, die es der Air force leichter machen sollte, feindliche Städte dem Erdboden gleichzumachen. Er hat nicht nur deutsche Städte, sondern in seiner Zeit als aktiver Pilot ganze Dörfer in den britischen Kolonialgebieten der arabischen Halbinsel ausgelöscht.

Harris war ganz entzückt, wenn er berichten konnte, wie leicht man den Widerstand der AraberInnen, die seiner Meinung sowieso nur die Politik der harten Hand verstünden, brechen konnte. Man brauchte nur eines ihrer Dörfer mit Frau, Kind und Mann völlig kaputt zu bomben. Dabei schreckte er auch nicht vor dem Einsatz der neuesten Technologie seiner Zeit – Tretminen, Streubomben und Giftgas – zurück. Das Beste an der Sache war für ihn, wie effizient und kostensparend man „Law and Order“ im Kolonialreich wiederherstellen konnte: es brauchte nur eine Bomberstaffel, die ein paar Dutzend Menschen tötete und die „Wilden“ waren wieder ruhig.

So effizient waren seine Bomberströme im zweiten Weltkrieg allerdings nicht. Bei den Einsätzen, bei denen tausende Bomber auf einmal die berüchtigten, auch in England umstrittenen „Feuerstürme“ entfachten, verlor die Royal Air Force durchschnittlich 2% der teilnehmenden Piloten, weshalb Harris in England auch „Butcher“ (Schlächter) genannt wurde.

Das Bomber Command, dessen Oberkommandierender er war, war der einzige Teil des britischen Militärs, der nach dem Krieg nicht offiziell geehrt wurde. Auch die völlig berechtigten Einwände Butchers, dass Deutschland als erstes die Zivilbevölkerung feindlicher Großstädte bombardierte (London, Coventry, Rotterdam, Warschau) und dass seine Taktik die letzte Chance Englands war - man konnte ja den Kriegseintritt der USA noch nicht absehen - konnten die öffentliche Meinung ihm gegenüber nicht mehr beeinflussen.

Schließlich verließ er die Royal Air Force 1948 im Streit mit Clement Attlee, dem neuen linken Premier, nachdem sich selbst Winston Churchill von ihm distanziert hatte. Er ging bezeichnenderweise nach Südafrika, wo, nach Jahrhunderten des Rassismus und des barbarischen Kolonialismus der Buren, gerade die Apartheid anlief.

Natürlich war Sir Arthur Harris ein bekennender Rassist, Imperialist und ein Adliger, der den Kommunismus verachtete. Kurzum die perfekte Identifikationsfigur für einen antideutschen Eskapisten!

Es stellt sich die Frage, ob man es hier mit der dummdreisten Jagd nach Schockeffekten oder eher dem altbekannten Rassismus der Antideutschen zu tun hat. Beide Fälle wären nicht sehr ehrenhaft für die antideutsche Szene, die ja ihre Machwerke oft mit dem Ausruf: „Für den Kommunismus“ schmückt. Es ist bezeichnend, dass die Antideutschen den Massenmord an der deutschen Zivilbevölkerung als geeignetes Mittel ansehen, um den Faschismus zu bekämpfen.Würden sie sich von dem gegen Schwarze und Inder gerichteten Rassismus Harris‘ distanzieren oder vielleicht auch Schwarze zu Untermenschen degradieren, nachdem sie das schon mit allen Muslimen dieser Welt taten ...

Aber fragen wir uns nicht alle schon seit Monaten, wie man die Forderung nach der ewigen Erhaltung des imperialistischen Wachhundes Israel, araberfeindlichen Rassismus und des menschenfeindlichen Raubtierkapitalismus der USA mit dem Kommunismus verbinden kann? Es ist schon sehr peinlich, wie sich Unwissen, Dummheit und Ignoranz in der Weltanschauung der Antideutschen verbinden und solche Folgen hat wie die Verehrung eines kolonialistischen, imperialistischen, adligen Rassisten durch deutsche „Linke“.

//von Richard aus Treptow //REVOLUTION Nr. 9



Richtigstellung zu REVOLUTION Nr. 9

In der in der Zeitung veröffentlichten Version von diesem Artikel stand im vorletzten Absatz der Satz:

"Es ist bezeichnend, dass die Antideutschen die bewusste Ausrottung der deutschen Zivilbevölkerung als geeignetes Mittel ansehen, um den Faschismus zu bekämpfen"

Es ist zweifellos richtig, die menschenverachtende Kriegshetze der "Antideutschen" - gegen Deutsche mit Parolen wie "Bomber Harris, do it again!", gegen AraberInnen mit Parolen wie "Panzer in Ramalah, das ist wahre Antifa!" - scharf zu kritisieren.

Im dem angeführten Satz wird jedoch der Eindruck erweckt, als hätte die Kriegführung der westlichen Alliierten die Absicht gehabt, die deutsche Zivilbevölkerung komplett auszurotten. Auch wenn es zu ihrer Strategie gehörte, massenhaft ZivilistInnen umzubringen, um die Moral in der deutschen Bevölkerung zu schwächen, so gab es nie die Absicht, diese auszurotten.

Wir distanzieren uns aber ganz klar von der Propaganda bürgerlicher GeschichtsschreiberInnen und ihrer "Antideutschen" Freunde, dass die imperialistischen Mächte USA und Großbritannien den Krieg aus "antifaschistischer" Überzeugung geführt hätten. Viel mehr ging es ihnen um den Kampf gegen einen aggressiven imperialistischen Konkurrenten und die Neuaufteilung der Welt.

Noch viel energischer distanzieren wir uns von den Versuchen deutscher Geschichtsrevisionisten - ob aus der extremen Rechten oder aus der bürgerlichen "Mitte" -, die Verbrechen der Nazis mit den Verbrechen der imperialistischen Mächte einfach gleichzusetzen. Der von den Nazis inszenierte Völkermord (nicht nur gegen Juden/Jüdinnen sondern auch gegen Sinti und Roma, Homosexuelle und andere, die nicht ins nationalsozialistische Weltbild passten) übertraf in seiner Systematik jedes Verbrechen des Imperialismus in der Geschichte. Ging es den "demokratischen" Imperialismen um ihre Vorherrschaft in der Welt, war es die Absicht der Nazis, ganze Volksgruppen auszurotten.

Insofern hätte im angeführten Satz in Revolution Nr. 9 statt "Ausrottung" korrekter der Begriff "Massenmord" stehen müssen.

Der abgedruckte Satz stammte nicht vom Autor, sondern entstand während der Redaktionsarbeiten. Aufgrund des Zeitdrucks bei der Erstellung unserer Zeitung und unausreichender Deutschkenntnisse einzelner GenossInnen ist uns dieser Fehler erst nach der Veröffentlichung aufgefallen.

//von Wladek //2005-03-09

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