Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org


 

2 US-amerikanische Soldaten und ein Revolutionär sitzen in einer Bar...

//von Huey //REVOLUTION Nr. 5

Basiert auf einer wahren Geschichte. An einem Freitagabend in einer Kneipe am Rosa-Luxemburg-Platz will ein junger Revolutionär ein neues Bier holen. An der Bar fällt ihm auf, dass zwei junge Männer mit amerikanischem Akzent Mädchen hinterher pfeifen. Immer gereizt, seine Englischfähigkeiten auszuprobieren, stellt sich der Revolutionär vor. Bald stellt sich heraus, dass es sich um zwei US-amerikanische Soldaten handelt, die direkt aus dem Irak zurückgekehrt sind...

Revolutionär: Es ist komisch, euch persönlich kennenzulernen. Während der Anti-Kriegsbewegung habe ich immer durchs Megafon gerufen: „Jeder amerikanischer Hubschrauber, der abgeschossen wird, ist ein Sieg nicht nur für das irakische Volk, sondern auch für alle unterdrückte Völker und für die internationale Arbeiterklasse!“

US-Soldaten: Ja, das ist komisch – wir sind beide Hubschrauberpiloten.

[Lange, unangenehme Pause]

REVO: Wie fühlt man sich, aus dem Irak zurückgekehrt?

USA: Es ist sehr hart dort. Es gibt viel zu tun, bevor es wieder eine Demokratie gibt. Z.Zt. sind viele Fanatiker und Fundamentalisten auf den Straßen, die Freiheit hassen.

REVO: Aber der Krieg wurde nicht wegen Demokratie oder Freiheit geführt. Die Pläne für den Angriff auf den Irak wurden schon in den 90er Jahren von Neokonservativen wie Vizepräsident Dick Cheney ausgearbeitet. Und der ist zufälligerweise im Vorstand einer Öl-Firma, die durch den Krieg an das irakische Öl herangekommen ist und jetzt Milliarden verdient.

USA: Ja, das stimmt, es war ein Krieg für Öl.

REVO: Also wieso willst du dein Leben riskieren und Leute umbringen für die Profite von anderen?

USA: Dort gab es auch wichtiges zu tun. Wir haben Reis zu den Leuten gebracht – sie hätten sonst überhaupt nichts zu essen.

REVO: Aber warum nicht? In den 70er Jahren war der Irak das entwickeltste Land im ganzen Nahen Osten. Es gab eine Gesundheitsversorgung, kostenlose Hochschulen und sauberes Wasser und weniger Analfabeten als in den USA. Es waren die USA, die den 8jährigen Krieg zwischen dem Irak und dem Iran angespornt haben und beide Seiten mit Waffen – auch Massenvernichtungswaffen – belieferten. Es waren die USA, die Saddam grünes Licht für die Invasion von Kuwait gegeben haben, um dann „aus Rache“ das ganze Land in die Steinzeit zurück zu bombardieren. Es waren die USA, die das Handelsembargo gegen den Irak durch die 90er Jahre aufrechterhielten, wodurch anderthalb Millionen Menschen ums Leben gekommen sind. Wer ist also dafür verantwortlich, dass die Menschen im Irak verhungern?

USA: Aber es gab dort Leute, die in Hütten aus Lehm gelebt haben.

REVO: Und wer hat ihre früheren Häuser zerstört? Wart Ihr das nicht?

USA: Aber diese Hütten waren neben riesigen Palästen mit goldenen Wasserhähnen in den Badezimmern.

REVO: Wart ihr nie in Washington? Da lebt auch ein nie gewählter Präsident in einem riesigen Palast, neben dem ein Kilometer entfernt ethnische Minderheiten in Ghettos eingesperrt sind. Ihr Recht auf menschliche Unterkunft oder medizinische Versorgung wird ihnen verweigert, sie werden von der Polizei verfolgt, gefoltert und ermordet!

USA: Doch wenn jemand versucht, meine Frau und meine Tochter umzubringen, dann lege ich ihn um.

REVO: Aber wer verdammt nochmal versucht, deine Familie umzubringen? Es ist nachgewiesen, dass die ganzen „Beweise“ über Massenvernichtungswaffen reine Erfindung waren.

USA: Aber sie können in ein Flugzeug steigen und in ein Hochhaus fliegen.

REVO: Die Attentate vom 11. September sind von Saudi-AraberInnen durchgeführt worden, nicht von IrakerInnen. Und Saudi Arabien wird vom Bush-Regime unterstützt.

USA: Das sind alles Terroristen und wir töten sie!

REVO: Aber die IrakerInnen haben nicht dieses Recht, oder? Tausende von ihren Frauen und Töchtern sind umgebracht worden – theoretisch dürften sie alle US-amerikanische Soldaten umbringen.

USA: Es ist leicht für dich, hier in der Großstadt mit solchen bescheuerten Ideen rumzurennen [deutet auf das Hammer-und-Sichel-Tshirt seines Gesprächspartners], aber wir waren da, wir haben es gesehen...

Langsam merkt der Revolutionär. dass der jüngere Soldat - der trainiert wurde, um Leute, welche die befreiende, demokratisierende Hand der US-amerikanischen Streitkräfte aus irgendeinem Grund nicht akzeptieren wollen, als Terroristen anzusehen, und der monatelang genau diese Leute umgebracht hat - langsam wieder einen “Feind der Freiheit” riecht. Und mit dem Wissen, dass solche Söldner des Imperialismus wahrscheinlich eh nicht für revolutionär-kommunistische Ideen zu überzeugen sind, zieht sich der Revolutionär zurück.

English version of this article

RIO • Revolutionäre Internationalistische Organisation • www.revolution.de.com • info[ät]revolution.de.com • (c)opyleft   

Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org