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Der 1. Mai in der Türkei Berichte aus Istanbul, Bursa und Mugla von "Marksist Devrimciler" Istanbul: Nach 33 Jahren wurde der Taksim-Platz befreit Es sind inzwischen 33 Jahre vergangen, seitdem am 1. Mai 1977 32 Menschen getötet und 136 Menschen verletzt wurden. Die KonterrevolutionärInnen haben ihr Ziel damals auch erreicht. Als die angeblichen Schuldigen wurden in der Öffentlichkeit die DemonstrantInnen selbst dargestellt und der Taksim-Platz, der Platz der ArbeiterInnenklasse, war fortan wegen Sicherheitsfragen für die ArbeiterInnenklasse gesperrt. An jedem 1. Mai versuchten die revolutionären Massen, sich den Taksim Platz wieder zu erkämpfen. Endlich wurde er am 1. Mai 2009 zurückerobert, und einige tausend RevolutionärInnen standen auf dem Platz. Seitdem können die ArbeiterInnen und RevolutionärInnen das Fest der ArbeiterInnenklasse wieder auf ihrem eigenen Platz feiern und ihre Stimme dort erschallen lassen. Dieser Sieg am Taksim-Platz fällt mit ganz wichtigen Ereignissen für die ArbeiterInnenklasse in der Türkei und weltweit zusammen. Im Jahre 2010 finden wichtige ArbeiterInnenkämpfe in der Türkei statt, der wichtigste bisher ist der Kampf der TEKEL-Arbeitenden. Weltweit gibt es Protestbewegungen gegen das kapitalistische System und die Krise. Diese Bewegungen erhöhen die Bedeutung des 1. Mai weltweit wie in der Türkei. Hunderttausende kamen zum Platz der ArbeiterInnenklasse. Drei Sternmärsche bewegten sich in Richtung Taksim-Platz mit den Liedern und Parolen der ArbeiterInnenklasse. Trotzdem fielen auch die organisatorischen Schwächen des Festes auf dem Taksim-Platz auf. Das Lied des 1. Mai wurde mehrmals von Hunderttausenden gesungen, Halay wurde getantzt und Davuls wurden geschlagen. Bis auf kleine Reibungen war es ganz friedlich. So gab es eine Auseinandersetzung zwischen ArbeiterInnen, denen die Bühne gehörte, und GewerkschaftsbürokratInnen. Als Mustafa Kumlu, der Vorsitzende des größten türkischen Gewerkschaftsdachverbandes Türk-Is, die Eröffnungsrede halten wollte, begannen wütende ArbeiterInnen Flaschen und Steine zu werfen. Kumlu erntete so handfeste Kritik für sein Vorgehen im TEKEL-Kampf. Er hatte mehrmals versucht, den Kampf abzubrechen. Es war ihm nicht möglich zu reden und er musste stattdessen die Bühne schnell wieder verlassen. Neben Gewerkschaften und politischen Gruppen befanden sich viele Fußballfans auf dem Taksimplatz, die eben wussten, dass Fußball nicht nur Fußball ist. Çar?u (Be?kta?), Tek Yumruk (Galatasaray), Vamos Bien (Fenerbahce), Boranlar (Kartalspor), Sokak (Ankaragücü), Göztepeliche Sevenler (Göztepe), Horozlar (Denizlispor) und sogar die komplette Mannschaft von Kardemir Karabük Spor, die als Meister aus der zweiten Liga in die Superlig aufgestiegen ist – sie alle waren am 1. Mai aktiv unterwegs. Trotz der Verbote und Angriffe in den letzten Jahren konnten die Arbeiterinnen und Arbeiter endlich einen friedlichen 1.Mai feiern. Sie zeigten wieder die Kraft der ArbeiterInnenklasse. Es waren nicht irgendwelche marginalen Kräfte, sondern die ArbeiterInnenklasse selbst, die den Taksim Platz wieder zurückerobert hat. Ihre Proteste richteten sich gegen Kapitalismus, Imperialismus, Kolonialismus, Armut, Arbeitslosigkeit. Sie haben den Herrschenden den wunderschönen Satz entgegengerufen: Es lebe der 1. Mai! //von Ümit Yimaz
Bericht von Nick Brauns aus Istanbul Bericht im Betriebsflugblatt "Unser Werkblatt" Bursa: Die größte und lebendigste 1. Mai-Kundgebung seit den 70er Jahren Die Stärke der sozialistischen Linken in Bursa ist jedem/r Aktivisten/in in Bursa bekannt: Sie ist eigentlich ganz schwach. Im Vergleich zu den anderen Städten wie Istanbul, Ankara, Izmir und ebenso zu den kurdischen Städten war die Erwartung an der Kundgebung in Bursa sehr zurückhaltend. Diese Einschätzung hatten fast alle Sozialisten und Sozialisteninnen in Bursa. Diese Erwartung konnte im letzten Jahr teilweise widerlegt werden. Weil der Taksim-Platz letztes Jahr noch verboten war, waren am 1. Mai 2009 alle Bursaer Organisationen in Bursa geblieben und hatten hier gefeiert. Der 1. Mai 2009 war vielleicht die größte und lebendigste 1. Mai-Kundgebung seit den 70er Jahren in Bursa. Das Ziel dieses Jahr war, mindestens ebensoviele Menschen zum 1. Mai zu mobilisieren, trotz der wieder erlaubten 1. Mai-Feier auf dem Taksim-Platz in Istanbul. Aber viele Organisationen hatten beschlossen, nach Istanbul zu fahren. Dennoch hat der 1. Mai in Bursa dieses Ziel weitgehend erreicht. Um 12.30 haben sich die Gruppen auf dem Gökdere Meydani gesammelt. Der Demozug bewegte sich anschließend zum Fomara Meydani. Es gab keinen Polizeiangriff wie in den letzten Jahren. Die lautstärksten Teile der Demo waren die Blöcke von SchülerInnen und StudentInnen, wie auch in den anderen Städten. Die Jugendorganisation Genc Umut zog durch ihre Lebendigkeit viel Aufmerksamkeit auf sich. Halkevleri (Volkshäuser), die Gewerkschaften und die BDSP (die Plattform der unabhängigen revolutionären Klasse) waren sehr stark vertreten. Eine kleine Gruppe von 5-10 Leuten verließ die Kundgebung mit den Parolen „Revolution, Aufstand, Anarchie“, noch bevor die anderen TeilnehmerInnen verstehen konnten, wer oder was sie waren, obwohl sie für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit genossen. Die Roten Ballons mischten sich auf dem Fomara Meydani mit den Ballons von Bursaspor. Unter diesen farbigen Ballons waren Fahnen, Transpis und Bilder zu sehen. Das Transpi der Volkshäuser – „Einziger Weg: Revolution“ – blieb so lange auf dem Famoraplatz zu sehen, bis die anderen Gruppen das Transpi ganz verdeckten. Insgesamt gab es etwa 15.000 KundgebungsteilnehmerInnen. Die Kundgebung endete mit einem Konzert des Sängers Suavi. //von Kaptan Mugla: Zum ersten Mal nach Jahren wieder eine 1. Mai-Kundgebung Viele Arbeiter und Arbeiterinnen sind am 1. Mai nach Izmir gefahren, um dort zu feiern. Trotzdem war die Teilnahme an der 1. Mai-Kundgebung in Mugla sehr gut, weil zum ersten Mal nach Jahren wieder eine solche Kundgebung in Mugla stattfand. Die Jugendorganisation der national-chauvinistischen Isci Partisi (Arbeiter-Partei) wurde von den Linken nicht auf den Kundgebungsplatz gelassen. Die größte Blöcke der Kundgebung waren von der kurdischen Partei BDP und Egitim-Sen (der LehrerInnen-Gewerkschaft). Die Teilnehmerzahl war 1.500. //von Inan Kartal //Übersetzung: Suphi Toprak, für RIO |
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