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Der Bildungsstreik hat sich zu einer großen Bewegung entwickelt. An den mehr als 80 Demonstrationen in ganz Deutschland beteiligen sich nicht nur SchülerInnen und Studierende, sondern auch LehrerInnen, UnidozentInnen, Kita-Beschäftigte und GewerkschafterInnen. Doch es ist klar, dass eine Protestwoche allein nicht dazu führen wird, dass alle Mängel im Bildungssystem behoben werden. Also wie können wir unsere Forderungen nach besserer Bildung für alle durchsetzen? Wogegen kämpfen wir? Ein Bildungssystem ist immer nur ein Ausdruck einer bestimmten Gesellschaft. Das Bildungssystem, das wir kennen, basiert auf Selektion, Gehorsam gegenüber Autoritäten und der Aneignung von verwertbarem Wissen. Die Unterdrückung und Bevormundung von Jugendlichen gehört zum Alltag. Schon im Kindesalter wird selektiert, wer später studieren darf und wer nicht – und zahlreiche Studien belegen, dass diese Selektion von der sozialen Herkunft abhängt. Das liegt daran, dass wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben – einer Gesellschaft, in der die Mehrheit der Menschen arbeiten muss (ArbeiterInnen eben) und sich eine Minderheit die Ergebnisse dieser Arbeit aneignet (KapitalistInnen). Ein solches System braucht eine Schule, die selektiert: Die meisten sollen ein paar Grundkenntnisse (und auch Gehorsam, Leistungsdruck und Konkurrenzdenken) beigebracht kriegen, und nur einige werden zu einer zukünftigen Elite aus UnternehmerInnen, ManagerInnen, SpezialistInnen usw. trainiert. Das bedeutet, dass der Kampf für gute und freie Bildung für alle auch ein Kampf gegen den Kapitalismus sein muss. Nur in einer Gesellschaft, in der produziert wird, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, kann es ein Bildungssystem geben, in dem alle Menschen ihr Leben lang frei und nach ihren eigenen Interessen lernen können. Dazu müssen wir die Marktwirtschaft (sei sie „sozial“ oder auch nicht) durch eine demokratische Planwirtschaft ersetzen – anders gesagt, wir müssen den Kapitalismus durch den Sozialismus überwinden. Wie kämpfen wir? Wir machen Bildungsstreiks, auf dem wir antikapitalistische Blöcke bilden und „a, anti, anticapitalista“ rufen. Aber noch nie in der Geschichte wurde eine Gesellschaftsform allein dadurch gestürzt. Das Problem ist, dass SchülerInnen und Studierende wenig sozialen Druck erzeugen können – die Schulen und Unis bleiben für ein paar Tage oder ein paar Wochen dicht, aber das öffentliche Leben geht trotzdem weiter. Ganz anders sieht es aus, wenn zum Beispiel LokführerInnen oder AutoarbeiterInnen streiken – die Räder des Systems kommen zum Stillstand und in wenigen Tagen entstehen Verluste in Millionenhöhe. Bei solchen Streiks sehen wir, wer in dieser Gesellschaft Reichtum produziert – es sind nicht etwa BörsianerInnen! Ein wichtiger Fortschritt bei diesem Bildungsstreik – im Gegensatz zu früheren Schulstreiks – ist, dass auch LehrerInnen, UnidozentInnen und Gewerkschaften aktiv mitwirken. Aber warum bestreiken wir nur das Bildungssystem? Die aktuelle Krise des Kapitalismus trifft alle Lohnabhängigen durch Massenentlassungen und Lohnkürzungen. Um zu verhindern, dass die Kosten der Krise auf uns geschoben werden, brauchen wir einen gemeinsamen Streik von allen Betroffenen. Wir brauchen einen Generalstreik. Ein solcher Streik würde die Machtfrage stellen: Wer kontrolliert diese Gesellschaft? Er kann nicht nur die bestehende Ordnung lahmlegen, sondern auch die Grundlage für eine neue schaffen. Wofür kämpfen wir? Egal ob beim ArbeiterInnenkampf oder beim Bildungsstreik, es geht um die Kontrolle: Wer entscheidet, was produziert wird bzw. für wen? Wer entscheidet, wer Bildung bekommt bzw. wieviel? Momentan entscheidet das eine nicht gewählte staatliche Bürokratie bzw. die KapitalistInnen und die Regierung, die sie kontrollieren. Aber wenn wir in den Streik treten, nehmen wir die Kontrolle – zumindest für einen Tag – in unsere eigenen Hände. Wir entscheiden, was auf der Schule, auf der Uni oder im Betrieb passiert. Wir müssen unsere Strukturen (Streikkomitees, Protestplena usw.) ausbauen, um die Kontrolle über das gesamte Bildungssystem und die gesamte Wirtschaft zu erkämpfen. Denn unsere Probleme entstehen nicht wegen „unfähiger“ KapitalistInnen oder „ignoranter“ PolitikerInnen. Sie haben genau das System, das sie haben wollen! Natürlich kämpfen wir auch für jede kleine Verbesserung. Aber wir müssen solche kleinen Kämpfe mit der Perspektive verbinden, die Mächtigen nicht etwa zu „überzeugen“, sondern durch die demokratische Selbstverwaltung der Arbeitenden und Unterdrückten zu ersetzen. Mit wem kämpfen wir? Wir begrüßen sehr, dass Gewerkschaften wie GEW und ver.di den Bildungsstreik unterstützen. Wir können uns jedoch nicht auf den guten Willen der Gewerkschaftsvorstände verlassen, die oft genug Streiks mit miesen Kompromissen abgeblasen haben. Die GewerkschaftsfunktionärInnen verdienen nämlich ein Vielfaches von dem, was ihre Mitglieder verdienen. Also haben sie auch besondere Interessen: Sie leben als VermittlerInnen zwischen ArbeiterInnen und KapitalistInnen, und haben deswegen kein Interesse daran, dieses System umzuwerfen. Die Gelegenheit des Bildungsstreiks müssen wir nutzen, um Verbindungen zu GewerkschaftsaktivistInnen und ArbeiterInnen an der Basis aufzubauen – z.B. durch aktive Unterstützung für die Streiks der Kita-Beschäftigten – und mit ihnen eine weitergehende Perspektive zu entwickeln. An Stelle der GewerkschaftsbürokratInnen und PolitikerInnen linker Parteien, die die Proteste nur nutzen, um einen Posten in diesem System zu ergattern, brauchen wir eine revolutionäre Organisation, die alle ArbeiterInnen- und Jugendproteste weltweit zusammenführt und zu einem revolutionären Kampf gegen den Kapitalismus vereinigt. Wenn du diese Perspektive interessant findest, kannst du gern auf unserer Diskussionsveranstaltung mit uns darüber reden... Veranstaltungen in Berlin Veranstaltung von Revo Berlin: Vom Bildungsstreik zum Generalstreik! Veranstaltung von Revo FU: Reform oder Revolution? Revocamp‘09: ein internationales Sommercamp für revolutionäre Jugendliche //REVOLUTION |
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