Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org


 

die braune Herde marschiert

ein Nazi-Aufmarsch in Treptow konnte mit Hilfe von rund 1.300 Bullen durchgesetzt werden



//Bildquelle: www.krasse-zeiten.de

„Nationale Freiräume erkämpfen? Nationale Revolution? Nationale Perspektiven? Internationaler nationaler Sozialismus? Platz nur für deutsche Jugend? (Rechts) Radikal – Sozial – National?“

Mit Transparenten und in Sprechchören stellten die Neonazis diese Forderungen am Sonnabend, dem 04.12.04 in Treptow. Etwa 100-200 Faschisten waren aufmarschiert: die Kameradschaft „BAS-SO“ aus Treptow, die „Kameradschaft Tor“ aus Lichtenberg, die „Autonomen Nationalisten“, der „Märkische Heimatschutz“ aus Brandenburg, der Hamburger Neonazi Christian Worch und natürlich die NPD. Ihr brauner Zug ging vom S-Bhf Adlershof zum S-Bhf Köpenick.

Es versteht sich von selbst, dass wir das nicht zulassen durften! Also trafen wir uns kurz vor 10 Uhr zusammen mit tausend GegendemonstrantInnen am S-Bhf Adlershof. Es begrüßten uns wie immer die Damen und Herren in Grün. 1.300 sollen im Einsatz gewesen sein! Es waren jedenfalls wieder sehr viele vom „rot-roten“ Senat gesponserte Nazibeschützer.

Nach der ersten Kontrolle gingen wir Richtung Marktplatz. Dieser war allerdings von der Polizei besetzt, also standen wir erst einmal eine Weile mit den RentnerInnen auf der PDS- und Grünen-Kundgebung rum.

Doch über mehrere Nebenstraßen und nach einer weiteren Durchsuchung gelangten wir zum Marktplatz. Als die Faschos dort ankamen, wurden sie gebührend empfangen: mit lautem Pfeifen und Sprechchören gaben wir den Nazis zu verstehen, was wir von ihnen halten – NICHTS! „Gegen Nazis – Widerstand! Klassenkampf statt Vaterland!“

Neben den oben erwähnten demagogischen Forderungen wurde nun auch ein Transparent der Nazis mit dem Zitat der jüdisch-polnischen Kommunistin Rosa Luxemburg sichtbar: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“. Die Nazis werden von Jahr zu Jahr bizarrer! (siehe REVOLUTION Nr. 3 „Nazis sind bizarr“). Die rote Rosa meinte damit sicher nicht die „Freiheit“ der Rassisten und Faschisten.

Die Bullen forderten die Nazis mehrmals auf, ihre Demo abzubrechen, weil zwei Faschos ein Hess-Zitat gegrölt hatten. Sie wurden unter Beifall der Antifa verhaftet und abgeführt. Doch die Naziführung bestand darauf, ihre angemeldete Demo zu Ende zu führen, was ihnen nach langem Hin und Her auch genehmigt wurde. Als sich der Faschozug wieder zu bewegen begann, wurde es richtig laut. Viele drängten sich vor und die Bullen schoben sie zurück.

Nachdem der letzte Nazi uns passiert hatte, rannten alle los zur nächsten Straßenecke. Dabei vergaßen einige, sich nach ihren GenossInnen umzudrehen und so geschah es, dass viele AntifaschistInnen, darunter zwei von REVO, festgenommen wurden. Später stellte sich als Grund für die Festnahme wieder mal das lächerliche Vermummungsverbot heraus – aber, was sollte man bitte machen, wenn Bullen und Nazis die ganze Zeit filmen?!

Dann ging es weiter. Wir versuchten, den Faschos auf den Fersen zu bleiben und schafften es, vor den Zug zu kommen. Wir suchten uns einen geeigneten Platz, wo wir uns postieren konnten. Das wurde aber von der Polizei verhindert und wir wurden, wie eine Herde Tiere, an einen Platz getrieben, der 100m von der Straße entfernt war. So waren wir auch außer Sicht- und Hörweite der Nazis.

Nach langem Überlegen, wie wir über die Spree kommen könnten, da die Bullen beide naheliegenden Brücken gesperrt hatten, lösten wir uns von den Protesten und gingen etwas verdrossen zurück.

Für die Nazis war das Durchsetzen ihrer Demo und die Tatsache, dass auf dem letzten Stück nach der Brücke kaum noch Antifas hingelangten – aufgrund der Einsatzfreude der Polizei – ein Erfolg.

Eine traurige Bilanz für den antifaschistischen Widerstand an diesem Tag! Mit mehr Leuten hätten wir die Nazi-Demo behindern oder gar verhindern können. Wir hätten die Faschos demoralisiert und gezeigt, dass man sie schlagen kann, wenn man sich ihnen in den Weg stellt und nicht nur protestiert. Doch die Bullen – wie so oft – haben den Nazis den Weg frei geprügelt. Wieder einmal zeigte sich, dass man im Kampf gegen die Nazis nicht auf den Staat hoffen darf: im Gegenteil!

Die rot-grüne Bundesregierung und der „rot-rote“ Berliner Senat genehmigen schließlich immer wieder die Aufmärsche der Braunen und sponsern jede Menge Polizei! Dazu kommt noch, dass es für die Nazis auch leicht ist, mit ihren falschen Parolen von „Sozialismus“ und „Antikapitalismus“ hausieren zu gehen, wenn die Schröder-Regierung mit Hartz IV und Agenda 2010 immer mehr Leute in die Armut triebt.

Hier heißt es, den Menschen wahre Alternativen zum Kapitalismus zu zeigen und sie über die wahren Ziele der „sozialen“ Nationalisten aufzuklären. Dafür müssen alle revolutionäre Kräfte, alle Linken, die ImmigrantInnen und die Arbeiterbewegung zusammenarbeiten. Wir brauchen eine antifaschistische Einheitsfront!

//von Salvador aus Friedrichshain //REVOLUTION Nr. 9

RIO • Revolutionäre Internationalistische Organisation • www.revolution.de.com • info[ät]revolution.de.com • (c)opyleft   

Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org