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Ursprung des Frauentags

Der internationale Frauentag wurde – im Gegensatz zum Muttertag in Deutschland – nicht etwa ins Leben gerufen, um den Absatz von Schnittblumen anzukurbeln. Stattdessen entstand er vor 100 Jahren als Kampftag der Arbeiterinnen für politische Rechte und gegen die miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen, unter denen Frauen noch stärker als Männer zu leiden hatten.

Der Anstoß dafür kam von der der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 in Kopenhagen. Dort war es vor allem die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die sich für die Einführung eines internationalen Frauenkampftages einsetzte. 1911 gingen dann erstmals Millionen Frauen in mehreren europäischen Ländern und den USA auf die Straße – damals noch am 19. März. Zu ihren Hauptlosungen gehörten die Einführung des Wahlrechts, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die Ablehnung des drohenden imperialistischen Krieges.

Zetkin hatte sich schon ihr gesamtes politisches Leben über für die Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft und auch in der – von Männern dominierten – ArbeiterInnenbewegung eingesetzt. Für sie hingen Frauenbefreiung und Befreiung aller Arbeiterinnen und Arbeiter von kapitalistischer Ausbeutung eng zusammen. Um Frauen effektiv für diese sozialistische Bewegung zu gewinnen, sollte ihnen wiederum eine gleichberechtigte und auch eigenständige Organisierung im Kampf für ihre spezifischen Interessen ermöglicht werden.

Damit grenzte sie sich klar von bürgerlichen Frauenrechtlerinnen ab, die zwar eine Gleichstellung anstrebten, jedoch innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse. Da die Vertreterinnen dieser Bewegung vor allem aus privilegierten Schichten stammten, scherten sie sich kaum um die drängendsten Probleme der verarmten Massen.

Im Laufe der Geschichte zeigten dagegen proletarische Frauen immer wieder, dass sie dazu in der Lage sind, sich an die Spitze der gesamten ArbeiterInnenbewegung zu setzen. So zum Beispiel am 8. März 1917, als 90.000 Textilarbeiterinnen in Petrograd streikten und damit die ersten Demonstrationen der Februarrevolution auslösten, wodurch sie gleichsam zu Vorboten der Oktoberrevolution wurden. Um die Rolle der Frauen bei dieser Revolution zu ehren, wurde der internationale Frauentag dann 1921 von der zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen auf den 8. März gelegt.

Während der Muttertag bis heute großen Stellenwert in der BRD hat, ist der Frauentag lange ins Abseits geraten. Erst die neue Frauenbewegung Ende der 60er griff den 8. März wieder vorsichtig als Kampftag auf. Allerdings versuchte sie in ihrer Mehrheit, abseits klassischer politischer Lager und abseits von Klassengrenzen zu agieren. Die Frauenbewegungen, die die „Frauenfrage“ getrennt von den Klassenauseinandersetzungen sahen, machten also ähnliche Fehler wie sie die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen schon Jahrzehnte zuvor gemacht hatten.

In vielen Teilen der Welt ist das Elend der Frauen heute nahezu das gleiche, wie vor hundert Jahren. Noch immer haben sie in besonderem Maße unter Armut, Gewalt und Unterdrückung zu leiden. Selbst in den reichen imperialistischen Staaten ist die Diskriminierung kaum zu übersehen – sogar offensichtlichste Missstände wie ungleiche Bezahlung bei gleicher Qualifizierung sind noch lange nicht überwunden.

Dass nach 100 Jahren immer noch nicht alle Forderungen des ersten Frauentags erfüllt sind, ist zwar kein Grund zu feiern, aber umso mehr ein Ansporn, die sozialistische Tradition wieder aufleben zu lassen und für eine starke proletarische (Frauen-)Bewegung einzutreten, die der doppelten Unterdrückung aller Arbeiterinnen durch Kapitalismus und Sexismus ein Ende bereitet.

//von Tom Hirschfeld, RIO, Potsdam //REVOLUTION Nr. 42

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