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Studierende und Arbeitende gemeinsam!

Denn bekanntlich sind wir nur gemeinsam stark!

Die Situation der Studierenden an den Hochschulen hat sich in den letzten Jahren konsequent verschlechtert! Diese Aussage belegt eine erst kürzlich veröffentlichte Studie des deutschen Studentenwerkes, wonach immer mehr Studierende immer mehr neben dem Studium arbeiten müssen.

Beim Studium selbst werden in immer kürzerer Zeit den StudentInnen immer mehr Lehrinhalte vermittelt – man kann schon fast sagen: verabreicht. Die Hochschulreform hatte nur ein Ziel: den Studierenden mehr Systemfunktionalität anzutrainieren – oder wie es oft heißt: sie „fit“ für den Arbeitsmarkt zu machen. Das Wirtschaftssystem, in dem wir uns befinden, benötigt eben heutzutage „flexible“ ArbeiterInnen. Diese „Flexibilität“ gilt als sogenannte Schlüsselqualifikation. Die Anhäufung von Wissen ist in der Ausbildung zwar erwünscht, jedoch sollten nicht die Studierenden selbst entscheiden, welches Wissen sie sich aneignen. Sie sollen es nach der Funktionalität des Arbeitsmarktes ausrichten – oder noch besser: es wird ihnen ausgerichtet.

Ein zweiter alarmierender Fakt aus der Studentenwerksstudie ist der konstant niedrige Anteil Studierender aus den sogenannten „unteren Einkommensschichten“. Trotz der Anhebung des BAföGs, die nebenbei nicht einmal die Inflation seit der letzten Anhebung ausgleichen konnte, entscheidet immer noch der Geldbeutel der Eltern über ein Studium der Kinder.

Fassen wir also kurz zusammen: ArbeiterInnenkinder haben schlechtere Bildungschancen und die Lage der StudienabsolventInnen ist alles andere als gesichert. Die, die ohnehin schon aus einem mehr oder weniger „prekären“ Umfeld kommen, sind dazu verdammt, dort auch zu bleiben, und auch die Kinder der Mittelschicht werden in ein solches „prekäres“ Umfeld hineingedrückt. Daran sieht man, wie sehr die kapitalistische Rechtfertigungsrhetorik von einem besserem Leben durch Wohlstand und Wachstum fern der Realität ist.

Nach dieser Beobachtung muss man sich die Frage stellen, worin eigentlich der Unterschied zwischen den arbeitenden Massen, die sich mit immer niedrigeren Einkommen und immer unsicheren Arbeitsverhältnissen konfrontiert sehen, und den Studierenden, die ebenfalls für die Individualisierung des Arbeitsmarktes einen hohen Preis bezahlen müssen, besteht. Man wird schnell feststellen, dass dieser Unterschied geringer wird. Die ökonomischen Probleme der ArbeiterInnen betreffen auch immer mehr die AkademikerInnen.

Was bedeutet diese Tatsache für den nächsten Bildungsstreik? Sicher, eine leidenschaftlich geführte Diskussion über Hochschulpolitik ist richtig und wichtig. Doch wenn sich die Studierenden wirklich eine Stimme in dieser Gesellschaft verschaffen wollen, müssen sie sich mit den Arbeitenden nicht nur solidarisieren, sie müssen sich ihnen anschließen und ihre Kämpfe aktiv unterstützen. Nur gemeinsam kann dieses dysfunktionale System, das auf der Ausbeutung der ArbeiterInnen basiert und die Mehrheit der Studierenden auf eben diese Ausbeutung vorbereitet, zum Sturz gebracht werden.

Lasst uns deswegen beim nächsten Bildungsstreik die Lippenbekenntnisse über Solidarität mit den Beschäftigten in echte Solidarität umwandeln. Bereits beim letzten Bildungsstreik gab es einige solche Erfahrungen: Anfang November konnte im Rahmen eines Warnstreiks beim Studentenwerk Berlin die Unimensa an der FU komplett lahmgelegt werden. An einer Vollversammlung in der besetzten Mensa nahmen dann 600 Studierende und auch 100 Beschäftigte teil, die mit stehenden Ovationen begrüßt wurden. An diesem einen Protesttag entstanden bis zu 20.000 Euro Verluste für die Mensa – mehr als die Besetzung des größten Hörsaals in drei Monaten verursachte.

Dazu gab es in Berlin mehrere Solidaritätsdemos für streikende GebäudereinigerInnen. BesetzerInnen der Uni Stuttgart solidarisierten sich auch mit den Beschäftigten von Daimler in Sindelfingen: „Ihr kämpft für die Arbeitsplätze für die Beschäftigten von morgen, also für die SchülerInnen und Studierenden von heute“.

Diese Beispiele zeigen, welch großes Kampfpotential eine Liaison von ArbeiterInnen und StudentInnen birgt – wir müssen systematisch darauf hinarbeiten! Wenn wir Veränderung wollen, dann nur mit der Solidarität aller, die in der kapitalistischen Gesellschaft benachteiligt werden. Kämpfen wir also beim nächsten Bildungsstreik Seite an Seite mit GebäudereinigerInnen, LokführerInnen, KöchInnen und vielen vielen mehr!

//von Martin Biermann, AG Arbeitskämpfe, FU Berlin //REVOLUTION Nr. 38

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