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Woher kommt der
Wahlkampf-Sexismus?

Wenn mensch den derzeitigen Wahlkampf betrachtet, sieht mensch nichts grundsätzlich Neues. Wieder wird mit altbekannten Sprüchen nach mehr Gerechtigkeit und mehr Arbeitsplätzen geworben, die wieder nicht eingehalten werden, weil nach der Wahl angeblich doch das Geld fehlt. Was wir auch auf den Wahlplakaten geboten kriegen sind Frauenärsche – nackt oder auch nicht –, auf jeden Fall tiefe Einblicke, die uns von den Plakaten ins Gesicht springen sollen. Wohl ganz nach dem Motto: Politik kann sexy sein.

Nun gut. Ziel dieser Plakate ist es, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dieses war am Beispiel der CDU-Bundestagsabgeordneten Vera Lengsfeld auch erfolgreich, die mit dem Slogan „CDU – Wir haben mehr zu bieten“, plakatiert. Abgebildet ist Bundeskanzlerin Merkel nebst Lengsfeld und beide sind mit tiefem Dekolleté zu bestaunen.

Das zeigt deutlich, dass mensch die Parteien inhaltlich kaum noch unterscheiden kann. In einem Wahlkampf in der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren, greifen die Parteien zu Sexismus, um irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich erzählen sie ja sonst alle dasselbe.

Was die Wahlplakate deutlich zeigen, ist, dass – obwohl wir eine Frau als Kanzlerin haben – die Gesellschaft weiterhin vom Sexismus geprägt ist. Auch die Konsumwerbung ist gefüllt von erotischen Männerphantasien, sogar für alltägliche Lebensmittel. Hier fungieren Frauen als Lustobjekte, die zum Kauf animieren sollen. Der Sexismus in Werbung und Gesellschaft reproduziert die Unterdrückung von Frauen im Alltag.

Allerdings sollte mensch nicht vergessen, dass Frauen nicht nur in der Werbung degradiert werden, sondern auch gesamtgesellschaftlich diskriminiert sind. Nach wie vor verdienen Frauen für die gleiche Arbeit deutlich weniger als Männer. Nach wie vor sind sie in den Führungsetagen der politischen Institutionen und vor allem der Unternehmen die absolute Minderheit. Zwar hat die ArbeiterInnenbewegung wichtige Freiheiten, wie das Frauenwahlrecht, erkämpft. Aber an der gesellschaftlichen Ungleichheit ändert dies nichts.

Diese ist schließlich Teil des kapitalistischen Systems. Die herrschende Klasse hat gar kein Interesse daran, sexistische Strukturen zu überwinden. Sie interessiert, dass irgendwer dafür sorgt, dass die Arbeitskraft unentgeltlich (also durch unbezahlte Hausarbeit) reproduziert wird. In dieser Gesellschaft machen das vor allem Frauen: sie machen bis zu 90% der Hausarbeit. Auch wenn es Sexismus deutlich länger gibt als Kapitalismus, so haben die KapitalistInnen diesen Unterdrückungsmechanismus trotzdem integriert. Die herrschende Klasse ist von sexistischer Ungleichheit abhängig.

Zusätzlich ist für die Herrschenden die Trennung nach Geschlechtern ein Machtinstrument, um die Kampfkraft der ArbeiterInnenklasse zu drücken. Nicht umsonst werden Frauen immer wieder dazu eingesetzt, um Löhne von allen ArbeiterInnen möglichst niedrig zu halten.

Alle Versuche, diese Probleme innerhalb des Kapitalismus zu überwinden, wie es die SPD, die Linkspartei oder die Grünen versprechen, müssen an den Interessen der Herrschenden scheitern. Nur die Verbindung von Kämpfen gegen Frauenunterdrückung mit den Kämpfen gegen kapitalistische Ausbeutung sind dazu in der Lage, sexistische Strukturen wirklich zu überwinden. Nur wer gegen das Kapital kämpft kann auch das Patriachat zerschlagen.

//von Susann, Revo Berlin //REVOLUTION Nr. 36

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