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Kapitalismus

Es wird wieder über Kapitalismus gesprochen. Dabei bleibt leider oft der gesamte Inhalt des Begriffs auf der Strecke, ob bei „antikapitalistischen“ Nazis, welche im Kapitalismus vor allem die „Zinsknechtschaft durch das Finanzjudentum“ sehen, oder bei den KritikerInnen des „Turbokapitalismus“, die vor allem die neoliberale Gangart des Kapitalismus im Gegensatz zur sozialpartnerschaftlichen und staatlich regulierten Gangart ablehnen. Das Verständnis der Welt, in der wir leben, ist die Grundlage dafür, diese Welt zu verändern. Deshalb messen wir MarxistInnen der sorgfältigen Analyse des Kapitalismus größte Bedeutung zu.

1. Die Grundlagen

Kapitalismus bedeutet soviel wie „Ordnung des Kapitals“, was dem Ganzen schon recht nahe kommt. Kapitalismus ist eine historische Gesellschaftsformation: Historisch bedeutet, dass der Kapitalismus nicht schon immer da war und auch nicht immer da sein wird, dass er sich also unter bestimmten Bedingungen entwickelt hat und auch wieder vergehen wird. Der Kapitalismus ist die jüngste Form einer ganzen Reihe von Klassengesellschaften, welche in der Menschheitsgeschichte entstanden und vergangen sind: Feudalismus, SklavInnenhalterInnengesellschaft usw. Während in den vorhergegangenen Gesellschaften diese Klassen auf direkter Unterdrückung der Beherrschten durch die HerrscherInnen basierten, sind die Dinge im Kapitalismus etwas subtiler.

Die unterdrückte Klasse im Kapitalismus, das Proletariat oder ArbeiterInnenklasse, ordnet sich der herrschenden Klasse, der Bourgeoisie oder KapitalistInnenklasse, unter – nicht weil sie unmittelbar mit Waffengewalt oder dergleichen dazu gezwungen wird, sondern sie macht dies scheinbar „freiwillig“. Im Kapitalismus nehmen sämtliche Güter die Form von Waren an, d.h. sie werden auf einem Markt zu ihrem Gegenwert getauscht. Dieser Gegenwert wird durch Geld vermittelt – Geld scheint die unmittelbare Verkörperung von Wert zu sein. Wenn mensch sich also mit den Gütern versorgen will, welche zum Überleben notwendig sind, muss mensch diese als Waren mit Geld auf dem Markt kaufen.

Die beiden großen Klassen im Kapitalismus unterscheiden sich dadurch, wie sie diesen Gegenwert erhalten. Beide Klassen sind PrivateigentümerInnen – der Mensch als PrivateigentümerIn ist deshalb die rechtliche Grundlage des Kapitalismus. Die KapitalistInnen besitzen Produktionsmittel, also Maschinen, Werke, Fabriken und der gleichen. Diese könnnen Waren schaffen, wenn sie bedient werden. Die ProletarierInnen besitzen als einziges ihre Arbeitskraft, welche sie den KapitalistInnen für einen Lohn zur Verfügung stellen müssen. Mit dieser Arbeitskraft bedienen sie die Produktionsmittel der KapitalistInnen und schaffen so Produkte, welche dann als Waren den Markt betreten. Die Kapitalist­Innen erhalten ihren Reichtum durch den Verkauf dieser von den ArbeiterInnen geschaffenen Waren.


New Yorker Börse

2. Der Mehrwert

Dieses Verfahren erscheint aber nicht als unrechtmässige Aneignung, da die KapitalistInnen die Arbeitskraft der ArbeiterInnen ebenfalls als Ware kaufen. Es liegt in der Natur der Ware, dass die KäuferInnen frei über sie verfügen dürfen. Die ArbeiterInnen können aber mehr Reichtum schaffen, als ihre Arbeitskraft wert ist, da sie mehr schaffen können, als sie zum Überleben brauchen. Der Preis der Arbeitskraft ist aber gerade dadurch bestimmt, dass sie einen Lohn erhalten, der ihnen zum Überleben reicht. Die KapitalistInnen eignen sich so beständig einen Überschuss an Arbeit der ArbeiterInnen, also einen Mehrwert, an. Dieser abgezwackte Mehrwert ist die Grundlage des kapitalistischen Profits. Die Kapitalist­Innen wollen mit diesem Mehrwert aber nicht einfach mehr Produkte kaufen als die ArbeiterInnen, sondern durch die Konkurrenz zu anderen KapitalistInnen sind sie genötigt, immer mehr zu investieren, um höhere Profite zu bekommen. Fressen oder gefressen werden ist die Grundmaxime des kapitalistischen Marktes.

3. Die Krisen

Im Kapitalismus dreht sich alles darum, noch höhere Profite zu erwirtschaften. Diesem Bedürfnis des Kapitals nach Verwertung muss sich der Mensch in sämtlichen Aspekten seines Lebens unterordnen – die „Sachzwänge“ gewinnen die Überhand über die Menschen. Kommt das Kapital in eine Phase, in der es sich nicht mehr verwerten kann, also keinen Profit mehr abwirft, kommt es zur Krise. Arbeiter­Innen verlieren ihre Stellen, die Preise steigen, die Löhne werden gedrückt, um noch das letzte bisschen Mehrwert aus den ArbeiterInnen zu pressen, und staatliche Sozialleistungen werden gekürzt. Nützen alle diese Maßnahmen nichts, schaltet der Kapitalismus noch einen Gang rauf: Krieg, Faschismus und die Massenvernichtung von Mensch und Produktionsmittel ist der letzte Halt für den Kapitalismus in der Krise.

Zu Krisen kommt es immer wieder; Sie kommen nicht von außen, sondern wohnen den Produktionsverhältnissen inne. Es ist der Widerspruch zwischen den Bedürfnissen der Menschen und dem Bedürfnis des Kapitals nach Verwertung, der latent ist und immer wieder ausbricht. Der Kapitalismus ist von Widersprüchen nur so durchzogen – mehr noch, er ist ein einziger Widerspruch, der der Menschheit auf dem Pfad zu ihrer Befreiung wie ein riesiger Felsen im Weg liegt. Genau aus diesen Widersprüchen, insbesondere aus den widersprüchlichen Interessen von ProletarierInnen und KapitalistInnen, erwächst aber auch die Perspektive, den Felsen aus dem Weg zu sprengen und so den Kapitalismus zu überwinden.

Die ArbeiterInnen kommen im Kapitalismus immer unter die Räder – in der Krise werden sie bis an den Rand der physischen Vernichtung gedrängt. Sie haben keinerlei Interesse, diese Gesellschaftsform aufrecht zu erhalten. Die ArbeiterInnenklasse ist Milliarden von Menschen stark und kann, wenn sie entschlossen kämpft, das ganze System lahm legen und durch eine Revolution überwinden. Wenn sie ihre eigene Stärke und die Notwendigkeit eines Umbruches erkennt, wird die Welt aus den Angeln gehoben und der Kapitalismus wird im wahrsten Sinne des Wortes eine „historische“ Ordnung werden.

//von Alan, Revo St. Gallen //REVOLUTION Nr. 30


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