KULTURREVOLUTION

Die Welle

JedeR Jugendliche kennt die Geschichte. Ob privat oder als Lektüre in der Schule, ob als Erstverfilmung oder nun als neuen Streifen im Kino: „Die Welle“. Oft wird der Stoff des Buches von Morton Rhue und dessen „wahre Vorlage“ im Unterricht genutzt, um den SchülerInnen einen bezugsnahen Einblick in die Beschaffenheit dieser Thematik zu verschaffen. Denn welcher Geschichtslehrer kennt das Stöhnen im Klassenzimmer nicht, wenn wieder einmal der Nationalsozialismus auf dem Lehrplan steht?

Natürlich sieht sich der sympathische Lehrer Rainer Wenger auch in der Neuverfilmung „der Welle“ mit der Verdrossenheit seiner Schutzbefohlenen im Bezug auf die Aufarbeitung des deutschen Faschismus konfrontiert. Dargestellt von Jürgen Vogel, der in seiner Rolle als linker Lehrer und ehemaliger Hausbesetzer vollkommen aufgeht, versucht er auf unkonventionelle Weise seinen SchülerInnen vor Augen zu führen, warum sich die Deutschen im Dritten Reich nicht gegen die Nazis wehrten. Er beginnt sein Autoritäts-Experiment mit Strammstehen und Uniformierung seiner SchülerInnen und baut in kürzester Zeit einen Exklusiv-Club auf. Er gibt ihm den Namen „die Welle“ und sie führen ganz Nazi-like noch den passenden Handgruß ein. Überraschenderweise reagiert der Großteil der SchülerInnen von Anfang an sehr positiv auf den Militärton. „Die Welle“ etabliert sich unter den Jugendlichen und entwickelt eine verheerende Eigendynamik. Das Experiment gerät völlig aus den Fugen. „Die Welle“ soll die heutige Version der Hitler-Jugend widerspiegeln.

Die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit, kann mensch in letzter Zeit öfter in den Medien beobachten. Dort gibt es das gleiche Problem wie bei „der Welle“: Der Faschismus wird ausschließlich auf psychologischer Ebene beleuchtet. Die KapitalistInnen von heute wollen davon ablenken, dass deutsche KapitalistInnen den entscheidenden Beitrag für die Etablierung der faschistischen Diktatur lieferten.

//von Jolene, Revo Berlin //REVOLUTION Nr. 29