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Der Kampf in Kurdistan Eine kurze Geschichte des kurdischen Freiheitskampfes Der in Kurdistan seit Jahrzehnten schwelende Konflikt ist seit den Angriffen des türkischen Militärs auf angebliche Stellungen der PKK im Norden des Irak wieder in den Fokus der Medien, aber auch der Linken gerückt, die das Thema seit einigen Jahren konsequent verdrängt hatte. In den bürgerlichen Medien werden die Guerillaeinheiten der PKK als „Terroristen“ dargestellt, doch bei genauerer Betrachtung des kurdischen Konflikts müssen ganz andere Schlüsse gezogen werden. Im Laufe der Geschichte wurde Kurdistan immer wieder von verschiedenen lokalen Mächten erobert, bis es schlussendlich 1514 vom Osmanischen Reich annektiert wurde. Nach dem ersten Weltkrieg und der Zerschlagung des Osmanischen Reichs wurde das kurdische Siedlungsgebiet auf vier verschiedene Nationalstaaten aufgeteilt: Die Türkei, den Irak, den Iran und Syrien. Vor allem in der Türkei kam es auf Grund der rigorosen „Assimilierungspolitik“ der türkischen Regierung dazu, dass KurdInnen ihre eigene Kultur nicht frei ausleben durften und die kurdische Sprache aus dem öffentlichen Raum verbannt wurde. Es kam auch zu Widerstand seitens kurdischer Menschen, der bis heute anhält. Im Iran waren die KurdInnen ähnlich starker Repressionen ausgesetzt, erst durch das Schahregime und fast nahtlos daran anknüpfend durch die islamische Republik. Im Irak existierte seit dem zweiten Golfkrieg 1991 eine „Sonderschutzzone“ im Norden, die einen Großteil des irakisch-kurdischen Siedlungsgebiets umfasste. Diese wurde nach dem Überfall der USA und ihrer Verbündeten 2003 in eine autonome Provinz umgewandelt. Die PKK Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Organisationen, die sich bewaffnet oder nicht für die Befreiung Kurdistans von den verschiedenen Besatzungsmächten eingesetzt haben. Die einflussreichste und weltweit bekannteste unter ihnen ist die aus dem türkischen Teil des kurdischen Siedlungsgebiets stammende Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistan, PKK). Die PKK wurde am 27. November 1978 gegründet, als Ergebnis der Verschärfung der Repression gegenüber den KurdInnen zu dieser Zeit, und versuchte durch einen Guerillakampf die türkische Besatzung Kurdistans zu beenden, mit dem Ziel eines unabhängigen Kurdistans und einer neuen Gesellschaft. Im Laufe der Zeit wurde diese Strategie aber mehr und mehr revidiert und seit dem Jahr 2005 verfolgt die PKK (bzw. ihre Nachfolgerorganisationen) den „demokratischen Konföderalismus“, eine vom ehemaligen PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan formulierte Ideologie, die sich in grundlegenden Zügen an der Strategie der EZLN im mexikanischen Chiapas orientiert. Das erklärte Ziel der PKK ist mittlerweile kein eigenständiger kurdischer Staat mehr, sondern möglichst viel Autonomie auf lokaler Ebene für die KurdInnen. Im Vergleich zu vielen anderen Befreiungsbewegungen hat die PKK einen sehr großen Frauenanteil und ihre Haltung zur Rolle der Frau in Gesellschaft und Organisation ist sehr fortschrittlich. Die weiblichen Mitglieder sind in einer Unterorganisation, der Partei der freien Frau Kurdistans (PAJK), organisiert, sie haben eigene Kampfverbände und militärische Kommandos. Trotz des demokratischen Anspruchs der PKK scheint es, dass die Partei von Abdullah Öcalan (um dessen Figur sich ein starker Kult entwickelt hat) allein geführt wird. Dieser wird seit 1999 in menschenunwürdigen Bedingungen auf einer türkischen Gefängnisinsel in Isolationshaft festgehalten, d.h. es ist klar, dass er selbst nicht die tagtägliche Arbeit lenkt. Allerdings gibt er nach wie vor die ideologische Leitlinie der Partei vor. Solch ein Personenkult, der so stark an den Stalinismus erinnert, ist abzulehnen, denn nur eine Organisation, die offen über ihre Analysen über die Strategie, die daraus resultiert, diskutiert und demokratisch über diese Fragen entscheidet, kann eine erfolgreiche Strategie entwickeln. Der Kampf der PKK und der anderen kurdischen Guerillaorganisationen gegen die verschiedenen Besatzungsmächten ist fortschrittlich und unterstützenswert. Allerdings scheint die angewendete Guerillastrategie wenig erfolgsversprechend: Durch den Rückzug der PKK in die Berge der türkisch-iranisch-irakischen Grenzregion isoliert sie sich selbst von ihrer Basis in den Dörfern und Städten. So ist eine Intervention in den alltäglichen Kampf der kurdischen Bevölkerung nahezu unmöglich. Die Rettung? Es gibt unter den KurdInnen auch Strömungen, die – auf den Nordirak blickend – die Zusammenarbeit mit den imperialistischen Mächten ausbauen wollen, zum Beispiel im Kampf gegen das iranische Regime, um ihre Autonomie zu erreichen. So flog der Vorsitzende der PJAK, der Schwesterpartei der PKK im Iran, vor einigen Monaten nach Washington, um dort vor US-Regierungsvertretern um Unterstützung zu werben. Doch diese proimperialistische Perspektive führt die KurdInnen nicht zur Befreiung. Es wird nichts am Leid der kurdischen Bevölkerung ändern, sondern höchstens einer kleinen Schicht helfen, sich selbst zu bereichern wie aktuell im Nordirak. Außerdem wäre ein durch imperialistische Hilfe entstandener kurdischer Nationalstaat in der Region kaum lebensfähig, sondern würde den Hass von Millionen AraberInnen und PerserInnen auf sich ziehen. Eine Lösung der kurdischen Frage ist nicht möglich ohne eine radikale Neuformierung der gesamten türkischen, irakischen oder iranischen Gesellschaft. Es gilt, den Kampf des kurdischen Volkes für kulturelle und politische Selbstbestimmung mit dem Kampf der türkischen, irakischen, iranischen und syrischen ArbeiterInnen zu verknüpfen, denn diese haben kein materielles Interesse an der Unterdrückung der KurdInnen. Doch diese Solidarität organisiert sich nicht spontan von selbst. Um eine wirkliche Strategie gegen die kapitalistischen HerrscherInnen zu entwickeln, braucht es einer internationalen revolutionären Arbeiterpartei, die in der Lage ist, einen internationalen Kampf gegen alle kapitalistischen Staaten zu führen. Denn nur international lassen sich die Probleme und deren Wurzel, das kapitalistische System, beseitigen. //von Antonio, Revo Berlin //REVOLUTION Nr. 27 |
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