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Schuhputzer in Sturmhauben

Die bolivianische Hauptstadt La Paz ist von Terroristen überrant worden! Zumindest sieht sie so aus. An jeder Ecke sitzen Männer mit schwarzen Sturmhauben, die PassantInnen mit einem etwas aggressiven Ton ansprechen. Aber diese „Terroristen” sind in Wirklichkeit „Lustrabotas”, also Schuhputzer. Für 50 bolivianische Cent (rund 0,05 Euro) polieren sie Schuhe. Sie können recht aufdringlich sein, bei TouristInnen sogar mit einem bisschen Englisch: „Schüh-Schin?”

Genaue Zahlen gibt es nicht, aber einige tausend von ihnen arbeiten tagtäglich auf den Strassen von La Paz. Jeder Platz ist von einer Assoziation kontrolliert, die in der Regel rund 20 Mitglieder hat. Die Mitglieder zahlen einen Beitrag, tragen eine Weste mit dem Assoziationslogo und bekommen einen festen Platz, wo sie jeden Tag arbeiten.

An einem guten Tag kann ein Lustrabota mit einem festen Platz 80 pesos (rund 8 Euro) verdienen – das sind 160 geputze Schuhe! Normalerweise sind es 2-4 Euro. Dieser Lohn entspricht in etwa dem Durchschnittseinkommen in Bolivien. Also warum die Masken? Der Beruf des Schuhputzers ist nicht gerade gut angesehen.

Mit einem Diener zu Fusse sind die Kunden geradezu eingeladen, überheblich zu sein. Am Ende des Tages hat man immer schwarze Hände, weshalb sich die Lustrabotas nach der Arbeit umziehen und grossen Wert auf ein sauberes Image legen. Einige studieren nebenbei und wollen nicht von ihren Kommilitonen erkannt werden; Viele haben Frauen, Kinder oder Eltern, die von ihrem Beruf nichts wissen.

Es gibt auch riesige Vorurteile in der Bevölkerung. Fragt man einen Menschen auf der Strasse von La Paz, warum die Masken getragen werden, ist die Antwort meist: „La clefa”, also die Einatmung von Klebstoff. Lustrabotes gelten als Alkoholiker oder Drogensüchtige. Dabei sind es meistens respektable Leute, die flexible Arbeitszeiten und keinen Chef haben wollen. Die Assoziationen haben strikte Regeln gegen Alkoholkonsum in der Nähe des Arbeitsplatzes.

So kämpfen die Lustrabotas für ihre Anerkennung als normale ArbeiterInnen, durch das Arbeitsministerium, durch die Gewerkschaften und durch die Bevölkerung im Allgemeinen. Manche, die einen Sessel für die Kunden besitzen oder in einem reicheren Viertel arbeiten (und dadurch immer die gleichen Kunden haben), tragen gar keine Maske. Aber bis die wirtschaftliche und politische Situation in Bolivien sich ändert, werden die “Terroristen” an jeder Ecke bleiben.

//von Wladek aus Kreuzberg //Original: http://de.indymedia.org/2007/04/172852.shtml
//REVOLUTION Nr. 24

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