Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org |
|||||
RevolutionärInnen & Gewerkschaften Wie soll die radikale Linke mit DGB und Co. umgehen? „Gewerkschaft“ – fast klingt es wie „Gewehrschaft“. Und ein Gewehr ist eine Waffe. Die Gewerkschaften sollten Kampforgane der Arbeiterklasse sein. Doch Kampforgane sind die Gewerkschaften in Deutschland nur in Ausnahmefällen. Meistens erlebt man DGB, IG Metall, Ver.di usw. als bürokratische Ungeheuer, die durch korrupte FunktionärInnen an Staat und Konzerne gebunden sind. Wieder ein langweiliges DGB-Plakat – soll man mit diesen Leuten zusammenarbeiten? Diese Bürokratie ist mehr als ein abstrakter Begriff. Sie ist eine privilegierte Kaste, die durch das System der Sozialpartnerschaft mit dem Kapitalismus verbunden ist. Diese Verbindung ist jedoch keine bewusste Handlung weniger FunktionärInnen, sondern ein Unterdrückungsmechanismus, der dem kapitalistischen System innewohnt. Die Gewerkschaften suchen keinen Sieg der ArbeiterInnen über das Kapital zur revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft, sondern die ständige Vermittlung zwischen beiden Klassen. Der Kapitalismus schafft eine so genannte „Arbeiteraristokratie“. Diese ProletarierInnen werden weniger heftig ausgebeutet als ihre KlassengenossInnen und werden so an die herrschende Klasse gebunden. Ihre Loyalität zum Kapital beruht auf der Hoffnung, ihre privilegierte Position im Verhältnis zur Masse der ArbeiterInnen zu sichern und auszubauen. Die Perspektive Der DGB hat rund sieben Millionen Mitglieder, er ist die größte Arbeiterorganisation Deutschlands. Keine Revolution, kein Generalstreik ist ohne die Teilnahme der DGB-Basis vorstellbar. Um an diese Basis heran zu kommen, müssen RevolutionärInnen in den großen Gewerkschaften arbeiten. Wir lehnen es ab, winzige „revolutionäre“ Ersatzgewerkschaften zu bilden, denn dafür muss man sich aus den Massengewerkschaften zurückziehen und damit die Basis den reformistischen FunktionärInnen überlassen. Es ist notwendig, dass wir dem reformistische Konzept der Gewerkschaftsführung eine revolutionäre Perspektive entgegenstellen und eine Fraktion innerhalb der Gewerkschaften bilden. Diese Fraktion muss die Widersprüche zwischen Basis und Führung ausnutzen und breite Oppositionsbewegungen gegen die Gewerkschaftsbürokratie unterstützen bzw. selbst aufbauen. Dabei reicht es nicht, die Reformisten zu kritisieren – wir müssen die Gewerkschaftsführungen zu konkreten Aktionen auffordern. Dabei geht es geht nicht darum, als Bittsteller vor die Gewerkschaftsführung zu treten, sondern darum, an der Basis zu agitieren und damit die Bürokratie unter Druck zu setzen. Diese Strategie bringt uns in eine äußerst vorteilhafte Position, die eine doppelte Funktion ausführt. Beugt sich die Gewerkschaftsführung diesem Druck, nimmt sie an den Aktionen teil und es kommen sinnvolle Aktionen zustande. Weigert die Bürokratie allerdings, entlarvt Sie sich selbst als Feind der Basis und diese kann einen Schritt in Richtung eigenständige Organisierung gehen. Die Kämpfe Immer wieder kommt es zu Jugendprotesten: neben der Massenbewegung gegen das CPE in Frankreich könnte man auch die Schulstreiks der letzten Monate in Deutschland nennen. Diese Proteste sollten sich an den Gewerkschaften orientieren, denn Jugendproteste sind eine gute Möglichkeit, die Radikalisierung der Gewerkschaftsbasis voranzutreiben. Wir können in der Praxis zeigen, dass radikale Antworten auf die Angriffe von oben möglich und effektiv sind. Eins jedoch ist klar: Es ist unmöglich, den bürokratischen Appart der Gewerkschaften für eine revolutionäre Perspektive zu gewinnen. Wenn sich der Klassenkampf zuspitzt ist es möglich, weite Teile der Basis für die Revolution zu gewinnen. Erst wenn es innerhalb der Gewerkschaft eine bedeutende revolutionäre Basisbewegung gibt, macht eine revolutionäre Gewerkschaft Sinn. Die gewerkschaftlichen Kämpfe sind „Schulen für den Sozialismus“. In ihnen lernen die ArbeiterInnen sich als Klasse gegen die Kapitalisten zu organisieren und für ihre gemeinsamen Interessen zu kämpfen. Aber solche Kämpfe für höhere Löhne, Tarifverträge usw. bleiben im Rahmen des Kapitalismus und führen nicht automatisch dazu, dass die ArbeiterInnen antikapitalistische Schlussfolgerungen ziehen. Deshalb müssen KommunistInnen, wenn sie an gewerkschaftlichen Kämpfen teilnehmen, immer eine revolutionäre Perspektive aufzeigen und Aktions- und Organisationsformen vorantreiben, die die Grundlagen der kapitalistischen Ordnung in Frage stellen. RevolutionärInnen können nicht einfach als „kämpferische GewerkschafterInnen“ auftreten und hoffen, dass ein antikapitalistisches Bewusstsein von alleine entsteht. Sie müssen als AktivistInnen arbeiten, die für eine ganz andere Gesellschaft kämpfen. Nur mit einer revolutionären Organisation oder Partei im Rücken können sie diesen Kampf systematisch führen. Wir müssen die Gewerkschaften in politische Kämpfe einzubinden versuchen. Auch, und gerade, im Kampf gegen den Faschismus sind wir auf eine vereint kämpfende Arbeiterklasse angewiesen. Der Kampf gegen eine erstarkende faschistische Bewegung lässt sich nicht allein von einer kleinen, sich abgrenzenden Gruppe von Antifas gewinnen. Der Faschismus hat nach wie vor das Potential, eine Massenbewegung aufzubauen. Diese faschistische Massenbewegung wird erneut versuchen, die Arbeiterorganisationen zu zerschlagen, und deshalb müssen wir der gewerkschaftlichen Basis die Wichtigkeit des antifaschistischen Kampfes klar machen und sie in antifaschistischen Aktionen einbinden. Denn nur mit einer eigenen antifaschistischen Massenbewegung können wir den Faschismus besiegen. Die Demokratie Der gewerkschaftlichen Bürokratie muss der Kampf angesagt werden. Deshalb müssen wir eine vollständige Demokratisierung der Gewerkschaften fordern: FunktionärInnen müssen von der Basis gewählt und kontrolliert werden. Sie dürfen nicht mehr als einE durchschnittlicheR ArbeiterIn verdienen. Alle gewerkschaftlichen Kämpfe müssen von Massenversammlungen und gewählten VertreterInnen der ArbeiterInnen geführt werden. Weiterhin muss jeder politischen Tendenz, die die Interessen der ArbeiterInnen verteidigt, die Möglichkeit zur Mitarbeit gegeben werden. Besonders wichtig ist die Forderung nach der Demokratisierung in der Gewerkschaftsjugend. Die jungen ArbeiterInnen in den Gewerkschaften müssen sich selbst verwalten können. Dabei lernen sie, sich selbst im Kampf für ihre Rechte zu organisieren. Wir treten auch für die Schaffung einer SchülerInnengewerkschaft ein. Diese muss für die Rechte aller SchülerInnen kämpfen und sich dabei an die Arbeiterbewegung und nicht an die Elternkonferenz oder das Bildungsministerium anlehnen. Ein Großteil der SchülerInnen ist die zukünftige arbeitende Klasse. Sie müssen bereits frühzeitig in die Kämpfe der Arbeiterbewegung einbezogen integriert werden. Eine SchülerInnengewerkschaft müsste ein Teil des DGBs sein, von ihm unterstützt und gefördert werden, dabei jedoch trotzdem unabhängig bleiben. Gewerkschaften sind Organisationen der gesamten Arbeiterklasse. KommunistInnen müssen in ihnen mitarbeiten, für die Herausbildung eines Klassenbewusstseins kämpfen und sie nach und nach „revolutionieren“, um sie zu wirklichen Kampforganen der Arbeiterklasse zu machen. Damit es bald nicht mehr um den Kampf für mehr Lohn, sondern dem Kampf gegen das Lohnsystem geht. Also tretet in die Gewerkschaften ein! Kämpft innerhalb der Basis gegen die Bürokratie und für eine Politik des Klassenkampfes! //von Sceles aus Wolfsburg //REVOLUTION Nr. 24 |
|||||
RIO Revolutionäre Internationalistische Organisation www.revolution.de.com info[ät]revolution.de.com (c)opyleft | |||||
Diese Seite ist ein Archiv und wird nicht mehr aktualisiert. Die neue Seite von RIO ist: www.klassegegenklasse.org |