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Schuldner Afrika Die afrikanischen Staaten schulden rund 300 Milliarden US-Dollar an westliche Institutionen Beim G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm soll der Armut in Afrika ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Schon bei früheren G8-Gipfel, z.B. im Juni 2005 in Schottland, haben die Chefs der acht mächtigsten Staaten der Welt versprochen, etwas gegen das Leiden der AfrikanerInnen zu unternehmen. Hunderttausende Menschen weltweit haben sie mit der Kampagne „Deine Stimme gegen die Armut” genau darum gebeten. Aber von den versprochenen Hilfeleistungen sind nur 10 oder 20% umgesetzt worden. Die Armut ist größer als je zuvor und Verbesserung ist nicht in Sicht. Wie kam es dazu? Die Misere in Afrika begann vor mindestens 500 Jahren, als das Kontinent erobert und unzählige Millionen Menschen verschleppt worden. Im 20. Jahrhundert wurden die afrikanischen Länder formell “unabhängig, aber sie blieben unter der Herrschaft europäischer Kapitalisten. Seit den 80er Jahren bestimmt der Internationale Währungsfond und die Weltbank das Schicksal des afrikanischen Kontinents. Die Hauptaufgabe dieser beiden Institutionen besteht darin, Kredite an Länder mit Finanznöten zu vergeben. Doch dieses Handeln darf auf keinen Fall als humanistische Geste abgetan werden. IWF und Weltbank sind lediglich Instrumente der reichen Industriestaaten, die auf diese Weise die Globalisierung vorantreiben. So werden für die dringend benötigten Kredite hohe Zinsrückzahlungen verlangt. Für viele Staaten gibt es allerdings keine Alternative zu den teuren Krediten. Von dem Verkauf staatlichen Eigentums versprechen sich die verschuldeten Länder Gewinne, mit denen man die bestehenden Kredite zurückzahlen könnte. Doch mit der Zeit versiegt auch diese letzte Geldquelle und die Länder rutschen in einen undurchdringbaren Teufelskreis aus Geldsorgen, Krediten und der Unfähigkeit, diese zurückzahlen zu können. Die Folgen dieser Entwicklung und der Privatisierungen bekommt vor allem die einfache Bevölkerung zu spüren, die zunehmend verarmt. Afrikas Schulden betragen f�r jede/n Einwohner/in des Kontinents rund 350 Dollar Durch die Privatisierung des Bildungswesens sanken die Ausgaben pro SchülerIn von 82 Dollar im Jahr 1982 auf nur noch vier Dollar 1989. Die Privatisierung des ohnehin schlechten Gesundheitswesens schließt weitere Teile der Bevölkerung von medizinischer Versorgung aus. Die Politik des IWFs und der Weltbank sorgt also dafür, dass die reichen Industriestaaten immer mehr Geld erhalten, als sie in Form von Krediten in den Kontinent steckten. Die Subventionen Doch die Industriestaaten treiben auch auf andere Weise die Globalisierung voran und fördern die Armut der AfrikanerInnen. So unterstützen die reichen Industriestaaten ihre Bauern jährlich in Milliardenhöhe, sodass diese ihre Produkte in Afrika noch billiger verkaufen können als die einheimischen Bauern. So subventionieren die USA unsere Agrarproduktion mit täglich einer Milliarde US-Dollar, was dem siebenfachen der weltweit gewährten Entwicklungshilfe entspricht. 25 000 BaumwollfarmerInnen erhalten so jährlich 3,9 Milliarden US-Dollar uns sind in der Lage, den Weltmarktpreis für Rohbaumwolle um 25% zu senken. Afrikanische FarmerInnen können – ohne jegliche Subventionen – diese Entwicklung nicht mitmachen und gehen bankrott. Der Konkurrenz entledigt ist dann der Weg für US-amerikanische oder europäische Bauern frei, um auch die Preise für den Verkauf zu erhöhen. Der vielfach geforderte „Freihandel” bedeutet also, dass westliche Konzerne unbegrenzten Zugang zu den Märkten der armen Länder bekommen, während der Handel in die andere Richtung alles andere als „frei” ist. Auf der andern Seite beträgt die Entwicklungshilfe im Agrarbereich nur noch ein viertel von dem, was 1982 gewährt wurde. Auf diese Weise fiel der afrikanische Anteil am Welthandel seit den 80ern von 4% auf unter 1% und das gesamte Bruttosozialprodukt der afrikanischen Staaten südlich der Sahara ist kleiner, als das Belgiens. Der Zusammenbruch der afrikanischen Wirtschaft führte zu großer Armut und zu Hungersnöten. Die Anzahl dieser stieg von den 1980ern durchschnittlich 15 jährlich auf 30 zur Jahrtausendwende. Alle vier Sekunden verhungert ein Kind, das macht etwa 21 600 tote Kinder pro Tag, etwa 7,9 Millionen pro Jahr. Die Festung Europa Der IWF und die Weltbank dienen also der Ausbeutung der Entwicklungsländer, insbesondere der Afrikas, und diesen Zweck haben die beiden Institutionen erfüllt. Die Spanne zwischen dem reichsten und dem ärmsten Fünftel der Menschheit vergrößert sich immer weiter. Im Jahre 1960 hat das reichste Fünftel 30 mal so viel verdient wie das ärmste Fünftel. Am Ende des Jahrhunderts war diese Differenz auf das 78fache gestiegen. Die reichen Industriestaaten haben auf diesen Weg eine Möglichkeit gefunden, denn afrikanischen Kontinent restlos auszusaugen und auszuplündern. Der erwirtschaftete Profit fließt letztendlich in die Taschen einiger Konzernchefs und Aktionäre. Jeglicher Versuch ins reiche Europa zu fliehen wird von Grenzwächtern verhindert, die Flüchtlinge wieder abgeschoben. Oft wird dieses auch als Schritt im „Kampf gegen den Terror“ legitimiert. Die Kapitalistenklasse Europas und der USA rechtfertigt so die Unterdrückung des afrikanischen Proletariats. Nicht selten wird dieser „Anti-Terror-Kampf“ dazu verwendet, um militärische Invasionen in Afrika durchzusetzen. Diese führen die Globalisierung mit militärischen Mitteln fort und vollenden das, wozu die Wirtschaft allein nicht in der Lage war. Dies beinhaltet die endgültige Zerschlagung heimischer Industrie, die Eroberung wichtiger Rohstoffe und die Öffnung eines Tores, um westlichen Unternehmen Investitionen in Afrika zu ermöglichen, damit diese dort Fuß fassen und die Ausbeutung des Kontinents im Interesse der Reichen weiter betreiben. Was können wir dagegen tun? Bereits im Kommunistischen Manifest von 1848 wurde der Drang des Kapitalismus beschrieben, in jeden Winkel der Welt vorzudringen, um auch dort die Menschen zu unterdrücken und auszubeuten. Der IWF und die Weltbank sind Teil des kapitalistisches Systems und können nicht unabhängig von ihm betrachtet werden. Kampf der Armut heißt Kampf dem System. Natürlich können wir Spenden sammeln und andere wohltätige Aktionen unterstützen, um das Leid der AfrikanerInnen zu mildern, doch letztendlich werden wir das eigentliche Problem und die Folgen der Jahrhundertelangen Ausbeutung nicht lösen bzw. beseitigen können. Von Nöten sind sowohl die Streichung aller Schulden an die reichen Industriestaaten als auch massive Reparationszahlungen durch die imperialistischen Staaten und Konzerne, doch ohne Kampf auf der Straße und Druck von unten wird sich nichts ändern. Afrika braucht mehr als Almosen – es braucht ein Ende der kapitalistischen Ausbeutung, damit sich der Kontinent selbst entwickeln kann und die Armut und das Elend überwunden wird. //von Bartholomäus aus Bernau //REVOLUTION Nr. 23 |
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