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KULTURREVOLUTION

Pans Labyrinth

Wenn ein kleines Mädchen Abenteuer mit Feen, Faunen und Riesenkröten erlebt, macht das erst mal nicht den Eindruck eines politischen Films. Aber solche Märchen können politisch sein, wenn sie vor dem Hintergrund des spanischen Faschismus spielen.

Im Jahr 1944 muss das kleine Mädchen Ofelia zusammen mit ihrer Mutter in ein kleines Dorf ziehen, um bei ihrem Stiefvater, einem faschistischen Offizier, zu sein. Das Mädchen lernt alle Arten von Fantasiewesen im Wald kennen, aber beginnt auch auf die „Männer vom Berg”, also die antifaschistischen Guerilleros, aufmerksam zu werden. Als Folter, Terror und Hunger unter dem faschistischen Regime zunehmen, verwandelt sich die Märchenwelt zunehmend in einen Albtraum.

Die Faschisten wirken nicht besonders menschlich oder nachdenklich („Die Roten erzählen, alle Menschen seien gleich, aber das stimmt nicht, denn wir haben gewonnen und sie haben verloren”), dennoch werden sie nicht einfach als „Monster” dargestellt. Man bekommt einen Blick in den Kopf des sadistischen Kapitäns – er ist mit dem eigenen Tod besessen, weil er sehr früh von einem ebenfalls todeswahnsinnigen Vater verlassen wurde. So kann er sich schlicht kein anderes Leben vorstellen, als die „Ehre” und die „Tradition” zu wahren, jede freiheitliche Regung grausam zu unterdrücken und vor dem Tod – möglichst in der Schlacht – einen ebenso verrückten Sohn in die Welt zu setzen.

Die Tränen kommen hoch, nicht so sehr weil die Märchenwelt des Kindes durch die graue Realität verdrängt wird, sondern weil die ZuschauerInnen schon das Geschehen nach dem Ende des Filmes kennen. Der heldenhafte Kampf der „Maquis” (antifrankistischen Guerrilleros) war zum Scheitern verurteilt, weil die Stalinisten Hoffnung auf die Hilfe der „demokratischen” imperialistischen Mächten hegten. Diese „Antifaschisten“ stellten aber schnell fest, dass das Franco-Regime ein zuverlässiger Verbündeter im Kampf gegen den Kommunismus war.

Zweifelsohne ist der Film deprimierend. Dennoch ist es gleichzeitig ein Film der Hoffnung – wir kämpfen nicht nur gegen die faschistischen „Ungeheuer”, sondern für eine Welt, in der Kinder niemals hören müssen, dass die Welt viel „komplizierter”, d.h. ungerechter und grausamer ist als in Märchen. Eine Welt, in der wir alle Prinzen und Prinzessinnen sein können.

//von Huey aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 23

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