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Naziaufmarsch in Dresden 1.500 in Dresden konnten dem „Trauermarsch“ für den „Bombenholocaust“ nicht verhindern Es gibt Momente, da schämt man sich, in Sachsen zu wohnen. Einer davon war, als die NPD 2002 mit fast zehn Prozent der Wählerstimmen in den Landtag einzog; in manchen Wahlbezirken erreichten sie sogar 21%. Ein weiterer, als bei uns in Plauen zu Weihnachten 2005 das alternative Kulturzentrum von Neonazis überfallen wurde. Die fünf angeklagten Mitglieder des Plauener „Jungsturms“ wurden, bis auf einen, lediglich mit Bewährungsstrafen belegt. Überfälle auf Linke häufen sich in letzter Zeit... und am 13. Februar diesen Jahres wurde es den Faschisten ermöglicht, in Dresden zu demonstrieren: 1400 Jung- und Altnazis wollten angeblich dem „alliierten Bombenterror“ gedenken, den Opfern des angeblichen „Bombenholocaust“. Was sie aber wirklich mit ihrem „Trauermarsch“ beabsichtigen, ist die Verhöhnung der Opfer der Shoa, eine Umdeutung der deutschen Täter zu Opfern und die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Am 13. Februar also wurden Gegenveranstaltungen geplant. Eine von den bürgerlichen und reformistischen Parteien („Geh denken!“) und DECONSTRUCT, welche von Dresdener Antifa-Gruppen organisiert wurde. 1500 junge Menschen konnten dafür mobilisiert werden. Um vier sollte die Demonstration losgehen. Die Grünuniformierten hatten den Treffpunkt vor dem größten Dresdener Einkaufszentrum ganz gut umstellt, schikanierten fleißig („Wir dürfen erst loslaufen, wenn ihr alle eure Kapuzen und Sonnenbrillen abgesetzt habt.“) und filmten vorsorglich alle DemonstrantInnen. Als es dann halb sechs auch tatsächlich losging, waren alle TeilnehmerInnen vom strömenden Regen komplett durchgenässt, dunkel war es auch schon geworden. Die Demo führte kaum vier Kilometer im Kreis durch die Stadt, bevor sie dann in der Nähe der geplanten Nazi-Route aufgelöst wurde. Im gleichen Moment zogen unsere grünen Begleiter ihre Helmvisiere vor die Gesichter, die Schlagstöcke aus der Halterung und griffen zu den Plastikschildern. Team Green versuchte alles, um eine Blockade der faschistischen Demo durch uns „autonome Linksextremisten“ (das stand dann in den meisten Zeitungen) zu verhindern. Und es gelang ihnen. Zwar waren nach Auflösung der Deconstruct-Demo eigentlich alle Demonstranten aus dem Polizei-Wander-Kessel ausgebrochen, doch war an ein Durchkommen auf die richtige Route nicht zu denken. Kleine Gruppen liefen überall durch die Innenstadt, landeten teilweise in den Reihen der wenn überhaupt 1000 bürgerlichen DemonstrantInnen, oder hatten komplett den Überblick verloren, weil sie sich nicht auskannten. Uns ging es nicht anders, bis plötzlich eine Reihe der grünen Ritter vor uns stand: „Los, geht durch! Eure Freunde warten schon. Setzt euch nur mit hin...“ Das war merkwürdig, aber wir wollten auf die Blockade und machten es uns bequem. Eine Stunde später war durch die ganze Stadt Nazi-Musik zu hören und das Polizei-Info-Team wies wiederholt daraufhin, wir sollten doch gehen, weil sie sonst räumen müssten. In Wahrheit war die Nazi-Demo zu dem Zeitpunkt schon längst umgeleitet worden und die vierhundert mit uns auf der nassen Straße sitzenden DemonstrantInnen eingekesselt. Die Faschisten marschierten inzwischen durch die Innenstadt und sogar an der Synagoge vorbei. Niemand hatte sie hindern können. Kurz vor Mitternacht standen wir neben vielen anderen fassungslos am Hauptbahnhof: „Ihr könnt hier nicht durch. Die recht(s)mäßigen Demonstranten wollen nachher noch mit ihren Sonderzügen heimfahren. Auf dem Bahnhof ist es zu gefährlich für euch.“ Der USK-Beamte verschränkte die Arme vor der Brust. Die Reichsbahn tut auch heute noch ihre Pflicht. |
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