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Sommer, Sonne, Streik?

Arbeitskämpfe bei VW do Brasil und anderswo...

Überall auf der Welt schreien die Investoren nach mehr Profit. So auch die Kapitalisten, die hinter dem Volkswagen-Konzern stehen. Aus diesem Grunde macht sich Volkswagen an die Durchführung eines „Sanierungsplans“ – ein schönes Wort für eine brutale Verschärfung der Ausbeutung.

So fordert Volkswagen in seinen deutschen Werken eine Arbeitszeitverlängerung von 28,8 auf 35 Stunden in der Woche, selbstverständlich ohne Lohnausgleich. Das sind 6 Stunden, in der sich der Reichtum der Investoren vervielfacht, ohne, dass diejenigen, die ihn produzieren, auch nur einen Cent bekommen. Paradoxerweise hatte das Unternehmen erst 1994 die 28,8-Stundenwoche (selbstverständlich mit Lohnverzicht) eingeführt. Doch nun soll der Profit durch massenhaften Personalabbau in Schwindel erregende Höhen getrieben werden.

Der Konflikt zwischen dem Automobilriesen und seiner brasilianischen Arbeiterschaft besteht schon seit mehreren Jahren. Die Aktionäre waren schon seit dem Jahrtausendwechsel mit den Profitraten bei Volkswagen Brasilen nicht mehr einverstanden, der Ruf nach „Sanierungskonzepten“ wurde laut. Im Kapitalismus müssen die Profite maximiert werden. Damit die Profite maximiert werden können, muss auch die Ausbeutung maximiert werden, denn einzig das sog. „Humankapital“, die ArbeiterInnen, sind in der Lage Mehrwert zu produzieren. Drückt man diesen nun mit der angedrohten Entlassung die Gurgel zu und sind genügend Arbeitslose bzw. Arbeitsuchende vorhanden, müssen die ArbeiterInnen schlechtere Arbeitsbedingungen, gekürzte Löhne, längere Arbeitszeit usw. akzeptieren.

Die Antwort auf diesen Ruf nach Sanierungskonzepten kam 2003, als VW 4.000 Stellen in der brasilianischen Niederlassung gestrichen hatte. Im August dieses Jahres kündigte Volkswagen erneut eine massive Verkleinerung der Belegschaft an. 6.000 der 22.000 Beschäftigten sollten bis 2008 gehen. Dies bedeutet etwa jede/r Vierte. Zur Umsetzung dieser Pläne begann Volkswagen mit einem Paukenschlag – 1.800 ArbeiterInnen der Fabrik Anchieta bei Sao Bernardo do Campo wurden gefeuert. Doch entgegen der erhofften Demoralisierung schürten die Kapitalisten nur die Wut der Belegschaft, die sich nun in einem vorerst unbefristeten Streik entlud. Der Gewerkschaftschef Jose Feijoo brachte es auf den Punkt: „Volkswagen hat sich entschieden, gegen seine Arbeiter zu kämpfen.“

Die Arbeiterschaft nahm diesen Kampf an. Die 12.000 Arbeiter des Werkes Anchieta (man erinnere sich daran, dass in den 70ern alleine in dieser Fabrik 40.000 ArbeiterInnen einen Job hatten) traten in einen fünftägigen Streik. Sein Ende fand der Streik dann in einer Einigung zwischen Gewerkschaft und Kapitalisten in welchem die Gewerkschaftsfunktionäre erneut die ArbeiterInnen verkauften. Der Konzern willigte ein, die 1.800 Entlassungen zurücknehmen und den ArbeiterInnen, die ihren Job aufgeben, eine Abfindung anzubieten, die auf der Zahl der Jahre bei VW basiert, die jedoch sinkt, je länger man wartet.

Das ist vor allem eine Möglichkeit, Druck auf junge ArbeiterInnen auszuüben, denn bei einer geringen Anzahl an insgesamt gearbeiteten Jahren ist dies quasi ein Freibrief für den Konzern. Wer sich nicht duckt und schlechtere Arbeitsbedingungen akzeptiert – der fliegt. Doch als wäre dies nicht genug, sollen trotzdem bis 2008 allein in Anchieta 3.600 Stellen abgebaut werden. In allen brasilianischen Werken zusammen sogar 5.800 Stellen.

Dies lehrt uns wieder einmal zweierlei: Zum einen, dass sich die ArbeiterInnen, und vor allem jugendliche ArbeiterInnen, nicht auf reformistische Gewerkschaftsspitzen verlassen können und dass es zur Gründung einer revolutionären Opposition in der Gewerkschaftsbewegung keine Alternative gibt. Die Basis muss sich unabhängig von Bürokratie organisieren und so die bestehenden Errungenschaften der Arbeiterbewegung schützen und neue Errungenschaften erkämpfen.

Zum anderen zeigen uns diese Ereignisse auch die Wichtigkeit von globalisierten Kämpfen der Arbeiterklasse gegen die globalisierte Ausbeutungsmaschinerie der Kapitalisten. Einzig durch die internationale Solidarität, durch grenzübergreifende Streiks, lässt es sich verhindern, dass internationale Megakonzerne die einzelnen Standorte gegeneinander ausspielen und nationalistischen sowie faschistischen Ideologien Auftrieb geben. Volkswagen-ArbeiterInnen aus Brasilien, aus Mexiko, aus Spanien, aus Argentinien, aus Südafrika, aus China, aus Polen, aus Nigeria und auch aus Deutschland müssen gemeinsam Kämpfen und ihre Kämpfe sowohl untereinander als auch mit Kämpfen der Arbeiter anderer Unternehmen verknüpfen. Nur so ist es uns möglich der Ausbeutung ein Ende zu setzen.

//von Sceles aus Wolfsburg //REVOLUTION Nr. 21

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