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Azubis in Wolfsburg

Interview mit einem 18jährigen Ausz­bildenden bei Volkswagen in Wolfsburg

Azubis bei VW gelten nicht als besonders ausgebeutet. Ist dies das Ergebnis einer sozialen Konzernführung?

Sozial? Höchstens asozial. Von den Herren des Konzerns kann man nicht viel erwarten. Eine Ursache für die halbwegs erträglichen Arbeitsbedingungen liegt in den deutschen Ausbildungsgesetzen, die den Schulbesuch vorsehen. Aber natürlich spielen die erfolgreichen Arbeitskämpfe vergangener Zeiten eine wichtige Rolle.

In letzter Zeit liest man in den Medien viel über Konflikte bei Volkswagen. Zum einen die korrupten Machenschaften der Betriebsräte, aber zum anderen auch über Arbeitskämpfe im Baskenland, in Belgien und Südamerika. Werden Auszubildende im Betrieb über die Geschehnisse informiert?

Der Betrieb informiert uns ArbeiterInnen generell nicht. Wieso sollte er auch? Für ihn sind nur politisch dumme ProletarierInnen gute ProletarierInnen. Wenn wir mal Informationen im Betrieb erhalten, dann über die Vertrauensleute der IG Metall, aber auch von denen nur in den seltensten Fällen. Wir haben nur die Chance, uns selbst zu Informieren.

Gibt es von gewerkschaftlicher Seite Initiativen, sich mit den Streikenden z.B. in Pamplona im Baskenland zu solidarisieren?

Die Gewerkschaft hier hält still. Dies hat meines Wissens nach zwei Gründe: Zum ersten hat sie Angst vor einem deutschen Gesetz, welches politische Streiks verbietet. Möglichkeiten, dieses zu umgehen (z.B. eine Infoveranstaltung, wo man genauso die Arbeit niederlegt) werden ignoriert.

Zum anderen hat die Gewerkschaftsspitze mit dem Konzern einen Friedensvertrag geschlossen – die korrupten Schoßhunde des Volkswagenkonzerns bekamen dafür Luxusreisen und Geschenke in Millionenhöhe. Es ist eine unglaubliche Sauerei. Das sind die größten Verräter, die die Arbeiterklasse in Wolfsburg je gesehen hat.

Du sprichst von Verrat – gibt es konkrete Beispiele in denen die Betriebsräte direkt entgegen den Interessen der Arbeiter gehandelt haben?

Jede Menge. Das beste Beispiel ist die Verlängerung der Wochenarbeitszeit. In den frühen 90ern, haben mein Vater und seine Kolleg­Innen in harten Kämpfen die 28-Stundenwoche erkämpft. Dafür mussten sie Lohnkürzungen und entzogenes Weihnachtsgeld akzeptieren. Und nun kommen diese Gewerkschaftsbonzen, die wie kleine Kapitalisten wohnen, und geben kampflos alles her.

Wir können uns auf die Gewerkschaft nicht mehr verlassen. Es ist wichtig, dass wir uns nach Alternativen umschauen. Für mich ist diese Alternative REVOLUTION, denn hier kann ich mich engagieren ohne von korrupten „Führern“ in meinem Kampf eingeschränkt zu werden.

Natürlich dürfen wir die Gewerkschaften nicht vergessen, doch sie müssen kämpferischer werden. Wir müssen in den Gewerkschaften eine Opposition bilden, um den ArbeiterInnen die revolutionäre Perspektive aufzeigen. Wir müssen die Gewerkschaften endlich wieder zu dem machen, was sie seien sollten, nämlich einem Kampforgan der Arbeiterklasse.

//Interview: Sceles aus Wolfsburg //REVOLUTION Nr. 21

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