Demokratischer
Zentralismus...
Schalalala!

Bei der internationalen Konferenz von REVOLUTION ging es um weit mehr als diese Parole

Zwischen dem 11. und 14. Juli 2006 versammelten sich 18 Delegierte sowie einige BeobachterInnen zur II. Internetionalen Revolution Konferenz im Prager Stadtrandbezirk Opatov . Ziele einer solchen Konferenz ist es die Arbeit seit der letzten Konferenz zu bilanzieren, internationale Strukturen zu wählen, sich programmatisch aufzustellen aber natürlich auch Erfahrungen auszutauschen und Probleme sowie Differenzen zu diskutieren.

Im Anschluss an die Berichte aus den einzelnen Sektionen sollten dann auch einige brennende Fragen aufgeworfen werden, wie zum Beispiel unser Verhältnis zu anderen Organisationen, insbesondere zur Liga für die Fünfte Internationale (LFI, in Deutschland Gruppe Arbeitermacht, GAM), mit der wir uns in politischer Solidarität befinden. Dabei ging es um die Frage in wie weit eine solche externe Organisation innerhalb von REVOLUTION Einflussmöglichkeiten erhalten bzw. behalten sollte.

Mitglieder der LFI in REVOLUTION, die auf der Konferenz die überwiegende Mehrheit waren argumentierten, dass Revo in erster Linie eine aktionistisch ausgerichtete Jugendgruppe sein sollte, mit der LFI als politische Führung, so eine Art Thinktank im Hintergrund – ein Verhältnis wie es auch in den großen Massenparteien üblich ist.

Unabhängigkeit

Wir von Revo Germany – eine Sektion, die unabhängig von der LFI arbeitet – würdigten natürlich den Einsatz zahlreicher LFI-Mitglieder beim Aufbau von REVOLUTION, argumentierten jedoch auch für einen möglichst offenen Dialog auf gleicher Augenhöhe.

Wir verwiesen darauf, dass es für Jugendliche, die revolutionäre Politik machen wollen, möglich sein muss, sich in einer unabhängigen Jugendorganisation zu engagieren, um aus eigenen Erfolgen und Fehlern zu lernen. Unabhängigkeit darf nicht bloß eine Phrase sein oder sich nur auf rein organisatorische Fragen beschränken. Eine weitreichende Unterordnung unter die Interessen anderer Organisationen, mit dem einzigen Ziel, das Verhältnis zwischen den befreundeten Gruppen nicht zu gefährden, sehen wir als hinderlich und im Endeffekt auch nicht besonders solidarisch an.

Zumal gerade in für den Klassenkampf wichtigen Ländern wie Deutschland oder Frankreich es nicht zuwenig rein aktionistische ausgerichtete linke Jugendgruppen gibt, sondern zu wenig wirklich politische. Erst wenn eine Jugendorganisation in der Lage ist, ihre eigene Politik auszuarbeiten, kann sie wirklich unabhängig oder überhaupt revolutionär sein.

Theorie

„Rückendeckung“ haben wir, im übertragenen Sinn, dabei von der Kommunistischen Internationale Lenins und Trotzkis, die 1919 im Verhältnis zur ihrer Jugendinternationale die Position vertraten, dass „die gesamte Geschichte der proletarischen Jugendbewegung in jedem Land zeigt, dass nur unabhängige, das heißt selbstbestimmte Jugendorganisationen kühne und entschlossene revolutionäre Kämpfer hervorbringen.“

Doch diese Ideen wurden zurückgewiesen mit einer Kampagne für „mehr demokratischen Zentralismus“ in REVOLUTION. Das Prinzip des Demozent bedeutet möglichst breite demokratische Diskussion und möglichst geschlossene Aktion; diese Geschlossenheit kann eben nur aus der Demokratie erwachsen.

Doch auf dieser Konferenz bedeutete „Zentralismus“ nichts anderes als die Unterordnung von unabhängigen Revo-Gruppen unter der Führung der LFI. Dieser Zentralismus würde nicht auf die gemeinsame Ausarbeitung eines politischen Konzepts, sondern auf das gemeinsame Gehorchen einer anderen Organisation basieren.

Ein zentraler Knackpunkt, war die Tatsache, dass die LFI sich nur einen Monat zuvor gespalten hat und in dessen Folge aus der einen nun zwei Organisationen wurden, die sich eigenem Bekunden nach in politischer Solidarität mit Revolution befinden. Dieser Konflikt war in der Konferenzvorbereitung nicht wirklich Thema, wurde aber in Prag dann doch, wenn auch indirekt, ausgetragen. Casus belli war der Bericht der australischen Sektion.

Da die Sektion sehr klein ist, nahm sie im vergangenen Jahr in ersterer Linie an Einheitsfrontaktionen mit anderen Organisationen zusammen teil. Die Sektion ist zudem mit der LFI-Abspaltung „Permanent Revolution“ (PR) eng verbunden. LFI-Mitglieder sahen darin Indizien, es würde den australischen Genossen nicht um einen kontinuierlichen Aufbau von REVOLUTION als eine kommunistische Jugendorganisation gehen und forderten, dass der Status der australischen Gruppe auf Sympathisanten von REVOLUTION zurückgesetzt werden sollte.

Verlassen

Die unabhängigen Revo-AktivistInnen – und dazu zählt wie schon gesagt unsere Sektion – traten stattdessen dafür ein, dass auch und gerade kleine Sektionen ohne unmittelbaren Bezug zur LFI auf Grundlage unseres Manifestes „The Road to Revolution“ Teil unserer internationalen Organisation sein sollten. Die Australische Sektion hat außerdem in den letzten Jahren sehr wohl eine Menge für REVOLUTION international getan, insbesondere unsere bisher einzigen Sektion in der dritten Welt, in Indonesien, geholfen sich zu entwickeln.

Da unsere australischen GenossInnen trotzdem ausgeschlossen wurden, entschieden sich alle unabhängige Delegierte, aus Solidarität gemeinsam die Konferenz zu verlassen und den Tag nicht im stickigen Sitzungssaal sondern in der schönen Prager Altstadt ausklingen zu lassen.

Im Zusammenhang mit der Auswertung der Konferenz entschieden wir uns auf dem REVOCAMP 2006, zwei Wochen später in Liberec, eine neue Tendenz namens „independent REVOLUTION“ zu gründen, um die Interessen unabhängiger Revo-Mitglieder besser und transparenter in der Gesamtorganisation vertreten zu können.

Die Konflikte auf der Konferenz und die notwendige Gründung von iRevo bedeuten wichtige Schritte für die Entwicklung einer wirklich unabhängigen kommunistische Jugendorganisation. Und zwar genau so wie schon Lenin und Trotzki, in deren Tradition auch die LFI steht, sie sich vorstellten.

//von Carsten aus Lichtenberg //REVOLUTION Nr. 19