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Fans* verlieren 0:1

Beim größten Fussball-Ereignis des Jahres bleiben die Fans fast komplett von den Spielen ausgesperrt

Wir schreiben das Jahr 2006! Eigentlich ein Jahr wie jedes andere auch, doch wer ein bischen sportbeigestert ist, wird dieses Jahr in Erinnerung behalten. Es ist das Jahr der Fifa-Fussballweltmeisterschaft und sie findet in deutschen Landen statt. Am besten aber, wir fangen von vorne an:

Als damals, am 6. Juli 2000 der Fifa-Präsident Blatter sagte „And the winner is Deutschland!“ sprangen wohl alle Fans in Deutschland vor Freude auf. Fans in einem anderen Land hingegen versanken für Tage in Trauer – die in Südafrika, das Land gegen das sich Deutschland im Schlussspurt durchsetzen konnte.

Der gemeine Fussballfan freute sich unheimlich auf die WM, denn ein solches Großereignis kommt ja bekanntlich nicht alle Tage in sein schönes Ländle!

Hätte der Fan jedoch vorher gewusst, was nun auf ihn zu kam, er hätte sich nicht mehr so sehr gefreut. Das Problem war nicht nur, dass die Eintrittskarten für die WM-Spiele alle für die Elite reserviert waren.

Datenspeicherung

Die folgenden Jahre sollten noch recht ruhig verlaufen. Zwar gab es die Zentrale Informationsanstalt für Sporteinsätze (ZIS) schon seit 1992 und die später entstandene Datei „Gewalttäter Sport”(DGS) seit 1994, doch sie sollten ihre Durchschlagskraft erst noch beweisen. Ab der Bekanntgabe der WM nahmen die Willkür und Schikanen gegenüber Fussballfans nur zu. Bis heute sind in der DGS weit mehr als 10.000 Personen gespeichert. Vor dieser Datei ist man als Fussballfan nicht sicher. Sie soll wahre Fussballgewalttäter erfassen, doch wer etwas genauer hinsieht, sieht in ihr die Datenspeicherung des aktiven Publikums in deutschen Stadien.

So werden Personen in diese Datei aufgenommen, die lediglich als Zeugen ihre Personalien abgaben. Leute, die gar nichts taten, werden mit verhaftet, um sie unter dem Vorwand der Gefahrenvorbeugung erfassen zu können. Will eine dieser Personen dann mit der Familie in den Urlaub fliegen, kann auch schonmal das böse Erwachen kommen und so standen in einem derartigen Fall auch schon einmal drei BGS-Beamte um einen Fan, und baten ihn mit zur Untersuchung zu kommen.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Repressalien, die Fans auf sich nehmen müssen, oft auch Woche für Woche.

Die WM zog auch die fortschreitende Komerzialisierung mit sich. Vor dem Spiel, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel wird der Stadionbesucher von oben bis unten mit Werbung beschallt und nicht selten werden gar die Tore sowie die gelben und roten Karten von Firmen präsentiert. Zusätzlich kreist noch ein kleiner Heißluftballon überm Stadion und vor den Eingangstoren verteilen die Sponsoren Artikel mit ihrem Namen darauf. Achja, Fussball wird auch noch gespielt, aber das ist ja nicht so wichtig.

Vermarktung und Überwachung

Es wird alles vermarktet, was zu vermarkten ist. Das auch die Herren Politik, allen voran Schily und nun auch Schäuble, ihre Vorteile in der WM sahen und diese nicht nur in der Imageaufwertung beschränkt waren, ist klar. So nutzte unser netter Innenminister mit seinen Behörden aus, was es nur gab. Die Aussage eines Polzisten gegenüber eines Fans nach einem „Polizeieingriff” – „Wir proben hier für politische Demonstrationen! Wo sollen wir es denn tun, wenn nicht hier?“ – bedarf meines erachtens keiner größeren Ausführungen!

Der Gipfel der Gesetzesänderungen war jedoch erst vor kurzer Zeit erreicht, als die Forderung aufkam, die Bundeswehr im Inland einzusetzen, da im Extremfall nicht genügend Polizisten bereitstehen würden.

Dies soll aber nur in zweiter Linie die WM sichern. Tatsächlich versucht man damit, das Grundgesetz zu lockern um in Zukunft gegen politische Unruhen, Demonstrationen und sonstiges „Chaos“ vorgehen zu können. Doch Fans wie Polit-AktivistInnen kennen die Parole: „Wenn recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“

Gibt es dagegen Widerstand?

Ja, auch Fussballfans wissen sich zu wehren! So schlossen sich Bündnisse wie „Profans“ und “B.A.F.F.” zusammen, um gegen Stadionverbote, sonstige Willkür und auch Komerzialisierung vorzugehen. Es werden regelmäßig Aktionsspieltage durchgeführt, an denen in fast jeder Fanszene Plakate, Choreografien und allerlei andere Aktion durchgeführt werden mit Hinblick auf eine Verbesserung der Situation.

Auch gab es bereits Demos. 2002 vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin mit ca 3000-4000 Teilnehmern und im Jahr 2005 in Frankfurt am Main mit rund 2000 Teilnehmern vor dem Confederations-Cup-Eröffnungsspiel. Bei beiden Demos waren Teilnehmer aus allen Teilen der Rupublik vertreten – die sonst geltenden Rivalitäten wurden für den Tag bei Seite gelegt. Leider jedoch ist das Echo der Medien bei diesen Demos eher gering. Umso wichtiger, dass Fans während der Fussball-WM gegen die Missstände protestieren!

//von Rah aus Stendal //REVOLUTION Nr. 18

* Fans sind diejenigen unter den Stadionbesuchern, die sich nicht nur das Spiel ansehen wollen, sondern es auch selbst mit gestalten, indem sie für ihren Verein singen und ihn via diverser Mittel nach vorn treiben wollen. Diejenigen, die ins Stadion gehen, um sich zwei Stunden hinzusetzen und Fussball gucken wollen, sind lediglich Zuschauer.

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