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Streik bei CNH

Bereits der längste Streik in der Geschichte Berlins

Der mit über 60 Tagen längste Streik in der Geschichte Berlins beim spandauer Baumaschinenwerk von Case New Holland geht weiter. Grund für den Streik Berlins ist die drohende Schließung durch den CNH-Eigentümer FIAT. Das Ziel des Konzerns ist die Produktion nach Italien zu verlagern, um die dortigen Kapazitäten effizienter auszulasten.

Dass dann 400 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren werden spielt natürlich keine Rolle. Dass die Auszubildenen ohne Ausbildungsplätze und ohne Qualifikation nur geringe Chance auf eine wüdige Existenz haben, wird ebenfalls in Kauf genommen.

Und das obwohl seit Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden: Im ersten Quartal verzeichnete das Werk einen Plus von mehreren Millionen Euro. Ferner kassiert das Unternehmen Subventionen im Wert von 70Mio. Euro vom Staat, um dort „zukunftsfähige Arbeitsplätze“ zu schaffen. Angesichts dieser Einnahmen ist eine Schließung nur zynisch.

Da, wo es weh tut!

Deshalb wird gestreikt. Die Blockade zeigte schnell Wirkung, da die Unternehmensführung nicht nur vom unmittelbaren Ausfall der Produktion betroffen ist, sondern der Standort auch Bedeutung für die Logistik des Europa-Netzwerks hat. Es lagern dort Materialien und fertiggestellte Maschinen, die noch nicht an die Kunden ausgeliefert wurden. Der Wert dieser Lagerbestände beträgt mehrere hundert Millionen Euro.

Das Unternehmen versuchte natürlich sein ureigenstes Recht zu gebrauchen und „Arbeitswilligen“ seine Produktionsmittel anzubieten. So wurde der Zugang zur Fabrik mittels Gerichtsentscheidung und Polizei durchgesetzt.

Ferner wurde und wird immer wieder versucht, die gelagerten Maschinen mit Sattelschleppern abzutransportieren. Dies konnte bislang durch die Blockade der Zufahrten erfolgreich verhindert werden.

Das Vorhaben Streikbrecher aus Italien zum CNH-Werk zu verlagern, hat sich glücklicherweise als Nullnummer erwiesen. Die italienischen FIAT-Arbeiter wollten den Kampf der CNH-Arbeiter nicht sabotieren und solidarisierten sich mit dem Streik. Hier hat sich wieder gezeigt welch große Rolle internationale Solidarität spielt und wie wichtig es ist, sich nicht vom Unternehmer spalten zu lassen.

Durch gute Kontakte zu den italienischen FIAT-Werken konnte die Entsendung von Streikbrechern verhindert werden. Sinnvoller wäre es aber, wenn eine solche Zusammenarbeit nicht nur durch zufällige Kontakte zustande käme, sondern durch eine international agierende Gewerkschaft organisiert würde. Um sich gegen die Angriffe multinationaler Konzerne zu wehren, sind eben auch mulitnationale Gewerkschaften nötig.

Einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gibt es am 1. Mai, wenn die Mitarbeiter von CNH nach Turin fahren um ihre italienischen Kolleg­Innen über ihre aktuelle Situation zu informieren und internationale Solidarität aufzubauen.

Hier zeigt sich auch, dass rassistische Ansichten (und damit die Verweigerung von internationaler Zusammenarbeit) den ArbeiterInnen nur schaden können. Auch wenn Arbeiter nicht nicht von Natur aus antirassistisch sind, so liegt eine antirassistische Einstellung in ihrem unmittelbaren, ökonomischen Interessen, was durch solche Kampferfahrungen klar wird.

Da es gesetzlich verboten ist, Streiks aufgrund von Werksschließungen zu führen, setzt die IG-Metall offiziell darauf, für einen Sozialtarif zu streiken, durch den die Kosten für Abfindungen u. ä. eine Auflösung des Werkes unrentabel machen würden.

Die Unternehmensführung zeigt sich indes entschlossen, den Streik zu brechen und nicht mit den Arbeitern zu verhandeln, denn ihr deklariertes Ziel ist und bleibt die Schließung!

Die Streikenden haben allerdings nichts zu verlieren und sind ihrerseits entschlossen, den Streik und die Blockade bis zum bitteren Ende aufrechtzuerhalten. Die Sympathie der Bevölkerung ist jedenfalls auf ihrer Seite. Es kann jedoch nur der gemeinsame Kampf von CNH mit anderen spandauer Betrieben wie Osram, Siemens, BMW erfolgreich sein. Dabei wird die Rolle des Aufbaus einer klassenkämpferischen Massenorganisation zentral, die dem ökonomischen Tageskampf politische Perspektiven gibt.

Was kann man tun?

Als allererstes kann man den Streik auf vielfältige Arten unterstützen. Ob Solidaritätsgrüße oder Unterschriftenaktionen oder die eingene Anwesenheit. Die Präsens von UnterstützerInnen stärkt den Streikenden nicht nur psychisch den Rücken. Man kann sich auch in die Telefonliste einschreiben um, falls ein Durchbruchsversuch gestartet wird, schnell informiert zu werden. Dazu kann man Solikomitees aufbauen um den Streik zu unterstützen und den Widerstand zu vernetzen.

Wir fordern gegenüber CNH bzw. FIAT, dass das spandauer Werk erhalten bleibt und alle Beschäftigten ohne Lohneinbußen und Arbeitszeitverlängerung weiterarbeiten können.

Die demokratische Kontrolle der ArbeiterInnen über den Betrieb würde ermöglichen, dass solche „bösen Überraschungen“ wie Entlassungen oder Schliessungen in Zukunft nicht mehr überraschen. Durch Arbeiterkontrolle wäre es möglich, dass nicht für die Profite des FIAT-Konzerns, sondern im Interesse der Beschäftigten und KonsumentInnen proudziert würde.

//von Lucien aus Tempelhof und Tom aus Bernau //REVOLUTION Nr. 17

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