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Neoliberale Gurken Was soll eine linke Partei machen? In Berlin streiten sich die „Gurken“ (PDS über WASG) und die „Neoliberalen“ (WASG über PDS) über ihre bevorstehende Fusion. Seit der Bundestagswahl ist die Rede von einem „Aufbruch von links“. 54 lila Sitze im Bundestag kann die Linksfraktion als ihre Eigenen bezeichnen. Aus den zwei Parteien, die momentan diese Fraktion stellen, soll eine werden. Die Linkspartei (umbenannte PDS) und die WASG sollen bis 2007 zu einer gemeinsamen Partei fusionieren. Aber die Berliner Landesverbände der beiden Parteien widersetzen sich den Hochzeitsplänen. Grund dafür sind die Berliner Abgeordnetenhauswahlen, die im September 2006 anstehen. Die PDS will ihre Koalition mit der SPD, mit der sie seit 2001 die Regierung der Hauptstadt stellt, fortsetzen. Die WASG will allein, d.h. gegen die PDS, kandidieren. Die PDS ist auf ihre Regierungsbeteiligung stolz. Aber die Mehrheit der WASG-Mitglieder will mit der Politik des Berliner Senats nichts zu tun haben – nicht wenige von ihnen sind ehemalige PDSler, die aus genau diesem Grund die PDS verlassen und die WASG gebildet haben. Der „rote-rote Senat“ betreibt auf Landesebene im Wesentlichen dieselbe Politik, welche PDS und WASG auf Bundesebene als „neoliberal“ anprangern. (siehe Kasten unten) Berlin ist überall Politpromis der PDS (wie der ehemalige Berliner Landesvorsitzende Stefan Liebich) und der WASG (wie ihr Fraktionsvorsitzender und Chef Lafontaine) wollen, dass die fusionierte Partei „regierungsfähig“ wird. Sie träumen von einer Bundesregierung aus SPD, Grünen und Linkspartei ab 2009. Dabei wird auf das gute Beispiel von Berlin verwiesen. In einem Diskussionspapier hoher PDS-FunktionärInnen wird behauptet, dass Berlin „sozialer“ sei als vor dem Amtantritt des PDS-SPD-Senats: es gab weniger Privatisierungen von öffentlichen Betrieben, als es in anderen Bundesländern gab; es gab nicht so viele Zwangsumzüge von ALG-II-EmpfängerInnen, als es hätten sein können usw. Mit anderen Worten: die Verschlechterungen gehen mit SPD-PDS langsamer vor sich, als es mit SPD-CDU der Fall wäre. Das ist aber weit von dem entfernt, was PDS und WASG versprechen: Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden und einen leckeren Eierkuchen für jeden Erwerbslosen. Die PDS will „Sozialismus“, die WASG will ein „gerechtes Wirtschaftssystem“ (ohne zu sagen, ob dieses kapitalistisch sein könnte). Beiden Parteien eint, dass sie in ihren Programmen keinen Weg zu diesen Zielen vorweisen, und stattdessen kleine Reformen fordern, die über Mehrheiten im Parlament zu erlangen seien. Sollte die Linkspartei in eine Bundesregiaerung eintreten, würden wir in der Tat das Beispiel Berlin neu erleben: Kürzungen, die mit vielen Bauchschmerzen durchgezogen werden. Der Versuch, den Kapitalismus menschlich zu machen, muss dazu führen, dass man dieses unmenschliche System selbst verwaltet. Welche Alternative? Es ist toll, wenn die Berliner WASG die Politik des „sozialistischen Sozialabbaus“ nicht unterstützen will. Vorerst wird es also eine Vereinte Neoliberale Gurkenpartei in Berlin nicht geben. Aber was will die WASG stattdessen? Die „Ablehnung von Beteiligungen an Regierungen, die Sozialabbau betreiben“ hat sie auf ihrer Fahne geschrieben. Diese Fahne zeigt die Berliner WASG bei verschiedenen Protesten, z.B. beim Arbeitskampf an der Charité. Diese Sachen sind unterstützenswert, jedoch kein Hinweis auf die Gesellschaftsform, die diese Partei anstrebt. Welche Regierung würde sie errichten, wenn sie die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich bringen könnte? Eine bürgerliche Regierung, zusammengesetzt aus SPD, Grünen und Linke, die nur dort kürzt, wo es „wirklich, absolut notwendig” ist? Oder eine sozialistische Regierung, die sich auf Räte der Werktätigen stützt, und beginnt, den Staatsapparat zu zersetzen und das Privateigentum abzuschaffen? Wer dieser Frage ausweicht, beantwortet sie im Sinne der herrschenden Verhältnisse! In diesen Tagen soll man sich nicht nur an den Namen, sondern auch an die Politik von Rosa Luxemburg erinnern. Leicht umgeschrieben lassen sich ihre Schriften auch heute anwenden: „Auf die neueste Rede [der Frau Merkel] muß die Antwort in der Debatte gegeben werden. Klipp und klar müssen wir sagen: ‚Im übrigen bin ich der Meinung, daß dieser Staat zerstört werden muß.‘ Die Eroberung der politischen Macht bleibt das Endziel und das Endziel bleibt die Seele des Kampfes.“ Sozialismus oder was? „Eroberung der politischen Macht“ – das bedeutet nicht die Macht einer angeblich sozialistischen Partei über den kapitalistischen Staat, sondern die Macht der Werktätigen über die Wirtschaft und über jeden Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Ein solches Endziel ist nur über einen revolutionären Kampf zu erreichen. Denn nur so kann man erreichen, wie Gysi immer wieder feststellt, dass „der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte“ ist. //von Wladek aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 15
Die Linkspartei.PDS: auf dem Papier und in der Praxis Die Praxis der Linkspartei in der Berliner Regierung liegt oft weit entfernt vom offiziellen Parteiprogramm. Ein paar Beispiele... „Die PDS lehnt eine weitere Privatisierung der Daseinsvorsorge ab“ ... und privatisiert selbst die Berliner Wasserbetriebe und die Wohnungsgesellschaft GSW, was für Hunderttausende BerlinerInnen Miet- und Preiserhöhungen bedeutet. Der öffentliche Vehrkehrsbetrieb BVG wurde nicht privatisiert, aber durch Preiserhöhungen für SozialhilfeempfängerInnen und Lohndrückerei für die Beschäftigten „wettbewerbsfähig“ gemacht. „Die PDS unterstützt gewerkschaftliche Auseinandersetzungen für Lohnerhöhungen“ ... und versucht, den Beschäftigen der Charité von Lohnverzicht in einem Volumen von 30 oder 40 Millionen Euro zu überzeugen – sonst droht der Aufsichtsratsvorsitzende Flierl (PDS) mit 1.500 Entlassungen. Die gewerkschaftlichen Mobilisierungen, die sich gegen die PDS richteten, wurden natürlich nicht unterstützt.# “Die PDS unterstützt die Verteidigung von Flächentarifverträgen” ... und steigt als erstes Bundesland aus der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), einem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, aus. Dies hat zu Lohneinbußen für fast alle Angestellte des Landes Berlin geführt. „Die PDS fordert die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich“ ... und zwingt den Beschäftigten der BVG einen Tarifvertrag auf, der die Arbeitszeit leicht verkürzt, aber dafür kräftig die Löhne um insgesamt 30 Millionen Euro senkt. „Die PDS basiert auf konsequentem Antifaschismus“ ... und ist an Hausdurchsuchungen bei AntifaschistInnen und dem Polizeischutz von Nazi-Demos beteiligt. Beim Rudolf-Hess-Gedenkmarsch hat die Berliner PDS drei Tage vorher erfahren, dass Hunderte Nazis einen Marsch durch Friedrichshain als Ausweichroute für die verbotene Demo in Wunsiedel planen, aber sie gab diese Infos erst am Tag davor bekannt. “Die PDS fordert eine angemessene Wohnung und selbstbestimmtes Wohnen für alle Bürgerinnen und Bürger” Wegen der „konsequenten Umsetzung“ der Hartz-Gesetze, zu der die PDS sich verpflichtet hat, werden Zehntausende ALG-II-EmpängerInnen zu Umzügen in billigere Unterkünfte gezwungen. Die PDS-Bürgermeisterin von Kreuzberg versucht, das Hausprojekt New Yorck (dessen BewohnerInnen vor einigen Monaten aus der Yorck59 geräumt wurden) aus dem Bethanien zu vertreiben. Eine ebensolche Liste ließe sich über die Regierung Mecklenburg-Vorpommerns, an der die Linkspartei ebenfalls beteiligt ist, erstellen. Aber warum? Es gibt einen krassen Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Sozialismus und dem Wunsch, in einer kapitalistischen Regierung dabei zu sein. Dabei entscheidet sich die PDS konquent für „realistische“ Lösungen, also für den Sozialabbau. |
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