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Vor 76 Jahren wurde der 1.Mai in Berlin zu einem Massaker Der 1. Mai in Kreuzberg ruft im Kopf jedes/r Linken Bilder von äußerster Polizeigewalt hervor. Jede/r von uns hat gesehen, wie maskierte Robocops Tränengas in die Menge schießen, Wasserwerfer gegen Jugendliche einsetzen oder wild drauflos knüppeln. Doch das ist nichts im Vergleich zum Polizeiterror, den es am 1.Mai 1929, in Berlin gab. Damals herrschte der Ausnahmezustand in Berlin, genauer gesagt in den Arbeiterbezirken Wedding, Neukölln und Kreuzberg. Es kam zu Hetzjagden der Polizei auf ArbeiterInnen, die sich zur 1.Mai-Demonstration versammelt hatten und zu tagelangen Straßenschlachten als Reaktion auf die Repression der Bullen, welche mit Mannschaftswagen in die Kieze einrückte und auf die Leute auf der Straße, an den Fenstern und auf den Balkonen feuerte. Dieser Zustand hielt drei Tage an. Am Ende starben 32 Menschen, häufig Unbeteiligte. Die Bullen hatten über 1.200 Gefangene gemacht, es wurden 80 Verletzte gezählt, aber man kann davon ausgehen, dass es sehr viel mehr waren. Im „planlosen Feuer“ wurden von den Bullen etwa 11.000 Schuss verschossen. SPD gegen Revolutionäre Warum befahl der Berliner SPD-Polizeipräsident Zörgiebel, „rücksichtslos vom Gummiknüppel Gebrauch zu machen“ - und von der Dienstwaffe? Immerhin hatten in anderen deutschen Ländern KPD und SPD gemeinsam demonstriert. Wie heute aus Polizeiakten zu ersehen ist, ging es dem SPD-Polizei-Präsidenten um das Verbot des Roten Frontkämpferbundes (RFB), einer Organisation der KPD, welche Demonstrationen und Kundgebungen der KommunistInnen vor der SA und der Schutzpolizei (Schupo) schützten. Als es bei einer Demonstration des RFB zum Gedenken an einen von der SA ermordeten Kommunisten zu einer Straßenschlacht mit der Polizei kam, bei der ein Mitglied des konservativen „Jungdeutschen Ordens“ starb, war das der Anlass für Zörgiebel, ein Demonstrationsverbot für Berlin zu verhängen. Dieses wollte er über den 1.Mai hinaus aufrecht erhalten, um die KPD zu provozieren. Das war ihr auch klar, deshalb verbot sie ihren AnhängerInnen RFB-Uniformen und Waffen auf der Demonstration, die „einen durchaus friedlichen Charakter“ haben sollte. Dass sie natürlich am 1.Mai trotzdem demonstrieren wollte, war klar: es galt die Tradition des hart erkämpften 1.Mai zu verteidigen. Währenddessen erarbeitete Zörgiebel zusammen mit der Polizei des kapitalistischen Staates einen militärischen Plan mit dem Ziel, Ausschreitungen zu provozieren, die sich für eine Verbotsverfügung ausnutzen ließen. Die lag übrigens schon vorbereitet im Schreibtisch des Senators. der 1. Mai 1929 Als man sich in den Stadtbezirken mit Fahnen und Transparenten versammelt hatte, stand die Polizei schon bereit. Die Bullen gingen sofort zum Angriff über. Sie hatten jedoch ihre Probleme mit den ArbeiterInnen, die sich nicht auseinander treiben lassen wollten. Bei den Prügeleien mit den Bullen waren die KommunistInnen und jene SPDlerInnen, die sich den 1.Mai nicht verbieten lassen wollten, aber unterlegen. Mit bloßen Fäusten und Fahnenstangen war gegen behelmte Bullen, die knüppelten und schossen, kein Ankommen. Es wurden Barrikaden gebaut und das Pflaster aufgerissen. Der Widerstand zwang die Polizei, mit LKWs und Panzerwagen Verstärkung für die Schupos heran zu karren. Es hagelte Steine und Blumentöpfe, worauf die Bullen MGs und Panzerwagen einsetzten. Dabei wurden auch viele Schaulustige getötet, die auf dem Balkon oder auf der Straße standen. Am 2. und 3. Mai starben insgesamt 13 Menschen durch Schüsse der Polizei. Die KPD wirkte auf die aufgebrachten ArbeiterInnen ein, damit diese nicht den bewaffneten Straßenkampf begannen. Vielmehr wurden über zwanzig Protestversammlungen einberufen und in mehr als 120 Betrieben Streiks organisiert. das Nachspiel Am 3. Mai 1929 wurde - wie geplant - der RFB verboten, weil er angeblich die „Mai-Unruhen“ angezettelt und einen Putsch versucht hätte. Kurz darauf wurde er auch deutschlandweit verboten. Hunderten ArbeiterInnen wurde wegen der Teilnahme an einer verbotenen Demonstration der Prozess gemacht. Aber: kein einziger der an den Morden und Prügelorgien beteiligten Polizisten wurde verurteilt! Zörgiebel und Reichsinnenminister Severing (SPD) lebten von 1933 bis 1945 unbehelligt in Nazideutschland. Zörgiebel stieg später zum Polizeipräsidenten von Rheinland-Pfalz auf. Dem Polizeiterror des „Blutmai“ wird heute als „Straßenkampf zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten“ gedacht. Es ist klar: Es gab schon immer härteste Repressionen gegen Menschen, die mehr wollen, als ein kurzes, arbeitsreiches Leben für das Kapital. Auch wenn in letzter Zeit nicht mehr geschossen wird, ist die Brutalität der Bullen noch vorhanden. Mag sein, dass die DemonstrantInnen heutzutage als “Chaoten” statt als “kommunistische Putschisten” beschimpft werden – die Funktion der Medien, die Hetze haben sich nicht prinzipiell verändert. Damals gab es den „Stürmer“ und den „Vorwärts“, heute hetzen „Bild“ und „Kurier“. Wir können der Opfer des Blut-Mai am besten gedenken, indem wir ihre Parole jedes Jahr laut werden lassen: „1. Mai - Straßenfrei! Nieder mit der Polizei!“ //von Richard aus Treptow //REVOLUTION Nr. 11 |
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