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Soundtrack der Revolution

//von Huey aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 7

The (International) Noise Conspiracy spielt „Black Mask“

„People say, we’re crazy, because we talk about revolution. Because we live in pretty fucked up times. But at least we have the courage to dream and to fight!“

Mit diesen Worten begann das letzte Berliner Konzert von The (International) Noise Conspiracy. Der Name sagt schon alles: Die geheimnisvolle aber allgegenwärtige kommunistische Weltverschwörung, von der schon Winston Churchill und Joe McCarthy immer gewarnt haben, ist endlich an die Öffentlichkeit getreten – in Form einer vierköpfigen Band aus Schweden.

Mit rockigen und irgendwie an die Garagenmusik der 60er Jahre erinnernden Songs propagiert die Conspiracy Kampf, Kommunismus und Weltrevolution.

Es gibt kein einziges Lied auf der im Sommer erschienen CD „Armed Love“ ohne einen Aufruf zu revolutionärer Aktion. Die Texte handeln von Barrikadenkämpfen, Imperialismus, Entfremdung – alles, was eine kommunistische Punk-Band behandeln sollte. Einige Beispiele: „Wir werden uns wie eine Bewegung bewegen, alle gemeinsam sind wir wie eine Lawine“ (Like a Landslide); „Gib mir einfach eine schwarze Maske“ (Black Mask); „Schreiben wir Geschichte jetzt gleich!“ (Let’s Make History); „Ich will nicht ewig warten, ich will Freiheit diesseits des Himmels!“ (This Side of Heaven).

10 tolle Lieder, 39 Minuten Musik – guter Stoff, um sich vor einer Demo aufzupumpen.

Aber die ‘Verschwörung’ macht mehr, als nur zu singen – ihre wiederholten Aufforderungen zu „smash it up“ (Dinge zerschlagen) nehmen sie durchaus ernst. So waren sie im Juni 2001 auf den Straßen von Göteborg dabei, als Zehntausende DemonstratInnen gegen ein Gipfel der EU-Minister in der südschwedischen Stadt protestierten. Die Band hatte ihre Bühne mitten im Straßenschlachtgebiet aufgebaut und etwas „Begleitmusik“ gemacht.

Eine Stimme des Protests

Jede Generation hat ihre Liedermacher: Joe Hill, Kurt Weill, Ton Steine Scherben oder die Dead Kennedys. Diese Künstler bringen die Wut und die Hoffnung von Millionen zum Ausdruck. Für unsere Generation, aus der Hunderttausende die Gipfeltreffen der Herrschenden in Seattle, Genua, Göteborg oder Genf belagert haben, ist die Conspiracy eine Stimme. Die Entschlossenheit von Millionen „Anticapitalistas“ wird in einem 3minütigen Rocksong verpackt und auf CD gepresst.

Dabei ist es ziemlich schwer festzustellen, ob T(I)NC Kommis, Anarchos oder Autonome sind. Zu welchem Flügel der Bewegung gehören sie eigentlich? Auf ihrem ersten Album singen sie: „Ich habe Lust auf Zerstörung der bakuninistischen Art“ (bezogen auf den Gründer des Anarchismus Michael Bakunin). Aber gleich danach kommt der Text: „Wir brauchen eine neue Richtung, einen Aufstand“ – eindeutig eine Referenz an Lenins „Briefe aus der Ferne“, die er im September 1917 an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Russlands schrieb, um einen bewaffneten Arbeiteraufstand zu befürworten.

Aber ist es verwunderlich, dass die Jungs aus Schweden tausend verschiedene und sich zum Teil widersprechende Ideen durch ihre Lieder propagieren? Sie sprechen für eine antikapitalistische Bewegung, die selber vielfältig und widersprüchlich ist. T(I)NC hat sich nie die Aufgabe gesetzt, ein klares Programm für die Bewegung auszuarbeiten (wie es REVO versucht). Die Protest-Band sollte vielmehr die Straßenkämpfer der antikapitalistischen Bewegung ermutigen – und das tut sie wunderbar!

Und immerhin sagt Sänger Denis Lyxzén in einem Interview in der letzten Ausgabe von Uncle Sally’s: „Wir sind überzeugt davon, dass der Umsturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung notwendig und der einzige Weg ist, um eine bessere Welt zu bekommen.“

Da haben wir es schwarz auf weiß. Wann hast du so was zum letzten Mal in einer farbigen, auf Glanzpapier gedruckten Kulturzeitschrift gelesen? Normalerweise beschränken sich solche Feststellungen auf kleine, schlecht kopierte politische Blätter wie... naja egal.

Feel the music

Nach Auftritten im SO36 in Kreuzberg und bei verschiedenen Sommerfestivals (z.B. Hurricane) dürfte The (International) Noise Conspiracy in der deutschen Linken langsam bekannt sein. Am 28. Oktober sind sie wieder im SO36 zu sehen – für weitere Tourdates in der BRD siehe ihre Website. Bei 16 € Ist das Konzert etwas teuer, aber eine so leidenschaftliche revolutionäre Show kann man nicht jeden Tag sehen.

Keine 17,99 Euro für die CD? „Armed Love“ ist nicht nur im Laden erhältlich. Folg einfach Denis’ Rat vom letzten Konzert: „You can download these songs tonight off the internet.“

* Interview in Uncle Sally's

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