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„Ihr tötet unsere Kinder, //von WIL aus Treptow //REVOLUTION Nr. 7 Mit diesem Satz erklärte ein tschetschenischer Geiselnehmer, warum er an der Entführung von über 1.000 Kindern und LehrerInnen in einer Schule in Beslan beteiligt war.
Uns stößt aber auch die Diffamierung des kaukasischen Widerstands als terroristisch oder fundamentalistisch ab. Der Widerstand ist völlig legitim, vor allem wenn er sich gegen die russischen Kolonialtruppen und deren Schergen richtet. Ein Beispiel: der durch einen Bombenattentat getötete tschetschenische „Präsident“ Achmed Kadyrow wurde unter anderem von russischen Soldaten und von vom Kreml erfundenen Wählern gewählt, wählbare Gegenkandidaten gab es nicht. Wenn sich Russlands Truppen auf ein System des Terrors stützen, ist es klar, dass ihre Aggression genauso gewalttätig erwidert wird. Noch ein Beispiel: ähnlich der Wehrmacht vergelten die russischen Truppen Partisanenangriffe mit willkürlichen Verschleppungen und Morden an Zivilisten. Oftmals werden junge Männer und solche im kampffähigen Alter abgeholt und bleiben danach auf immer verschwunden. Das ist z.B. in Grozny an der Tagesordnung. Die Geiselnahme von Beslan wird von Russlands Präsident Putin für ein antidemokratisches Programm genutzt. Im Mittelpunkt dieses Programms steht eine Zentralisierung der Macht im Kreml. So müssen sich die BewohnerInnen der russischen Teilrepubliken nicht mehr mühsam zur Gouverneurswahl schleppen. Nein, das nehmen ihnen neuerdings ihre kremltreuen, korrupten Parlamente ab; die Kandidaten werden ab jetzt einfach von Russlands Regierung, also von Putin bestimmt. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die russische Verfassung. Selbst Russlands Verbündete im imperialistischen und rassistischen „Kreuzzug gegen den Terror“ lehnen diese Politik ab. Zynischerweise äußerte ausgerechnet der amerikanische Präsident Bush, dass im Krieg gegen den Terrorismus die „Prinzipien der Demokratie“ geachtet werden müssen. Wir alle wissen ja, was Demokratie auf amerikanisch heißt... 400 Jahre Krieg Russische Kolonialpolitik in Tschetschenien wird schon seit über 400 Jahren betrieben – auf brutalste und menschenverachtendste Weise. Schon im 16. Jahrhundert fand eine allmähliche Besiedlung durch Kosaken und eine ebenso allmähliche Durchdringung des Kaukasus durch russisches Militär statt. Das alles diente dem Ausbau des russischen Imperiums. 1818 wurde die Festung Grozny vom russischen Oberkommandanten als Stützpunkt gegen widerspenstige Bergvölker angelegt. Ihr Name bedeutet „furchtbare, gnadenlose Stadt“ und ist bis heute eine koloniale Provokation. Ein Fünftel der Tschetschenen verließ nach der Unterwerfung ihrer Heimat durch Russland Tschetschenien. Ende des 19. Jahrhundert weitete sich die Fluchtwelle zu einer regelrechten Diaspora aus. Der Kaukasus stand nun formell unter der Herrschaft russischer Offiziere. Ihre Macht beschränkte sich allerdings nur auf Militärbasen entlang der Hauptstraßen. In unwegsamen Gebieten hielt sich der Widerstand gegen die Fremdherrschaft. In Tschetschenien entstand eine Tradition des Widerstands bis weit in die sowjetische Zeit. In eben dieser Zeit ereigneten sich die schlimmsten Verbrechen am tschetschenischen Volk. Die Auflehnung gegen die schlecht durchgeführte Kollektivierung der Landwirtschaft in der UdSSR wurde mit Hinrichtungswellen, der Aufstand, der diesen folgte, mit Zwangsdeportierung beantwortet. Die Kollektivierung der Landwirtschaft durch Stalin verursachte Millionen von Hungertoten; die Deportation ca. 100.000 Tote in Tschetschenien. Erst Jahrzehnte später durften beide Völker, Tschetschenen und Inguschen in ihre Länder zurückkehren. Wieder vergingen Jahrzehnte der Unterdrückung. Einen Monat vor Auflösung der Sowjetunion erklärten sich die Tschetschenen unabhängig, entwarfen eine Verfassung und eigene Staatssymbole und stellten eine eigene Armee auf. „demokratische“ Unterdrückung Nachdem Tschetschenien den Föderationsvertrag nicht unterschrieb und sich nicht am Referendum zur Person und Politik des russischen Präsidenten beteiligt hatte, überzog Russland Tschetschenien wieder einmal mit Krieg, um die angeblich verfassungsmäßige Ordnung herzustellen. Jelzin berief sich auf die Verfassung der Russischen Föderation, der Tschetschenien aber nie beigetreten war. Dieser Krieg forderte 200.000 Tote unter der Zivilbevölkerung Tschetscheniens und zerstörte die gesamte Infrastruktur des Landes.
Heutzutage sind Folter, Verschleppung, willkürliche Gewalt und Terror von Seiten des russischen Staates wie seit über 200 Jahren in Tschetschenien an der Tagesordnung. Nachdem sich Tschetschenien über zwei Jahrhunderte gegen Russland verteidigte, ist es irrational zu glauben, dass es jetzt damit aufhört. Nein, es wird höchstens nur noch schlimmere Kämpfe geben, bis der russische Staat dem Kaukasus sein Recht auf Selbstbestimmung gewährt. |
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