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Woman – Nigger of the World? //von einer Bolschewistin //REVOLUTION Nr. 6 Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen. Doch in der Arbeitswelt ist ihr Anteil, wenn man auf die Karriereleiter sieht, viel niedriger. Schaut man jedoch auf die schlechter bezahlten und sozial ungeschützteren Halbtags- und Teilzeitjobs, findet man 60 bis 90% Frauen. Das gilt für Entwicklungsländer wie China, Honduras, Südafrika ebenso wie für die imperialistischen Industrieländer. Doch warum gibt es nur wenige Frauen in Leitungsfunktionen? Ist Frau dafür zu blöd? Nein! Der Kapitalismus weist Traditionen und Strukturen auf, die Frauen generell benachteiligen. Es ist eine „Ellenbogengesellschaft“ und Männer machen davon rücksichtslosen Gebrauch, weil die Gesellschaft es ihnen so anerzieht. Im Kapitalismus wie in allen vorher gehenden Klassengesellschaften ist es stets die Aufgabe der Frauen, Kinder aufzuziehen, Männer zufrieden zu stellen, sich nicht in Politik einzumischen und sich „hübsch zu machen“. Die Frau ist auf eine unterprivilegierte Rolle als „Dienerin“ festgelegt. Dazu gehört auch, dass „typische Frauenjobs“ wie Frisöre, Krankenschwester, Reinigungskraft schlechter bezahlt und weniger angesehen sind. Das Problem wird noch dadurch verschärft, dass sich Haushalt und Kinderbetreuung oft schlecht mit einer regelmäßigen Berufstätigkeit vereinbaren lassen. Das ist ein Hauptgrund, warum viele Frauen in schlecht bezahlten Teilzeitjobs arbeiten. Der Sozialabbau bei der Kinderbetreuung und die hohe Arbeitslosigkeit führen dazu, dass entweder zu wenig geeignete Betreuungsmöglichkeiten existieren oder aber nicht bezahlbar sind. „Der Unersetzliche“ Der Mann ist zu „Höherem“ berufen, als nur Windeln zu wechseln oder zu bügeln. „Männer sind furchtbar schlau, Männer können alles, Männer führen Kriege“, so besingt sie Grönemeyer in einem Song. „Der Mann ist also die intelligente Führung“, denken sich dann einige und meinen: „Das kann ich doch auch!“ Mit Ehrgeiz verfolgt Mann nun seine Ziele, strebt nach einem guten Posten, der eben nur an flexible Alleskönner vergeben wird. Im Kapitalismus leistet die Frau die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie. So werden die Kosten für die notwendige Reproduktion (Kinderbetreuung, Haushalt usw.) der Klasse der LohnarbeiterInnen vom Kapital eingespart. Gleichzeitig werden die Männer von „häuslichen Pflichten“ entlastet, damit sie sehr flexibel und mit voller Energie ihren Job machen können – damit ihr kapitalistischer Ausbeuter viel Profit aus ihrer Arbeit herausschlagen kann. Damit das alles funktioniert, ergießt sich täglich eine riesige Woge von Zeitschriften und Magazinen für Frauen auf uns, die uns einreden wollen, dass ein Frauenleben sich im Bermudadreieck von Küche, Kindern und Kirche abzuspielen habe. In typischen Männerberufen gibt es immer noch Belästigungen gegenüber uns, seien es sexuelle oder verbale. Das ist nicht nur ekelhaft und dumm – es dient letztlich dazu, Männer und Frauen gegeneinander auszuspielen und die Löhne zu drücken. Deshalb: Männer seid schlau und belästigt nicht uns, sondern euren Unternehmer – z.B. mit Streik! Sexismus Heute In entwickelten kapitalistischen Ländern wie Deutschland ist es heutzutage „normal“, als geschiedene und/oder allein erziehende Frau oder auch unverheiratet in einem Haushalt zu leben. Auch die Entscheidung darüber, Kinder zu bekommen oder abzutreiben kann Frau heute größtenteils eigenständig entscheiden. In vielen Ländern der Welt – die auch alle kapitalistisch sind (!) – ist das allerdings anders. Frauen werden unter Druck gesetzt, bestraft oder sogar umgebracht, wenn sie fremdgehen oder ein uneheliches Kind haben. Eine Hauptverantwortung für diese extreme Form der Frauenunterdrückung tragen die Religionen – nicht nur der Islam. Auch die Kirchen hierzulande pflegen ein reaktionäres Frauenbild. Die Errungenschaften für Frauen hierzulande wurden vor allem von der Arbeiterbewegung erkämpft. Auch deshalb können sie nur von Frauen und der Arbeiterbewegung verteidigt werden. Doch diese errungene Selbstständigkeit von Frauen überwindet keineswegs die Doppelbelastung durch Arbeit und Familie. Das ist nur möglich durch eine Aufteilung der Arbeit auf alle Mitglieder der Gesellschaft und durch die Überwindung der Lohnarbeit. Kurz: wir brauchen Sozialismus – auch, um die Benachteiligung von Frauen endgültig beseitigen zu können. Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch für Frauen zahlreiche, um später im gewünschten Beruf tätig zu sein. Es ist uns gewährt, als Schulleiterin, Ärztin, oder Kleinunternehmerin zu agieren; doch die meisten Frauen werden als lohnabhängig Beschäftigte ihr Leben zubringen. Hausliche Gewalt Auf der zweiten Weltkonferenz über Menschenrechte 1993 in Wien wurde die Gewalt an Frauen als „Verletzung der Menschenrechte“ bekräftigt. Auch die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) hat 1994 an einem Projekt „Gewalt gegen Frauen“ teilgenommen, um weiteren Gewalttaten vorzubeugen. In Juárez beispielsweise, einer Grenzstadt in Mexiko, hat man es bisher nicht geschafft, den Missbrauch an Frauen zu verhindern. Täglich gibt es Opfer von physischer und psychischer Gewalt, die gnadenlos verfolgt und ermordet werden. Nur weil sie weiblich sind oder sich organisieren und emanzipieren wollen. Diese Konferenzen ändern wenig bis nichts. Warum? Weil die Unterdrückung von Frauen nicht einfach negative Ausnahmen sind oder von „den bösen Männern“ ausgeübt wird. Sie ist ein wesentlicher Teil der kapitalistischen Gesellschaft selbst. Wir von REVOLUTION meinen, dass die Befreiung der Frauen, dass der Kampf gegen ihre Unterdrückung und Benachteiligung damit beginnen muss, dass sich Frauen politisch betätigen und organisieren. Nur so ist es auch möglich, dass ihre besonderen Probleme auch im politischen Kampf und in der Organisation eine Rolle spielen. Uns reicht es nicht, wie die FeministInnen zu fordern, dass Frauen gleiche Chancen in der Gesellschaft haben sollen. Wir sind dagegen, dass Frauen besonders ausgebeutet und unterdrückt werden; wir sind aber auch dagegen, dass Frauen es als ihr höchstes Ziel ansehen, als ManagerIn oder UnternehmerIn andere auszubeuten und zu unterdrücken. Wir wollen, „dass alle Verhältnisse, unter denen der Mensch“ – also Frauen und Männer – „unterdrückte, erniedrigte, verächtliche Wesen“ sind, überwinden. Das schrieb Karl Marx. Manchmal sprechen Männer eben auch uns Frauen aus dem Herzen. |
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