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Ein Rezept gegen die Krise: Brandenburger Sparschweine //von Franci //REVOLUTION Nr. 2 In vielen Städten lehnten sich in den letzten Monaten unzählige Leute, darunter auch Jugendliche, gegen den Sozialabbau in Deutschland auf. GewerkschafterInnen streikten und protestierten, SozialarbeiterInnen gingen auf die Straße. So war es auch am 24. September in Eberswalde, der Kreisstadt des Kreises Barnim nordöstlich von Berlin. Der Kreistag sollte über die Kürzung oder sogar Streichung der Mittel für Jugendarbeit und Jugendprojekte beraten und beschließen. Das hätte das Ende vieler Projekte bedeutet. Vor allem ging es dabei um Gelder für die Bezahlung von JugendbetreuerInnen und SozialarbeiterInnen in Jugendeinrichtungen. Es wäre an sich schon eine Frechheit, deren geringe Bezahlung noch weiter zu kürzen oder zu streichen. Es wäre eine Schweinerei, weil viele von ihnen sowieso freiwillig mehr machen, als sie bei ihrer oft nur „halben“ Stelle eigentlich müssten. In Bernau, wo ich herkomme, wäre unsere Jugendeinrichtung von den Kürzungen betroffen: das DOSTO. Der Name leitet sich vom russischen „Dostoprimetschatjelnost“ (Sehenswürdigkeit) ab. Besonders sehenswürdig ist das DOSTO allerdings nicht. Der Club ist nicht etwa eine Nobelherberge, sondern nur eine alte Baracke, die wahrscheinlich abgerissen worden wäre, wenn sich nicht in der Wendezeit einige Jugendliche dafür engagiert hätten, daraus einen Ort von und für Jugendliche zu machen. Nun sollten die Gelder des Kreises dafür gestrichen werden! Die Behauptung, es wäre kein Geld für Jugendarbeit da, macht einen richtig wütend, wenn man bedenkt, was in Deutschland so abläuft. Riesenunternehmen wie Siemens oder DaimlerCrysler zahlen keine Steuern. Kapitalisten werden Millionen in den Arsch geblasen, wenn sie mal irgendwo investieren. Angeblich entstehen dadurch Arbeitsplätze. In Wirklichkeit sind es aber oft nur Verlagerungen oder sie gehen anderswo verloren. Woher kämen denn sonst die vielen Millionen ohne Job?! Auch in Brandenburg werden Millionen Steuermittel verschleudert, von denen man in jeder Stadt einen Super-Jugendclub hätte hinbauen können. So z.B. für den Lausitzring oder die Riesenhalle für den Cargolifter, den es bis heute nicht gibt. Statt dass dieses Luftschiff in den Himmel stieg, fielen die Kurse des Unternehmens in den Keller. Heute ist es pleite und einige Steuermillionen futsch. Auch ein gewisser Herr Stolpe, seines Zeichens Bundes-Verkehrsminister kommt ja aus Brandenburg und hat sich bundesweit dadurch einen Namen gemacht, dass er Konzernen wie der Telecom, die zu blöd sind, ein Mautsystem zu bauen, die Milliarden an Vertragsstrafe einfach erlässt! Mit solchen Gedanken im Bauch stand ich also vor der Kreisverwaltung. Gegen 16 Uhr füllte sich der Platz vor der Kreisverwaltung. Es dauerte jedoch noch einige Zeit, bis die geplante Sitzung der Rotstift-Vertreter begann. Ein kleiner Lieferwagen näherte sich dem Ort des Geschehens. Junge Leute stiegen aus. Kurz danach begann ein Redner, unser Vorhaben zu bekräftigen: „Gemeinsam müssen wir ihnen klar machen, was sie alles zerstören werden!“ Die öffentliche Versammlung machte es möglich, selbst beim Geschehen dabei zu sein. Nach einer langweiligen und langwierigen Einleitungsrede eines Abgeordneten durften die Bürger ihre Probleme erläutern. Zwei Sozialarbeiterinnen beschwerten sich über die geplanten Kürzungen ihrer Bezahlung und die voraussichtlichen Schließungen einiger Jugendklubs. Sie bekam darauf die spöttische Antwort: „Wir als Abgeordnete haben keine Zeit, in diesem Jahr einen neuen Haushaltsplan für das kommende Jahr aufzustellen, da die Kommunalwahlen uns schon genug Kraft und Zeit kosten“. Besser als dieses Gelaber hörte sich da die Punkband an, die draußen anfing zu spielen. Alle wunderten sich über das ungeplante Konzert. Einige der DemonstrantInnen verließen den Saal, um die Stimmungsmacher aus der Nähe und in voller Lautstärke genießen zu können. Insgesamt waren knapp zweihundert Leute da, meist Jugendliche. Sie kamen aus Potsdam, Eberswalde, Brandenburg und anderen Orten. Auch vom DOSTO waren einige Dutzend Jugendliche gekommen. Wir von REVO waren nur zu zweit. Aber mit unseren REVO-Fahnen waren wir gut zu sehen. Wir konnten auch ein paar unserer ersten Nummer der REVO-Zeitung verkaufen. Was haben wir nun mit unserem Protest erreicht? Wahrscheinlich nichts, werdet ihr jetzt denken. Aber denkste! Soweit bekannt, ist es wohl so, dass die Kürzungen zunächst einmal nicht durchgezogen werden. Natürlich ist das nur eine Verschnaufpause. Es wird nicht lange dauern und der nächste Haushaltsnotstand wird die KürzungsexpertInnen wieder auf den Plan rufen. Beim nächsten Mal werden wir dann aber noch mehr Leute mobilisieren und so laut protestieren, dass selbst die Punkband übertönt wird. Mehr Infos findet man auf: www.dosto.de |
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