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Missverstandene MarxistInnen Teil 1: Antonio Gramsci – Lesekreis an der FU Berlin An den deutschen Universitäten ist der Marxismus heute verpönt. Umso erstaunlicher ist es, was für ein breites Spektrum sich positiv auf das Werk des revolutionären Marxisten Antonio Gramsci aus Italien bezieht. Der Reformismus – also jene Strömungen, die das kapitalistische System durch Reformen etwas menschlicher gestalten wollen, und früher oder später dieses unmenschliche System selbst verwalten – hat sich in den letzten hundert Jahren nicht wesentlich verändert. Die Devise lautet heute wie damals: ab in die Regierung! Doch die reformistische Ideologie, die erstmals von Eduard Bernstein ausformuliert wurde, gilt zu Recht als gescheitert. Bernsteins These von einem immer friedlicheren Kapitalismus sieht im Anbetracht des Ersten Weltkrieges wenige Jahre später reichlich absurd aus. Deswegen wird die alte reformistische Ideologie mit immer wieder mit neuen Phrasen reformuliert. Regierungsbeteiligung? Das klingt angesichts der Erfahrung der europäischen Linken in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht besonders cool. Mit einem Verweis auf Antonio Gramsci wird dieser Opportunismus stattdessen umettiketiert als „Kampf um gesellschaftliche Hegemonie“. (Oder mit einem Verweis auf Rosa Luxemburg: „revolutionäre Realpolitik“.) Doch Gramsci – Gründer einer kommunistischen Partei – war alles andere als ein Neoreformist. Er trat unzweideutig für eine revolutionäre Diktatur des Proletariats ein, um den Kapitalismus zu zerschlagen und den Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft zu öffnen. Sein politisches Erbe ist, weil er nicht an einer erfolgreichen Revolution beteiligt war, und auch weil viele seiner wichtigsten Schriften im Gefängnis entstanden sind, zweifelsohne widersprüchlich. Dennoch waren seine Ideen zu wichtig, um sie auf nichtssagende, reformistisch deutbare Halbsätze zu reduzieren. Aus diesem Grunde veranstalten wir, eine Gruppe marxistischer Studierender, ein selbstverwaltetes Seminar an der FU Berlin, um uns tiefergehend mit dem Erbe dieses Marxisten auseinanderzusetzen. Besonders ein Vergleich mit „orthodoxeren“ RevolutionärInnen wie W.I. Lenin und Leo Trotzki soll es ermöglichen, Gramscis spezifischen Beitrag zur revolutionären Theorie herauszuarbeiten. Ein zweiter Teil des Seminars, über die ähnlich gern von ReformistInnen zitierte Marxistin Rosa Luxemburg, ist ebenfalls geplant. Die Texte (auf Deutsch und Englisch) können auf der ersten Sitzung oder per Mail bezogen werden. Der genaue Ablauf wird von den TeilnehmerInnen festgelegt. Wir bitten um eine Anmeldung per Mail: fu[ät]revolution.de.com Lesekreis zu Gramsci an der FU Berlin Dienstags von 16-18 Uhr im Histo-Café, 17. Mai: Einführung und Verteilung der Texte |
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