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Kauft Strike Bikes!

Ein Fahrrad, das ohne KapitalistInnen hergestellt wurde

Seit dem 10. Juli, also seit zweieinhalb Monaten, ist die Fahrradfabrik im thüringischen Nordhausen besetzt. Die 135 ArbeiterInnen beschlossen die Besetzung, um gegen die Schließung der Fabrik zu protestieren und den Abtransport der Maschinen durch das Unternehmen zu verhindern.

Jetzt wollen sie die Produktion wieder aufnehmen, und zwar in Eigenregie. Strike Bikes sind in Planung - wenn bis zum 2. Oktober etwa 1.800 Bestellungen eintreffen, werden die rotlackierten Fahrräder auch gebaut. Wir von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION wollen dieses Projekt unterstützen - auch wenn wir als Jugendliche nicht gleich 10 neue Fahrräder kaufen können.

Selber produzieren?!

In einer Fabrik ohne ArbeiterInnen läuft natürlich gar nichts. Aber eine Fabrik ohne KapitalistInnen und ManagerInnen kann sehr gut funktionieren. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Keramikfabrik Zanon in Neuquén/Argentinien: Seit der Besetzung im Oktober 2001 produzieren die fast 500 ArbeiterInnen ohne den alten Besitzer – die ArbeiterInnen bekommen jetzt alle den gleichen Lohn und treffen alle Entscheidungen in einer Versammlung oder durch gewählte und jederzeit abwählbare VertreterInnen. Trotz der wiederholten Räumungsversuche durch den ehemaligen Besitzer und den bürgerlichen Staat, produzieren sie weiter und kämpfen für die Verstaatlichung der Fabrik und die Weiterführung der Produktion unter ihrer eigenen Kontrolle.

Die BesetzerInnen in Nordhausen geht erstmal nicht so weit wie die BesetzerInnen in Neuquén. Von einer kontinuierlichen Produktion, die von den ArbeiterInnen selbst verwaltet wird, ist mensch noch weit entfernt, denn die Produktion von 1800 Fahrräder in so einer Riesenfabrik hält die Fliessbänder nur 1-2 Tage am Laufen. Insofern werden die Strike Bike die 135 ArbeiterInnen nicht längerfristig über Wasser halten. Wie ein Vertreter der ArbeiterInnen in einem Interview erklärte, geht es darum zu zeigen, dass an dem Standort Nordhausen wirtschaftlich produziert werden kann, um eine/n neue/n Besitzer/in anzulocken.

Aber wird irgendein anderer Unternehmer grundsätzlich von Entlassungen und Fabrikschließungen Abstand nehmen, wenn solche Maßnahmen der Profitmaximierung dienen? Wir bezweifeln das.

Die Besetzung und die Produktion in Eigenregie gehen ein Stück über den Rahmen der kapitalistischen Produktionsweise hinaus, indem die ArbeiterInnen die Produktionsmittel an sich reißen und selbst verwalten. Trotzdem ist das politische Bewusstsein der Beteiligten sicher nicht antikapitalistisch oder revolutionär. Z.B. konnte mensch bei der Besetzung folgendes auf Transparenten lesen: "eine texanische Heuschrecke frisst sich durch Deutschland" oder gar "Deutschland wache auf!" Es gibt offensichtlich nach wie vor Illusionen, dass die geplante Schließung durch einen besonders gierigen amerikanischen Kapitalisten ("Heuschrecke") und nicht durch die Gesetze des kapitalistischen Systems selbst verursacht wurde. Diese Illusionen müssen von RevolutionärInnen kritisiert und bekämpft werden. Aber reale Kämpfe gegen das Kapital, die über den Rahmen des bürgerlichen Alltagsbetriebs hinausgehen, tragen mehr zur Herausbildung eines revolutionären Bewusstseins bei als zynische Kommentare auf Indymedia.

Die Perspektive

Die ArbeiterInnen müssen nicht darauf warten, bis sich ein/e neue/r Kapitalist/in findet, der/die ihre Ausbeutung wieder gewinnbringend organisieren kann. Eine Alternative wäre es, eine Kooperative oder Genossenschaft zu bilden, so dass alle ArbeiterInnen einen Anteil des Betriebs besitzen und die Gewinne unter sich teilen. Aber auch in diesem Fall müssten sie weiterhin mit privaten Fahrradfabriken konkurrieren und sich auf dem kapitalistischen Markt behaupten. Die TeilhaberInnen der Kooperative müssten ihre Löhne so niedrig halten wie in privaten Betrieben, und damit tritt eine indirekte Ausbeutung durch den kapitalistischen Markt an die Stelle der direkten Ausbeutung.

So eine Produktionsgenossenschaft wäre ein großer Fortschritt, weil sie die Arbeiterbewegung mit Industriearbeitsplätzen und auch mit preiswerten Fahrrädern versorgen würde. Nichtdestotrotz wäre es kein Projekt, das die ArbeiterInnen vollständig von Ausbeutung befreien würde. Auch Kooperativen können aufgekauft oder durch korrupte ManagerInnen in kapitalistische Unternehmen verwandelt werden. Die einzige längerfristige Perspektive besteht in der Verstaatlichung der Fabrik: der Staat stellt das Kapital zur Verfügung, übernimmt die finanziellen Risiken und garantiert die Fortführung der Produktion.

Die Fabrik sollte aber in diesem Fall nicht durch StaatsbürokratInnen, sondern durch die ArbeiterInnen der Fabrik selbst verwaltet werden. Die Produktion würde dann den Bedürfnissen der Bevölkerung dienen ("wieviele Fahrräder brauchen die Menschen?") und nicht den Profitinteressen einiger KapitalistInnen ("wie können wir durch die Herstellung von Fahrrädern möglichst viel Geld verdienen?"). So eine Produktion könnte Teil eines ökonomischen Plans werden, um die Wirtschaft der Kontrolle der Bevölkerung zu unterwerfen, wenn die Arbeiterklasse dafür kämpft, die direkte Kontrolle in allen Unternehmen auszuüben.

Die Unterstützung

Der Kampf in Nordhausen ist zu unterstützen, weil er ein kleines Zeichen setzt, dass eine Produktion ohne KapitalistInnen möglich ist. "Bike Systems" zeigt, zumindest ansatzweise, dass es eine wirkliche Alternative zu Massenentlassungen gibt: Streiks, Besetzungen, Arbeiterkontrolle und Enteignungen der Produktionsmittel! Deswegen:

Kauft Strike Bikes!

Für die Verstaatlichung von Bike Systems unter Arbeiterkontrolle!

Erkämpft die Arbeiterkontrolle in allen Betrieben!

//REVOLUTION //27. September 2007

Strike Bikes können bis zum 2. Oktober bestellt werden (für 275 € inkl. Steuern und Versand). Das Bestellformular und alle Infos gibt es auf www.strike-bike.de. Holger Burner hat einen Promo-Track dazu veröffentlicht.

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