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Unter falscher, roter Flagge

Wie die GAM-Jugend unseren Namen missbraucht

Manche mit der linken Szene vertraute Beobachter werden sich gefragt haben, warum neben dem Block von REVOLUTION eine zweite Gruppe mit unseren roten Fahnen gelaufen ist.

Diese komische Szene verdanken wir der Gruppe Arbeitermacht (GAM – deutsche Sektion der Liga für die Fünfte Internationale, LFI), die REVOLUTION vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. In ihrem neusten Newsletter prahlt sie damit, wie erfolgreich „REVOLUTION“ auf der Demonstration aufgetreten sei; „mit einem … Block zusammen mit den Schülern der John-Lennon Schule“. REVOLUTION wird als „wir“ bezeichnet, und der Slogan auf dem REVOLUTION-Transparent („Streik in der Schule… Streik in der Fabrik…“ usw.) von der GAM gleichsam als ihr Slogan genannt. Unter dem Text steht als Kontakt die ominöse E-Mail-Adresse „revolution-germany@gmx.net“. Die GAM suggeriert in ihrem Newsletter, REVOLUTION und die GAM-geführte Gruppe, die sich als REVOLUTION ausgab, wären ein und dieselbe Gruppe. Von dieser GAM-Jugend, die unseren Namen missbraucht, müssen wir uns distanzieren.

Schon ihre Selbstdarstellung als "Jugendorganisation" ist falsch: die drei Mitglieder der GAM-Jugend sind jeweils um die 20, 30 und 40. Dass sie mehreren Zwölfjährigen ihre (in Wirklichkeit: unsere) Fahnen in die Hand gedrückt haben, kann an dieser Tatsache nichts ändern.

Nun schreiben sie im gleichen Newsletter, sie hätten mit den Schülern der John-Lennon-Schule gemeinsam demonstriert. Auch diese Darstellung ist irreführend. Nachdem die Schülervertretung der JLS ein Streikkomitee gegründet hat, sind die Jung-GAMler (die, wie gesagt, auch 40 sein können) dazugestossen. Ihr Verhalten hat kaum eine/n Schüler/in beeindruckt: Nachdem sie angeboten hatten, ein Transparent für das Streikkomitee zu malen, setzten sie einfach „ihr“ (also unser) Logo und die oben genannte E-Mail-Adresse darauf. Die Begründung dafür, nämlich die, dass niemand vom Streikkomitee zum Malen erschienen war, ist schon deshalb dreist, weil der Mal-Termin mit einem Bündnistreffen für den Streik zusammenfiel. Darüberhinaus war er auch nicht allen Streikkomitee-AktivistInnen bekannt. Dieser unverschämte Versuch der Selbstprofilierung würde jede ernsthafte politische Gruppierung ablehnen – das tun wir von REVOLUTION natürlich auch.

Zum Beispiel: Mitglieder von REVOLUTION haben das Design und den Stoff für das Fronttransparent des Bündnisses besorgt, und Mitglieder von [`solid] haben das sechs-Meter-Transpi gemalt. Wer wäre auf die Idee gekommen, dass diese Gruppen ihr Logo auf Bündnismaterialien malen? Aber der GAM-Jugend geht es nur darum, um jeden Preis den Eindruck zu erwecken, als hätten sie Unterstützung unter den SchülerInnen.

"Das müsste man übermalen, ausschneiden, verbrennen!" meinte ein Sprecher des Streikkomitees zur unerwünschten Unterschrift. Dass es sich dabei nicht um kommunistische Vorurteile handelt, beweist die Tatsache, dass dieser junge Aktivist mit der richtigen REVOLUTION-Gruppe in Diskussionen steht. "Sind wir hier in einem politischen Kindergarten?" fragte sich auch die Schulsprecherin, die das Streikkomitee ins Leben rief. Leider ist diese Praxis – den Geldbeutel einzusetzen, um Jugendliche zu bevormunden, in der Hoffnung, dass sie politisch zu unreif sind, um sich gegen diese Bevormundung zu wehren – für die LFI/GAM eine gängige Praxis.

Das grundsätzliche Problem, das zu unserer Trennung von der GAM geführt hat, war die Frage, ob eine revolutionäre Jugendorganisation unabhängig sein kann oder soll. Noch vor einem Jahr hat die GAM geschrieben: "Jeder Versuch, die politische oder organisatorische Unabhängigkeit der Jugend einzuschränken, dient nur den Interessen des Reformismus und der Reaktion." Dieser These stimmen wir 100%ig zu!

Aber mit einer wirklich unabhängigen Jugendorganisation konfrontiert, hat die GAM solche Positionen zugunsten einer rein "organisatorischen Unabhängigkeit" (sprich: politischer Unterordnung) verworfen.

Nach den neuen Positionen der GAM bedeutet "Unabhängigkeit" nichts anderes, als das eine Jugendorganisation eigene Strukturen hat – aber in diesen "eigenen Strukturen" sollen nur "Partei"mitglieder sitzen, die den Befehlen der "Partei"führung unterstehen. Und über diese "strukturelle Unabhängigkeit" soll es auf keinen Fall hinausgehen. Genauso könnte man behaupten, jedes Regiment in der Armee sei vom Generalstab "unabhängig", hat es doch auch ihre "eigenen Strukturen" in Form von Offizieren.

Die GAM hat bisher darauf verzichtet, diese neuen Positionen in der Öffentlichkeit zu verteidigen, ja überhaupt anzukündigen. Linke Jugendliche sollen mit der Parole der Unabhängigkeit in die GAM-Jugend hineingelockt werden, dann erst später erfahren, dass sie sich der GAM untergeordnet haben.

Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass die GAM-Jugend einige Leute aus der siebten Klasse anziehen kann. Das ist auch ihr Ziel, denn Leute in diesem Alter sind "leichter zu formen", wie ein GAMler es formulierte.

Aber wir halten die Unabhängigkeit einer revolutionären Jugendorganisation für möglich und nötig, und deshalb propagieren wir es nicht nur auf Flugblättern, sondern versuchen das auch in der Praxis umzusetzen. Unabhängigkeit kostet viel zusätzlichen Aufwand und auch Fehler, hat aber auch immense Vorteile für die Entwicklung der jungen RevolutionärInnen, wie der Arbeiterbewegung insgesamt. Junge AktivistInnen, die ein bisschen politische Erfahrung gesammelt haben, werden eine unabhängige Organisation der GAM-Jugend vorziehen.

Natürlich gibt es auch bedenklichere Jugendgruppen als die GAM-Jugend, wie die Spartakist-Jugend, Rebell (MLPD-Jugend), usw. Doch selbst diese bürokratische Ungeheuer haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber der GAM-Jugend: sie legen ihr Konzept offen auf den Tisch. Erstens sind es wirkliche Jugendgruppen, d.h. mehrere Jugendliche, die sich kollektiv politisch betätigen. Zweitens geben sie offen zu, dass sie der Spartakist-Arbeiterpartei bzw. der Marxistisch-Leninistischen Partei unterordnet sind.

Die GAM begründete ihre Aufforderungen an uns, uns ihr politisch unterzuordnen, u.a. mit der Behauptung aus dem allgemeinen (bürgerlichen) Denken, dass Jugendliche nicht wirklich in der Lage seien, selbstständig Kampagnen zu organisieren oder sich in Bündnissen zu behaupten. Doch hätte die GAM am Streikbündnis teilgenommen (was sie bis zwei Tage vor dem Streik nicht tat), hätte sie gesehen, wie Revos unter 20, tragende Positionen gefüllt haben, in der Demostruktur, bei der Pressearbeit, usw. Junge Antifas, Solids und unorganisierte SchülerInnen waren auch gute Beispiele dafür.

Dagegen könnte man einwenden: die Organisierung war doch ziemlich chaotisch! Ja, das war sie schon. Aber genau durch solche Erfahrungen werden linke Jugendliche als AktivistInnen geschult!

Gerade der Berliner Schülerstreik beweist, dass eine unabhängige Jugendbewegung, die sich nicht der Führung einer Partei, einer Gewerkschaft, der GAM oder sonstwem unterordnet, Erfolg haben kann.

//REVOLUTION //3. Oktober 2006


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