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1. Mai ist/
bleibt links!

Ein Tag für Bier und Bratwurst? Für Steinewerfer? Für Gewerkschafts-demos? Der 1. Mai ist...

Der 1. Mai ist ein Feiertag, sagt der kapitalistische Gesetzgeber. Viele Menschen nutzen den Tag, um einfach mal vom alltäglichen Wahnsinn, der sie umgibt, abzuspannen und das verlängerte Wochenende zu genießen.

Chicago vor 120 Jahren: Tausende Arbeiter-Innen streiken für Arbeitszeitverkürzung. Damals war der 12-Stunden-Tag und die 6-Tage-Woche normal. Mit der Forderung nach dem Acht-Stunden-Tag gingen damals ArbeiterInnen in der gesamten industrialisierten Welt auf die Straße. Sie wollten endlich von vom technischen und ökonomischen Fortschritt, den sie selbst erarbeitet hatten, profitieren. Mindestens zwei Streikende wurden von der Polizei getötet – nachdem eine Bombe in eine Polizeimenge geworfen wurde, hat der Staat acht Anarchisten ohne jegliche Beweise zu Tode verurteilt. Jedoch konnten die weltweiten Proteste am ersten Mai den Acht-Stunden-Tag in den USA und anderen reichen Ländern durchsetzen.

Deutschland 120 Jahre später: Millionen ArbeiterInnen streiken gegen Arbeitszeitverlängerung, für Lohnerhöhungen, gegen Entlassungen – halt einfach für einen Teil vom Kuchen, den sie selbst backen. In den letzten 120 Jahren hat die Arbeiterbewegung viele sozialen Rechte errungen. Aber diese werden aufgrund der kapitalistischen Krise stückweise zurückgenommen – so soll der erkämpfte Acht-Stunden-Tag durch den 8,2-Stunden-Tag (42-Stunden-Woche) ersetzt werden.

Heutzutage in Deutschland werden selten GewerkschafterInnen ermordet, wenn sie gegen Arbeitszeitverlängerung Kundgebungen organisieren. Doch Streikbrechereinsatz bei CNH und Polizeigewalt bei Infineon deuten an, wozu der kapitalistische Staat noch fähig ist.

Der 1. Mai ist deshalb eben kein Feier-, sondern ein Kampftag. Es geht um den internationalen Kampf der Arbeiterbewegung, denn für den Großteil der Menschheit sind einfache Forderungen wie der 8-Stunden-Tag oder das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung immer noch nicht durchgesetzt.

Bier und Bratwurst vs. Protest

In den letzten 19 Jahren lag das Hauptaugenmerk der deutschen Öffentlichkeit am 1. Mai jedoch nicht auf den Arbeitskämpfen und Gewerkschaftsdemos, sondern auf Jugendlichen, die sich in den Abendstunden in Berlin-Kreuzberg einen netten kleinen Bürgerkrieg mit der Staatsmacht leisteten.

Dem ging meist eine revolutionäre 1.-Mai-Demo voraus, an der sich in Spitzenzeiten bis zu 15.000 Menschen beteiligten. Diese endete in der Regel mit Polizeiübergriffen, welche die Randale erst auslösten. Diese Demo war jedes Mal eine Gelegenheit, einen Hauch von Revolution durch die Häuserschluchten der Oranienstrasse wehen zu lassen.

Seit 2004 ist dies jedoch etwas anders. Unter extremen Sicherheitsvorkehrungen hat sich das „MyFest“ des 36er Kiezes bemächtigt. Die mit ca. 60 Milliarden Euro verschuldete Stadt Berlin pumpt Millionen von Euro in dieses stupide Volksfest, während an anderer Stelle beispielsweise Jugendzentren geschlossen und Krankenhäuser privatisiert werden.

Die ganze Festivität erfüllt aber verschiedene Zwecke: zum einen ist sie der perfekte Deckmantel für staatliche Repression – während Ottonormalbürger sich vergnügt, können Greiftrupps der Polizei ganz ungestört und beinahe unbemerkt alternative und migrantische Jugendliche aus dem Verkehr ziehen, damit diese keine Chance haben, den erzwungenen Kreuzberger Dorffrieden zu gefährden.

Zum anderen trägt es zu einer massiven Entpolitisierung des 1. Mai bei und folgt damit dem Konzept der Gewerkschaften für diesen Tag. Der „MayDay“ wird zu einem Event gemacht, an dem die Basis mal in Nostalgie schwelgen und sich beweihräuchern darf, während am 2. Mai dann wieder alles aschermittwochmässig ist, wie es am 30. April war.

Revos Rostock Reise

Ein ganz andersartiger Einnahmeversuch diese historischen Tages geschieht durch die Naziszene. Seit einigen Jahren mobilisieren rechte Gruppen, meistens unter Verwendung pseudo-antikapitalistischer Phrasen, zu Großaufmärschen – wohl auch in der Hoffnung, dass die Linke an diesem Datum keine Zeit für sie hat.

Dieses Jahr ist Rostock Heimstätte des faschistischen 1.-Mai-Wanderzirkus. Die Stadt ist nicht schlecht gewählt: nicht all zu weit von Berlin und Hamburg entfernt, war sie zu DDR Zeiten Zentrum der Ostdeutschen Werftindustrie, mit der „Wende“ kam der ökonomische Niedergang. Arbeitslosigkeit und Abwanderung folgten: Seit 1990 verlor Rostock 20% seiner EinwohnerInnen.

Rassismus konnte sich in solch einer Atmosphäre leicht ausbreiten und so errang die Stadt 1992 weltweite Berühmtheit, als mehrere tausend Menschen sich im Stadtteil Lichtenhagen an einem Pogrom gegen ein Ausländerwohnheim beteiligten. Wenn es der NPD gelingt, am 1. Mai ihren Aufmarsch durchzuziehen und im September in den Landtag einzuziehen, wird es für die eh schon schwache Linke in MeckPomm nahezu unmöglich werden, noch eigene politische Akzente zu setzen.

Dabei steht in einem Jahr in Heiligendamm, 20km westlich von Rostock, der G8 Gipfel an. Wenn wir eine starke internationalistische Mobilisierung gegen das Spitzentreffen der imperialistischen Großmächte erreichen wollen, dürfen wir die ganze Region vor Ort nicht den Nazis überlassen. Deshalb am 1. Mai nach Rostock! G8 und NPD werfen wir in die Ostsee! 1. Mai ist und bleibt Links!

//von Carsten aus Lichtenberg //REVOLUTION Nr. 17 //www.1mairostock.de

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