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90 Jahre Jugend-Internationale am 1. September 1915 erschien die erste Nummer der internationalistischen Jugendzeitschrift "Jugend-Internationale" September 1915. Der Krieg erschüttert Europa. Die Träume von einem "Sieg noch vor Weihnachten" waren im Blut ertrunken. Das Gemetzel geht ins zweite Jahr. An der Westfront halten sich Millionenheere in Schützengräben in Schach. In der Schlacht von Ypern setzt die deutsche Armee zum ersten Mal in der Geschichte Giftgas ein. An der Ostfront kämpfen Soldaten des Osmanischen Reiches gegen die zaristische Armee im Kaukasus und die britische Armee in Mesopotamien. In dieser Zeit erscheint in Zürich ein kleine Zeitung unter dem Titel "Jugend-Internationale", herausgegeben vom "Sekretariat der Internationalen Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen". Mit Zeichnungen von aufständischen ArbeiterInnen oder griechischen Göttinnen und Appellen "an unsere Klassenbrüder" sah dieses Blatt nicht anders als Dutzende andere "sozialistische Jugendzeitschriften" aus. Aber während die sozialistische Presse in fast allen Krieg führenden Ländern ganz legal verbreitet wurde, wurde die Jugend-Internationale permanent unterdrückt, denn diese Zeitschrift, im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der sozialdemokratischen Bewegung, trat für ein schnelles Ende des Krieges durch eine Revolution ein. Die Sozialistische Presse Die sozialistischen Massenparteien hatten für die Dauer des Krieges einen "Burgfrieden", eine "union sacrée", eine Pause im Klassenkampf beschlossen. Auch wenn sie nach wie vor ihre Gegnerschaft zum Kapitalismus und dem von ihm verursachten Krieg beschworen, wollten sie während des Krieges "Schlimmeres" verhindern: die französischen Sozialisten verteidigten ihr „demokratisches“ Vaterland gegen „den deutschen Militarismus“, die deutschen Sozialdemokraten verteidigten ihr „zivilisiertes“ Vaterland gegen den „russischen Absolutismus“ usw. Ihre Hauptparole für die Arbeiterklasse hieß: "Durchhalten!" Erst die Reaktionäre im Nachbarland besiegen, und danach, irgendwann, die herrschende Klasse im eigenen Land stürzen. Heute sind wir daran gewöhnt, dass SozialdemokratInnen die Kriegsanstrengungen eines imperialistischen Landes unterstützen oder selbst führen: Tony Blair im Irak, Gerhard Schröder in Afghanistan usw. Doch damals hatten die Parteien der Sozialistischen Internationale ein antimilitaristisches Programm; sie waren, zumindest in offiziellen Dokumenten, der proletarischen Revolution verpflichtet. Auf einem Kongress der Internationale 1907 in Stuttgart wurde eine Resolution beschlossen, im Fall eines Krieges "mit allen Kräften ... die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft ausnutzen.“ Der französische Sozialist Hervé drückte es so aus: es sollte "lieber einen Aufstand, als einen Krieg" geben. Diese Position hatte eine lange Tradition in der Arbeiterbewegung. Schon im Kommunistischen Manifest stellten Marx und Engels fest, dass die Arbeiterklasse kein Vaterland hat. Demzufolge haben sie auch kein Interesse an einen Sieg des "eigenen" Landes (d.h. des Landes, in dem sie ausgebeutet werden). Mit der berühmten Parole: "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" wurde der Internationalismus ein Grundprinzip der sozialistischen Bewegung. Doch als die deutsche Armee am 4. August 1914 in Belgien einmarschierte und Deutschland, Österreich, Russland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und viele andere Länder Kriegserklärungen durch die Welt schickten, wurden aus den meisten Internationalisten Patrioten. Kaiser Wilhelm versöhnte sich mit seinen Erzfeinden, den SozialdemokratInnen, und sagte: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche." Die Minderheiten In jeder sozialistischen Partei entstanden revolutionäre Strömungen, die nicht nur ein Ende des Krieges wünschten, sondern auch den Krieg durch klassenkämpferische Aktionen beenden wollten. Der Reichstagsabgeordnete Karl Liebknecht rief die deutsche Arbeiterklasse zum Kampf gegen die eigene Regierung mit dem Flugblatt auf: "Der Hauptfeind steht im eigenen Land." Die Sozialistische Internationale, die vor kurzem unerschütterlich schien, war komplett zerbrochen. Während die Sozialpatrioten der Krieg führenden Staaten bemüht waren, die ArbeiterInnen für das gegenseitige Abschlachten zu begeistern, war ein internationaler Kongress natürlich nicht möglich. Nur Minderheitsströmungen wie die russischen Bolschewiki, die deutsche Gruppe Internationale, Teile der Sozialistischen Partei Italiens und andere erkannten die Notwendigkeit, dass die ArbeiterInnen aller Länder für ein Ende des Krieges zusammen kämpfen mussten. Aber die Jugendorganisationen der Sozialistischen Parteien konnten in ihrer Mehrheit für diese internationalistische Perspektive gewonnen werden. Schon zu Ostern 1915 kamen sozialistische Jugendorganisationen aus neun Ländern, die zusammen etwa 50.000 Mitglieder zählten, in der Schweiz in Bern zusammen, um eine neue Verbindung aufzubauen. Sie gründeten ein Büro in Zürich und beschlossen Aktionstage gegen den Krieg sowie die Herausgabe der Zeitung "Jugend-Internationale". Die "Jugend-Internationale" Diese Zeitung stand in klarer Opposition zum imperialistischen Krieg und ihren "sozialistischen" Verteidigern. In jeder Nummer argumentierte sie dafür, "durch Wiederaufnahme des Klassenkampfes dem schrecklichsten aller Kriege ein Ende zu bereiten". Die jungen ArbeiterInnen aller Länder sollten sich nicht als Feinde auf dem Schlachtfeld sondern als Freunde im Klassenkampf sehen. Um Gefühle der Solidarität auf beiden Seiten der Front zu erwecken, wurde regelmäßig von Aktionen gegen den Krieg in allen Ländern berichtet. Die Jugend-Internationale wurde in einer deutschen, Italienischen und schwedischen Ausgabe veröffentlicht. Bis zum Kriegsende kamen englische, russische, ungarische, norwegische, dänische und jiddische Ausgaben hinzu. Die legale Auflage betrug 50.000. Sie wurde in neutralen Ländern wie der Schweiz oder in Skandinavien verbreitet. In Deutschland, Italien und anderswo wurden zehntausende Exemplare illegal nachgedruckt. Die erste Nummer beinhaltete Artikel von Balabanoff, Bernstein, Kollontai, Radek, Rühle und anderen, noch heute bekannten RevolutionärInnen. Später kamen auch Beiträge von Lenin, Trotzki, Sinowjew und unzähligen jungen Korrespondenten aus ganz Europa und Nordamerika hinzu. Karl Liebknecht erschien in der Jugend-Internationale besonders oft: als Autor von Briefen aus dem Zuchthaus, wo er wegen seiner antimilitaristischen Agitation eingesperrt war, oder als Objekt von Solidaritäts- und Spendenaufrufen. Die Aktionstage Die Jugend-Internationale war kein reines Propagandablatt. Die Zeitung sollte helfen, Massenaktionen gegen den Krieg zu organisieren und die ersten Steine einer neuen Internationale zu legen. Die erste Nummer hatte als Schwerpunkt den internationalen Jugendtag am 3. Oktober 1915, der von der Jugend-Konferenz in Bern ausgerufen wurde. An diesem Tag fanden Kundgebungen in Dänemark, Norwegen, Schweden, den USA, Deutschland (wo sie als "Hindenburgfeier" getarnt wurden), Holland und der Schweiz statt. Die jungen KriegsgegnerInnen verteilten hunderttausende Flugblätter und verkauften zehntausende "Jugend-Internationalen". Die Zeitung erklärte stets, dass der Krieg durch die Widersprüche der imperialistischen Weltordnung verursacht wurde. Nicht etwa böswillige oder inkompetente Diplomaten (und schon gar nicht die "Barbaren von der anderen Seite") waren für den Krieg verantwortlich, sondern der Drang nach wirtschaftlicher Expansion, der Kampf um Einflusssphären, Kolonien und Absatzmärkte, die jeder imperialistische Staat benötigt. Deshalb waren pazifistische Projekte wie "Friedenskonferenzen" oder "Entwaffnungsappelle" reine Träumereien: der Krieg konnte nur gestoppt werden, wenn die ArbeiterInnen den Kapitalismus stürzen. Die Rolle der Jugend beim Kampf gegen Kapitalismus wurde immer wieder hervorgehoben. Es waren junge Männer, die millionenfach starben, um die Profite "ihrer" Kapitalisten zu sichern. Junge Frauen mussten die Doppelbelastung der „normalen“ Hausarbeit und der Kinderbetreuung auf sich nehmen und zusätzlich schwere Arbeit in der Rüstungswirtschaft leisten, während sie gleichzeitig hungerten. Junge ArbeiterInnen spielten waren Träger der Streiks, die in Italien und Russland zu Beginn des Krieges, in Deutschland und Frankreich gegen Ende ausbrachen. Jugendliche waren schneller bereit, ihre Freiheit für antimilitaristische Aktionen zu riskieren. Sie spürten weniger Loyalität gegenüber den sozialdemokratischen Führern, die ihre AnhängerInnen zum "Dienst fürs Vaterland" aufriefen. Deshalb argumentierte die "Jugend-Internationale" für eigenständige Jugendorganisationen, unabhängig von den Parteibürokratien, die nichts als passive und unpolitische Nachwuchsvereine wollten. Stattdessen sollten sich Jugendliche selbst organisieren und für ihre eigenen Interessen kämpfen - für ein Ende des Krieges! Die Jugendinternationale So wurde die Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen während des Krieges aufgebaut; bis Kriegsende zählte sie über 200.000 Mitglieder. Die Bedeutung der Jugend-Internationale wurde nicht nur von revolutionär gesinnten Jugendlichen, sondern auch von staatlicher Seite anerkannt. Seit dem ersten Erscheinen war die Zeitung in allen Krieg führenden Ländern verboten. Junge SozialistInnen mussten ihre politische Arbeit mit jahrelangen Gefängnisstrafen büßen – führende Mitglieder der sozialistischen Jugend Italiens wurden wegen des ersten Jugendtages zu 22 Jahren Haft verurteilt! Im Frühjahr 1918 verboten auch die Schweizer Behörden die Zeitung. Der Herausgeber Willi Münzenberg, ein Kriegsdienstverweigerer mit deutscher Staatsbürgerschaft, wurde ausgewiesen. Über die Zeitung wurde auch die Kampagne für seine Freilassung aus der deutschen Haft (glücklicherweise nicht "Free Willi" genannt) organisiert. Erst nach dem Krieg, während der Aufstände des Jahres 1919, wurde die neue, Kommunistische Internationale in Moskau gegründet. Kurz danach hat sich die Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen auf einer Konferenz in Berlin in „Kommunistische Jugendinternationale“ umbenannt. Die Jugendorganisationen schlossen sich der jeweiligen Kommunistischen Partei an. Aber die Kommunistische Jugendinternationale war unabhängig: im Gegensatz zu den Jugendvereinen der Sozialdemokratie hatten die kommunistischen Jugendorganisationen eigene Strukturen, Kongresse, Publikationen usw. Das war wichtig, damit Jugendliche lernen konnten, sich selbstständig, ohne Befehle von Älteren, zu organisieren. Durch dieses Prinzip der Unabhängigkeit konnten diverse sozialistische Jugendverbände, die eine kritischere Haltung zur "Mutterpartei" hatten, für die neue Komintern gewonnen werden. Die Lehren Der Ton der Jugend-Internationale, der unerschütterliche Glaube an die sozialistische Zukunft, ist heutzutage sicher nicht in Mode. Aber selbst während der beispiellosen Schlächterei des Ersten Weltkriegs war eine solche Hoffnung richtig: bevor die Zeitung endgültig im Frühjahr 1918 verboten wurde, hatten die Arbeiter- und Bauernmassen Russlands den Kapitalismus gestürzt und die bürgerliche Regierung durch Arbeiterräte ersetzt. Jede Krise des Kapitalismus trägt auch die Keime seiner Überwindung in sich. Die Bewaffnung der russischen Bauern in der zaristischen Armee und die Konzentrierung der Industriearbeiter für die Kriegsproduktion, was eigentlich zur Bekämpfung der Deutschen gedacht war, diente letztendlich dem Kampf gegen die russische Regierung. Und die Unterstützung des deutschen Generalstabs für russische Revolutionäre, die die St.-Petersberger-Regierung destabilisieren sollte, schlug sich in der Novemberrevolution in Berlin und der Sturz von Kaiser Wilhelm um. Die internationalen Jugendtage, die von der "Jugend-Internationale" organisiert wurden, erinnern sehr stark an die internationalen Aktionstage der letzten Jahre, z.B. als Hunderttausende SchülerInnen überall auf der Welt gegen den Irak-Krieg streikten. Solche Aktionen können nicht nur Gefühle der internationalen Solidarität, sondern auch grenzüberschreitende Vernetzungen schaffen, die den Kampf gegen Krieg und Kapitalismus auf eine höhere Stufe stellen. Wenn wir gegen die Kapitalisten im eigenen Land und weltweit gewinnen wollen, müssen wir die Erfahrungen von Jugendlichen und ArbeiterInnen in anderen Ländern uns zu eigen zu machen. Deshalb organisieren wir von REVOLUTION uns über Landesgrenzen hinweg. Mit unserer Zeitung sind wir bemüht, über Proteste in anderen Ländern zu berichten, und unser Manifest reflektiert die Erfahrung von kommunistischen Jugendlichen aus mehreren Kontinenten. In den letzten Jahren konnten wir die Entstehung einer weltweiten antikapitalistischen Bewegung beobachten, mit Protesten gegen G8, IWF, WTO, sowie Welt-, kontinentale und nationale Sozialforen. Die zunehmenden Aggressionen des Imperialismus - nicht nur der USA im Irak, sondern auch der BRD in Afghanistan, Frankreichs in Afrika - machen es notwendig, dass wir uns besser organisieren. Die Jugendlichen, die in Bolivien gegen Privatisierung, im Irak gegen die Besatzung, in Deutschland gegen Faschismus kämpfen, müssen sich in einem allgemeinen Kampf gegen den Kapitalismus zusammen schließen! Kurz: Die Zeit ist reif für eine neue Jugend-Internationale! Deshalb rufen wir alle Jugendorganisationen, die etwas gegen die herrschenden Verhältnisse tun wollen, dazu auf, eine globale revolutionäre Organisation aufzubauen! Die Worte der russischen Revolutionärin Alexandra Kollontai (aus Jugend-Internationale Nr. 1) haben auch noch volle Gültigkeit: "Die richtige, die feste Basis der neuen Internationale kann nur die sozialistische Jugend bilden. Die Jugend, die Träger der Zukunft; die Jugend, die so wenig an der Vergangenheit hängt und die alles vom kommenden Leben, von der Zukunft erwartet; ... die Jugend, deren Herz nicht mit kleinbürgerlichen Gefühlen verpestet ist und deren Denken nicht mit der Ideologie eines vergangenen Zeitalters irregeführt werden kann ... Die frische, mutige, revolutionäre, opferwillige Arbeiterjugend, die vorwärts, immer vorwärts drängt!" //von Wladek aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 14 //this article in English
An die sozialistische Jugend aller Länder! Freunde! Kameraden! Kräftig regt sich in allen Ländern ein Teil der Sozialisten, um durch Wiederaufnahme von klassenkämpferischen Aktionen dem schrecklichsten aller Kriege ein Ende zu bereiten. Unermüdlich und mit bewunderungswerter Ausdauer schaffen unter dem schwierigsten Verhältnissen ein Teil der Genossen in Deutschland an der Verwirklichung dieses Zieles. In unser aller Erinnerung sind noch die heldenmütigen Kämpfe der italienischen Genossen gegen den Krieg lebendig, Kämpfe, die zu den bedeutendsten Taten der proletarischen Bewegung überhaupt gehören. Und heute schon rüstet das italienische Proletariat wieder, durch seine Macht und Geschlossenheit das Hinschlachten seiner Söhne zu erschweren und wenn möglich ganz zu verhindern. Mit gleicher Begeisterung und opferfreudiger Hingabe wirken und schaffen auch in Frankreich, Rußland, Polen, Oesterreich, England, Serbien und allen anderen Ländern gesinnungstreue Genossen an dem Werk der Völkerverständigung und der Menschheitsverbrüderung. Kameraden! Junge Sozialisten! Mit allen Mitteln roher, brutaler Gewalt versuchen die vom Blutrausch trunkenen, reaktionären Regierungen aller Länder, zu Schanden des Proletariats für alle Zeiten unterstützt von sozialpatriotischen Arbeiterführern, die heldenmütigen Kämpfe unserer Genossen zu unterbinden und ihre Schreie nach Frieden im Kerker zu ersticken. In Deutschland wie in Italien, in Rußland wie in Frankreich sind Massenverhaftungen unserer Kameraden und Freunde erfolgt. Die Regierungen aller Ländern wetteifern heute in dem Hinmorden ihrer "Landeskinder" und in der brutalen Niederknüppelung jeder Friedensregung. Namenlos sind die Opfer, die unsere Genossen auf dem Altar der Freiheit bringen. Der heutige Stand der Dinge erfordert dringlich und schnellstens Hilfe und Unterstützung der kämpfenden Genossen, wenn nicht trotz aller ihrer Tapferkeit und Opferfreudigkeit die Regierungen siegen und in einem Meer von Blut die letzten Reste Menschlichkeit und Freiheit versinken sollen. Diese Hilfe, Kameraden, müßt ihr, die jungen Sozialisten aller Länder, den hartbedrängten Freunden bringen. Ihr, die Ihr durch die Konferenz in Bern an Ostern 1915, durch den ununterbrochenen Verkehr gegenseitig und durch anderes mehr bewiesen habt, daß in Eueren Herzen und Seelen die völkerbefreienden Gedanken der internationalen sozialistischen Arbeiterverbrüderung am lebendigsten geblieben sind, Ihr müßt jetzt aktiv in den revolutionären Kampf für den Frieden und für die Freiheit eingreifen. Wir rufen Euch auf, überall und in allen Ländern wirksam und tatkräftig die Versuche zur Wiederaufnahme von revolutionären und klassenkämpferischen Aktionen zu unterstützen. Beteiligt euch als Redner in den Sitzungen und Versammlungen, verbreitet Schriften und Zeitungen, in welchen zu klassenkämpferischen internationalen Aktionen aufgefordert wird, agitiert unermüdlich von Mund zu Mund unter Eueren Arbeitskollegen, Freunden und Verwandten. Die Regierungen aller Länder und eine ihr restlos ergebene Presse versuchen die Friedensbestrebungen und revolutionäre Tätigkeit unserer Genossen zu verheimlichen und durch Lügen und schwindelhafte Berichte die Völker in einen immer mehr gesteigerten Taumel von Haß und blinder Wut zu stürzen. Kameraden, zerreißt überall dieses Lügengewebe. Ihr Freunde in Italien, Frankreich, Rußland und England, erzählt was ein Teil der deutschen und österreichischen Genossen für den Frieden tun. Ihr Kameraden in Deutschland und Oesterreich, erzählt in Eueren Banden von den opferreichen Kämpfen, die die Arbeiter in Italien, Rußland, Frankreich, England und in allen anderen Ländern für den Frieden führen. Kameraden! Die gegenwärtige Lage unserer Klasse ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Die Wiederaufnahme eines entschiedenen, zielklaren Klassenkampfes durch die Mehrheit der sozialistisch denkenden Arbeiter läßt sogar die Erringung eines Sieges möglich erscheinen. Jetzt ist die Stunde des Handelns gekommen. Ein zweiter Winterfeldzug muß das Leiden und das Elend der Arbeitermassen in allen Ländern ins Unermeßliche steigern, der Boden für eine revolutionäre Empörung ist gegeben, säen wir. Die jungen Sozialisten müssen in allen Ländern zu der Avantgarde der revolutionären Friedenskämpfer werden. Restlos wollen wir uns dem proletarischen Befreiungskampf geben. Hundertmal lieber als Opfer des revolutionären Kampfes im Kerker als für die Profitgier unserer Feinde auf dem Schlachtfeld im Kampfe mit den Klassengenossen anderer Länder verbluten. Niemals werden bürgerliche Friedenskonferenzen Kriege verhindern können, auch wenn sie das wollten und sie noch so eindrucksvoll arrangiert werden. Nur die Machtfülle des Proletariats und seine revolutionären Aktionen können die Profit- und Blutgier der Ausbeuter zügeln. Kameraden! Sozialistische Jugendorganisationen aller Länder! Wir fordern euch auf, in machtvollen Manifestationen in allen Ländern Eueren unerschütterlichen Willen kund zu tun, unermüdlich gegen den Militarismus, für den Sozialismus zu wirken. An einem Tag, am 3. Oktober 1915, zu einer Stunde wollen wir tagen. Die Genossen in Kopenhagen, Christiana, Stockholm, Paris und Berlin sollen wissen, daß zu gleicher Zeit, als sie für den Frieden und den Sozialismus manifestierten, dasselbe getan wird von ihren Freunden in Amsterdam, Wien, Bern, Bukarest, Rom und anderen Städten. Wir richten den dringlichen Appell an alle sozialistischen Gewerkschafts- und Parteigruppen, in allen Ländern die Aktion der Jugendlichen durch eine Massenbeteiligung tatkräftig und wirksam zu unterstützen. Vornehmlich erwarten wir eine zahlreiche Beteiligung der Frauen und Mütter, der zum Schlachten verurteilten jungen Menschen. Auf, junge Sozialisten aller Länder, laßt Eueren Gedanken die Worten, Eueren Worten die Taten folgen. Es lebe die Internationale der jungen Arbeitergeneration, die dereinst den Völkern Friede und Freiheit bringen soll. Es lebe der Kampf gegen Völkermord und Blutiger, es lebe der Kampf für der Menschheit höchstes Ideal, den Sozialismus. Das Bureau der internationalen Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen Jugend Internationale: Die elf historischen Nummern der Kriegsausgabe 1915-1918 |
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