Was ist Zionismus?

Zionismus ist ein Wort, das man oft in Debatten über Israel hört. Es bedeutet jüdischer Nationalismus und ist eine Ideologie, die sich dafür ausspricht, dass Juden/Jüdinnen einen eigenen Staat haben sollten. Nicht alle Juden/Jüdinnen sind Zionisten, genauso wie nicht alle Deutschen Nationalisten oder Patrioten sind.

Der Zionismus entstand erst im späten 19. Jahrhundert in Europa als eine neue politische Ideologie. Er war eine Antwort auf eine neue Welle von Antisemitismus, die durch Europa schwappte, speziell in Russland. Im Angesicht dieser Repression entschieden sich viele Juden/Jüdinnen, für ihre Rechte zu kämpfen und sich der neuen revolutionären, sozialistischen Bewegung anzuschließen, die in Russland und Europa aufkam. Aber einige jüdische Intellektuelle, unterstützt von Kapitalisten und bürgerlichen Politikern, begannen, für die Errichtung eines jüdischen Staates zu argumentieren (vorzugsweise im Nahen Osten, an der Stelle des alten, historischen Israel) und formierten die zionistische Bewegung.

Aber wie konnte eine in aller Welt verstreute Bevölkerung von Juden/Jüdinnen, ohne die Macht einer Armee, dies erreichen? Gleich am Beginn ersuchten die Zionisten die Hilfe von verschiedenen imperialistischen Mächten, zuerst von den Briten. 1917 wurde die Balfour-Erklärung mit dem Versprechen „einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk“ ausgehandelt. Im Gegenzug sollten sie die britische Herrschaft und deren Interessen unterstützen. Damit wurde Palästina Ziel für die jüdische Immigration. Seitdem spielt Israel eine Verteidigungsrolle von imperialistischen Staaten im Nahen Osten – zuerst für die Briten, dann für die Amerikaner.

Das Grauen, das den Juden/Jüdinnen in Europa durch den Holocaust angetan wurde, gab der zionistischen Sache mehr internationale Unterstützung und zudem die von Zehntausenden jüdischen Flüchtlingen, die nach einer neuen Heimat suchten. Die Briten waren zunächst gegen einen unabhängigen Staat, so dass die Zionisten zunehmend Unterstützung und Bewaffnung von den USA bekamen – sie führten sogar einen Guerillakrieg gegen die schwächer werdenden Briten, um sie dazu zu bringen, das Land zu verlassen.

Heute bedeutet Zionismus die Unterstützung Israels als einen jüdischen Staat für jüdische Menschen. Das heißt, dass Menschen in Israel, die keine Juden/Jüdinnen sind, Bürger zweiter Klasse, mit weniger politischen Rechten sind. In der Praxis bedeutet dies, dass PalästinenserInnen, die durch Armut oder Krieg vertrieben wurden, nicht mehr zurückkehren können. Die Folge ist ein Staat, der auf der Unterdrückung eines anderen Volkes, der PalästinenserInen, beruht und schon von Natur aus ungerecht ist. Wie schon Karl Marx sagte: „Eine Nation, die eine andere unterdrückt, kann niemals selber frei sein.“