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Von Neukölln zur Weltrevolution: Zur Kommunistischen Jugendinternationale Ein Präzedenzfall? (Dieser Artikel von Willy Münzenberg erschien in der “Jugend-Internationale” von Juni 1921.) I. Das Verhältnis der Kommunistischen Jugendorganisationen zu den kommunistischen Parteien war von vorn herein ein anderes, als das der sozialistischen Jugendorganisationen zu den alten sozialdemokratischen Parteien. Die sozialistischen Jugendorganisationen waren in fast allen Ländern entstanden ohne die Unterstützung, ja, in den meisten Ländern sogar ohne und gegen den Willen der sozialdemokratischen Parteien. Als sich die sozialistischen Jugendvereinigungen zu größeren und stärkeren Organisationen zu entwickeln begannen, als sie anfingen, im Verhältnis der damaligen Stärke von Partei und Gewerkschaften eine Massenbewegung zu werden, nach 1906, 1907 und 1908, beherrschte der Revisionismus und Opportunismus schon die gesamte europäische und amerikanische Arbeiterbewegung, Die sozialistischen Jugendorganisationen wurden von den wirtschaftlich am meisten unterdrückten und ausgebeuteten, politisch entrechteten und geistig geknebelten Jugendlichen Arbeitern selbst geschaffen. Vom ersten Tage ihrer Gründung an standen sie in einem scharfen und dauernden Kampf gegen die opportunistische Partei- und Gewerkschaftsbürokratie, gegen jene Kreise vor allem, die einen dogmatischen starren Zentralismus in der Organisationsform zur Erstickung und Erdrosselung jeder revolutionären Initiative und Offensive von unten, aus den Massen, benutzten. Im Kampf vor allem gegen jenen bürokratischen Angestellten- und Sekretärapparat, der auch heute noch und vor allem in dem dafür als Musterland geltenden Deutschland sich als das größte Hindernis für die Revolutionierung der Massen und für die Führung revolutionärer Massenkämpfe erweist. Mit Recht sahen die revisionistischen und opportunistischen Führerkreise in dem ihrem Machtbereich, ihrer Knebelung durch ihren bürokratischen Apparat, ihren politischen Intrigen und ihrer Kontrolle entrückten unabhängigen und selbständigen Jugendorganisationen ihre gefährlichsten und entschlossensten Gegner. Mit Unterstützung der radikal-oppositionellen Gruppen in den alten Parteien und Gewerkschaften, entwickelten sich die freien selbständigen sozialistischen Jugendorganisationen bald zu dem eigentlichen und mitunter oft einzigen Stützpunkt und Herd der revolutionären Propaganda. Auf die sozialistischen Jugendorganisationen stützten sich die radikalen Elemente. die in den letzten Jahren vor dem Krieg den Feldzug gegen den immer ausschließlicher die Arbeiterbewegung beherrschenden Opportunismus, gegen den Parteikretinismus, die Hofgängerei, und gegen alle Auswüchse dieses politischen Kuddelmuddels organisierten. Das war der Fall in Deutschland, in Italien, in Schweden, Norwegen und in der Schweiz. Bekannt ist, welche entscheidende Rolle die sozialistischen Jugendorganisationen als Träger des Kampfes gegen das Pfaffentum und den Klerikalismus und vor allem in der antimilitaristischen Propaganda gegen den Militarismus spielten. Es ist ein großer Fehler und eine historische Unrichtigkeit, die politische Rolle der sozialistischen Jugendorganisationen nur von dem Tage ihrer großen Offensive gegen den Krieg zu datieren. In Wirklichkeit haben ein großer Teil der sozialistischen Jugendorganisationen schon viel früher und im Verhältnis der damaligen völligen Versumpfung der sozialdemokratischen Bewegung auch eine ernste revolutionäre Rolle gespielt. Der Kampf der revisionistischen und opportunistischen Parteikreise und Führer wurde sowohl gegen den politisch-revolutionären Inhalt der freien sozialistischen Jugendorganisationen, als mit gleicher Wucht gegen ihre organisatorische Form und Selbständigkeit geführt. Die opportunistischen Drahtzieher hatten wohl begriffen, daß nur in einer von ihrem bürokratischen Apparat abgetrennten und organisatorisch unabhängigen Organisation die Jugendlichen eine politisch-revolutionäre Rolle weiter ausüben konnten. Im Jahre 1908, 1909, 1910 gingen die Opportunisten zu einem allgemeinen internationalen Angriff gegen die Form der selbständigen Jugendorganisationen über und versuchten in Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, in England und anderen Ländern die selbständigen Jugendorganisationen aufzuheben und sie als gewerkschaftliche Jugendgruppen oder Parteijugendgruppen in unmittelbare organisatorische und politische Abhängigkeit von sich zu bringen. In einigen Ländern gelang es ihnen, in anderen Ländern konnten sich die Jugendlichen dank ihrer vorbildlichen Aufopferung für ihre Bewegung die organisatorische Unabhängigkeit und Selbständigkeit erhalten (Italien, Schweiz, Skandinavien). Der Kampf zwischen den revisionistischen sozialdemokratischen Parteien und den selbständigen revolutionären sozialistischen Jugendorganisationen dauerte ununterbrochen fort, zwischen beiden konnte es keine Vereinigung und keine Verständigung geben. Während des Krieges verschärften sich durch den ungeheuerlichen Verrat der Sozialpatrioten und ihrer Kriegspolitik die Gegensätze noch weiter. Der Kampf wurde von beiden Seiten mit größerer Rücksichtslosigkeit wie früher geführt. Der Kampf dauert auch heute noch ungeschwächt fort, nur seine Formen haben sich geändert. II. Anders gestaltete sich von allem Anfang das Verhältnis der kommunistischen Jugendorganisationen zu den kommunistischen Parteien. Die Geschichte der Kommunistischen Parteien ist zum Teil und vor allen Dingen die ihrer Anfänge die Geschichte der kommunistischen Jugendorganisationen. Zu den sozialistischen revolutionären Jugendorganisationen retteten sich während des Krieges alle jene ehrlichen, wirklich international gesinnten Revolutionäre, die innerhalb der alten sozialdemokratischen Parteien nicht mehr arbeiten konnten. Die sozialistischen Jugendorganisationen werden zu den Sammelpunkten der internationalen Opposition gegen die sozialpatriotischen Durchhalter und Kriegspolitiker. Als sich nach Zimmerwald und KienthaI die Zimmerwalder Linke konstituierte und den entscheidenden revolutionären Kampf zur Niederwerfung des internationalen Räuberkrieges durch revolutionäre Massenaktionen aufnahm, waren die sozialistischen Jugendorganisationen die ersten, und eine ganze Zeitlang die einzigen, ernsthaften größeren Organisationen, die sich mit aller Entschiedenheit für sie bekannten. In die Tage der Zimmerwalder Linken reichen bekanntlich die Wurzeln der heutigen Kommunistischen Internationale zurück. Nach dem ersten Kongreß der Kommunistischen Internationale waren es wiederum vor allem die sozialistischen revolutionären Jugendorganisationen. die sich für den völligen Buch mit der zweiten Internationale und für die Schaffung einer neuen revolutionären Internationale, für die Kommunistische Internationale erklärten. Und dieser ihrer revolutionären Einstellung sind die sozialistischen Jugendorganisationen während der ganzen letzten Jahre unwandelbar geblieben. Nicht nur, daß sie für ihre eigenen Organisationen, für ihre internationale Verbindung die Grundsätze der Kommunistischen Internationale annahmen und sie streng und strikte durchführten, sich zu kommunistischen Jugendorganisationen, zu einer Kommunistischen Jugendinternationale umgestalteten, sie halfen auch mit allen Mitteln und mit allen Kräften bei der Bildung und Schaffung kommunistischer Parteien. In Italien stellten die Jugendlichen den weitaus größten Prozentsatz der heutigen Mitglieder der jungen italienischen Partei. Die belgische und die spanische Kommunistische Partei entstand durch Umwandlung der früheren Kommunistischen Jugendorganisationen in Kommunistische Parteien. In der Schweiz bilden auch heute noch die Massen der Jugendlichen den festen Kern der neu gebildeten Kommunistischen Schweizerischen Partei. In allen Ländern. und vor allem in Skandinavien hat die Jugend nach dem zweiten Kongeß am energischsten und schärfsten die Anerkennung und Verwirklichung der 21 Bedingungen des zweiten Kongresses der Kommunistischen Internationale gekämpft. In allen revolutionären Aktionen, von den Demonstrationen bis zu den bewaffneten Aufständen, die kommunistische Parteien in den letzten Jahren durchführten, haben die Mitglieder der kommunistischen Jugendorganisationen stets in den vordersten Reihen gestanden und mitgekämpft. Die weitaus größten Massen der kommunistischen Literatur, Schriften und Zeitungen sind durch die Schriftenvertriebsstellen der kommunistischen Jugendorganisationen in den Fabriken und Werkstätten aller Länder vertrieben worden. In einzelnen Ländern, z. B. in der Tschecho-Slovakei, wurden überhaupt die ersten kommunistischen Schriften von der kommunistischen Jugend herausgegeben. Dic Jugendlichen kamen zu dieser freudigen Mitarbeit zu dieser vollständigen Hingabe an den kommunistischen revolutionären Kampf aus ihrem ureigensten Triebe. aus ihrem jugendlichen revolutionären Instinkt, aus der glühenden Begeisterung ihrer jungen Herzen für die proletarische Revolution. Während die Schüler und Teilnehmer an sozialdemokratischen Jugendbildungsabenden erst mit dem Korporalstock und allen möglichen Zwangsmaßnahmen von Jugendausschüssen hingeprügelt werden müssen, während die Soldaten der bürgerlichen weißen Armee nur unter dem Druck der hinter ihnen stehenden Maschinengewehre in die Schlacht gehen, sind die Massen der jugendlichen Kommunisten und Revolutionäre, lediglich dem innersten Drange ihres Herzens folgend, zur Errichtung- und Verteidigung der proletarischen Barrikaden herbeigeeilt. Die kommunistischen Parteien haben deshalb keinerlei Interesse, die aus erzieherischen. agitatorischen und politischen Gründen auch heute noch notwendige organisatorische Selbständigkeit der Kommunistischen Jugendorganisationen in irgendeiner Weise einzuschränken. Sie haben im Gegenteil das allergrößte Interesse daran in der Form der selbständigen Jugendorganisationen sich die Sammelpunkte zu erhalten, wo sich die begeisterten und aufopferungsfreudigsten Scharen ihrer jugendlichen Mitkämpfer sammeln. Besser und erfolgreicher wie die zum Kampf befohlenen Heere werden sich immer jene schlagen, die aus heller Begeisterung in den Kampf ziehen, aber auch nur in organisatorisch selbständigen Jugendorganisationen können und werden die Massen der intellektuellen Arbeiter heranreifen, die zu einer siegreichen Durchführung der proletarischen Revolution in Mittel- und Westeuropa und Amerika unerläßlich sind. Die Kommunistischen Parteien können darauf verzichten, wie die sozialdemokratischen Parteien organisatorische Zwangsmaßnahmen zu versuchen, Jugendliche für sich einzufangen. Solange die Kommunistischen Parteien das sind, was die besten von ihnen heute sind und das jede Kommunistische Partei sein muß, die Verkörperung der proletarischen Revolution, sind sie der freudigen Unterstützung aller revolutionären jungen Proletarier sicher und, Genosse Hörnle hat in seiner Schrift: "Sozialistische Jugenderziehung und sozialistische .Jugendbewegung" recht, wenn er schreibt: "Es ist die Pflicht des Alters der Jugend zu geben: mit offenen Händen und freudigen Herzen. nicht mit pharisäischem Eigendünkel und philisterhaftem Anspruch auf Dank und Unterwerfung, sondern in dem Bewußtsein, daß auch die Jugend zu geben hat und besonders in den revolutionären Zeiten den Alten an Kühnheit, Opfermut, Idealismus um vieles voraus ist. Was ist eine Partei ohne den herrlichen Schwung, die hinreißende Kühnheit der Jugend? Junge Männer und Jünglinge, Mädchen und junge Frauen. haben zu allen Zeiten den Gewalthaufen der Revolution gebildet, haben mit ihrem Herzblut die Zukunft erobert, mit ihren Leibern die Schwelle der Freiheit beschützt. An das Wort "Jugend" knüpft sich alles Große und Bahnbrechende der Menschheit. Es war der Stolz aller großen Geister und die gesunde Quelle ihrer Kraft, daß sie jung blieben bis ins Alter, nie den Kontakt mit der Jugend verloren, stets elastisch, bildungfähig, begeistert und begeisternd bliehen. Eine Klasse, die aufstrebt, die sich befreien, die der Welt den Sozialismus schenken will, muß jung sein, jung bleiben, ihre Jugend als schönstes Kleinod betrachten." Von diesem einzig möglichen Gesichtspunkte aus haben bisher sowohl die kommunistischen Parteien, wie die Kommunistische Internationale ihr Verhältnis zu den kommunistischen Jugendorganisationen geregelt. In allen Ländern haben die kommunistischen Parteien bis heute die organisatorische Selbständigkeit der kommunistischen Jugendorganisationen nicht allein um der Jugend willen, sondern um ihrer selbst und der proletarischen Revolution willen anerkannt und respektiert. Das Exekutiv-Komitee der Kommunistischen Internationale hat wiederholt in Aufrufen und Manifesten die organisatorische Selbständigkeit der kommunistischen Jugendorganisationen feierlich anerkannt und mit Recht in einem seiner Erlasse als eine der schlimmsten und gemeinsten Handlungen der zweiten Internationale deren Kampf gegen die organisatorische Selbständigkeit der revolutionären sozialistischen Jugendorganisationen gegeißelt. In den zwischen dem E.K. der Kommunistischen Jugendinternationale und der Kommunistischen Internationale vereinbarten Thesen wurde ganz besonders die organisatorische Selbständigkeit der Kommunistischen Jugendinternationale und ihrer Verbände garantiert. III. In einem bis heute noch unerklärlichen Widerspruch zu dieser Abmachung- und zu allen vorn E.K. der Kommunistischen Internationale bisher herausgegebenen Aufrufen in Fragen der Jugendbewegung steht die Haltung des E.K. der Kommunistischen Internationale in der Frage der Abhaltung des diesjährigen internationalen Kongresses der Kommunistischen Jugendinternationale. Sowohl das E.K. der Kommunistischen Jugendinternationale, wie eine Sitzung des internationalen Büros hatten beschlossen, den Kongreß in einem westeuropäischen Land durchzuführen. Dazu bewogen die Genossen vor allem politische Gründe, wie auch die Erkenntnis, daß eine Reihe von taktischen Fragen, vor allem das Verhältnis zu den sich in letzter Zeit wieder konsolidierenden zentristischen und sozialpatriotischen Jugendorganisationen in ihren internationalen Arbeitsgemeinschaften, die Frage des wirtschaftlichen Kampfes und das Verhältnis der kommunistischen Jugendorganisationen zu den svndikalistischen Jugendverbänden und den gewerkschaftlichen Jugendgruppen, wie auch vor allem eine ganze Reihe interner organisatorischer Fragen den Kongreß derart zu organisieren, daß vor allem die Vertreter der an allen diesen Fragen besonders interessierten Länder durch möglichst starke Delegationen vertreten sein konnten. Dazu kam noch, daß die Genossen der Auffassung waren, daß es trotz der polizeilichen Schwierigkeiten leichter sein würde, in einem westeuropäischen Lande eine größere Anzahl wirklich aktiver und führender Genossen der proletarischen .Jugendbewegung zusammenzubekommen, als vielleicht in Rußland. Die überaus große Mehrzahl der kommunistischen Jugendinternationale angeschlossenen Verbände vollständig mit diesem Beschluß einig. Dagegen wurden eigentlich nur von dem russischen Jugendverband Bedenken geäußert. Mit Rücksicht darauf, daß der russische Jugendverband als stärkster Verband und als einer, der trotz seines kurzen Bestehens, dank der besonderen Verhältnisse in Sowietrußland besonders reiche Erfahrungen auf wichtigen Gebieten der kommunistischen Jugendarbeit hatte, versuchte das E.K. der Kommunistischen Jugendinternationale durch eine besondere Delegation nach Moskau in diesem Frühjahr eine Verständigung herbeizuführen. Leider vergebens, die russischen Genossen beharrten auf ihrem Standpunkte, d.h. auf der Durchführung des Kongresses in Moskau. Die von ihnen dafür vorgebrachten Gründe konnten aber die Mehrheit der Mitglieder des E.K.s der Kommunistischen Jugendinternationale nicht von deren Richtigkeit überzeugen und das E.K. der Kommunistischen Jugendinternationale beschloß, an seinen früher gefaßten Beschlüssen festzuhalten und den Kongreß auf Ende März nach Deutschland einzuberufen. Mit Rücksicht auf die telegraphisch angemeldeten russischen Genossen wurde die Eröffnung noch um eine weitere Woche verschoben und dann am 7. April mit den Verhandlungen in Jena begonnen. Einige Tage zuvor kam ein Telegramm in die Hände des E.K. der K.J.I. vom E.K. der Kommunistischen Internationale, in dem das E.K. mitteilte. daß es den Antrag des russischen Jugendverbandes auf eine Verlegung des Kongresses nach Moskau unterstütze. Wiederum wurde in eingehender Diskussion im E.K. und in der Bürositzung alles dafür und dawider erwogen und auch diese Sitzung kam mit überwältigender Mehrheit zu dem Entschluß, so leid es den Genossen auch tat und so schwer es ihnen auch wurde, einen Antrag vom E.K.. nicht befolgen zu können. aus politischen und organisatorischen Gründen unbedingt den einberufenen Kongreß durchzuführen. Über einen Tag beschäftigte sich auch der Kongreß mit dem Antrag und kam nach einer sehr regen und mitunter sehr erregten Diskussion zu dem gleichen Resultat. Der Kongreß war überaus stark beschickt. Es war der erste internationale Kongreß der proletarischen Jugend, der überhaupt den Namen Kongreß verdiente. Mit Ausnahme von den Sonntagsschulen in England und den kleinen und wenigen Gruppen in Spanien waren sämtliche europäischen, süd- und nordamerikanischen Jugendorganisationen vertreten: Nur der russische Jugendverband und die östlichen Organisationen fehlten, trotzdem ihnen technisch eine Zureisemöglichkeit früh genug geboten war. Was die Beschickung besonders wertvoll machte, war, daß tatsächlich die in den einzelnen Ländern wirklich tätigen und führenden Genossen sich eingefunden hatten, Genossen, die unmittelbar von der Arbeit, vom Kampfplatz kamen, um sofort nach dem Kongreß dorthin zurückzukehren. Frankreich war durch 5, Italien durch 3, Schweden durch 4, Norwegen durch 5, die Tschecho-S!ovakei durch 6 Genossen und die übrigen Länder durch gleich starke Delegationen vertreten. Mit den Gästen von den jüdischen Jugendorganisationen, den kommunistischen Oppositionen in den einzelnen sozialdemokratischen Jugendvereinen, waren fast hundert Teilnehmer versammelt. Der Kongreß wurde eröffnet und die angenommene Begrüßung und die vom E.K. mit vorgelegte Resolution zur politischen Lage lassen ahnen, zu welchen politischen Resultaten der Kongreß in den einzelnen Fragen gekommen wäre. Zu Resultaten, die sicher völlig dem Geiste der Kommunistischen Internationale und ihren heutigen berechtigten Anforderungen an sämtliche ihrer Teile entsprochen hätte. Einige Tage nach der Eröffnung wurde dem Kongreßbüro ein Telegramm übermittelt. welches besagte. daß das E.K. der Kommunistischen Internationale in seiner Sitzung vom 5. April beschlossen hat, den Kongreß der Kommunistischen Jugend nach Moskau einzuberufen. Eine Begründung war diesem Beschluß nicht beigegeben. Eine Begründung ist auch bis heute, da diese Zeilen geschrieben werden, noch nicht in die Hände des E.K. der Kommunistischen Jugendinternationale gekommen. Es ist deshalb noch nicht ganz klar und ersichtlich. welche Motive das E.K. für diesen Beschluß geleitet und bestimmt haben. Immerhin muß festgehalten werden. daß das E.K. nicht von sich aus, sondern durch die Anträge des russischen kommunistischen Jugendverbandes sich überhaupt mit der Sache beschäftigte. Aber trotzdem kann und muß heute schon gesagt werden. daß das E.K. bei dieser Beschlußfassung schlecht [Textstellen fehlen] hat sich als eine der ersten Organisationen auf den Standpunkt gestellt. daß in der gegenwärtigen Phase des proletarischen Klassenkampfes und der proletarischen Revolution die größte Zentralisation und die größte Disziplin innerhalb der kommunistischen Bewegung notwendig ist. Die Kommunistische Jugendinternationale hat versucht, nach dieser Erkenntnis die eigenen Organisationen auszubauen und in der Befolgung der Beschlüsse der internationalen Kongresse und der Richtlinien der E.K. stets danach gelebt und gehandelt. (Revision der Haltung verschiedener Jugendverbände in ihrer Stellung zum Parlamentarismus nach dem zweiten Moskauer Kongress). Die Kommunistische Jugendinternationale hat einen neuen Beweis ihrer revolutionären Disziplin dadurch erbracht, daß der Kongreß trotz allen seinen Befürchtungen und seinen Gründen für eine Weiterführung nach Kenntnisnahme von dem Beschlusse des E.K. sich diesem Beschluß fügte und die weiteren Verhandlungen nach Moskau verlegte. Gleichzeitig aber machte der Kongreß von dem ihm zustehenden Rechte Gebrauch und beauftragte seine Leitung, über die Beweggründe wie über die Absichten dieses Beschlusses das E.K. zu interpellieren und wegen dieses Beschlusses an den Dritten Kongreß der Kommunistischen Internationale zu appellieren. Es ist unbestreitbar, daß zu einem der wichtigsten Rechte organisatorisch selbständiger Organisationen das Recht gehört, Konferenzen und Kongresse einzuberufen zu dem von ihnen festgelegten Zeitpunkte und an ihren gewählten Ort. Wir zweifeln keinen Moment, daß es politische Situationen geben kann, wo selbst dieses organisatorische Recht einzelner Teile der Kommunistischen Internationale durch diese im Interesse von ihr aufgehoben werden kann. Aber wir behaupten, daß eine derartige Situation bei dem Weltkongreß der revolutionären Jugend nicht vorlag. Und weiter, daß die Frage der Abhaltung eines Parteitages der V.K.P.D. in der gegenwärtigen Situation von einer viel größeren politischen Tragweite war. Und selbst hier hat das E.K. der K.I. nichts weiter getan, als in einem Aufruf den deutschen Parteimitgliedern zu sagen, wenn ihre Zentrale zu einer Nichteinberufung des Parteitages käme, diesem Beschluß nachzukommen. Durch diese Stellung in dem für die gesamte kommunistische Internationale von ihr selbst anerkannten schwerwiegenden, bedeutungsvollen deutschen Konflikte, wird ihr Verhalten in der Frage des Jugendkongresses um so unverständlicher. Wir sind überzeugt. daß sämtliche Mitglieder des E.K. der K.I. mit uns darin übereinstimmen, daß der Zentralismus der kommunistischen Bewegung nicht Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zum Zweck, zu einer größeren Vereinheitlichung der kommunistischen Bewegung, zu einer größeren Schlagkraft und zu einer größeren Steigerung der Kampftüchtigkeit der K.I. dient. Daß aber dieser Zentralismus nie wie in den unglücklichen Zeiten des Triumphes des deutschen sozialdemokratischen Zentralismus dazu dienen darf, die revolutionäre Initiative von unten zurückzuhalten und zu unterbinden. Das ist aber, wenn auch ungewollt, durch den Vertagungsbeschluß faktisch geschehen. Wir wiesen bereits auf die außerordentliche Beschickung des Kongresses aus allen Ländern und Erdteilen hin. Die Genossen kamen unmittelbar vom Kampfplatz. Sie hatten keinen glühenderen Wunsch, als recht bald und sofort in die einzelnen Ländern zurückzukehren, um den dort ununterbrochenen Kampf gegen die Konterrevolution in jeder Form und deren Unterstützer in jeder Gestalt mit der ganzen Energie ihrer jungen Kraft fortzusetzen. Unter den Delegierten waren die italienischen Genossen, die es drängte, sofort zurückzukehren, um den Versuch der Serratileute, innerhalb der Arbeiterjugend für ihre Partei Rekruten zu werben, unmöglich zu machen, und wie bisher die italienische Jugend als Avantgarde des revolutionären Proletariats zu führen. Unter den Delegierten waren die französischen Kameraden, die aus dem schwersten antimilitaristischen Kampf herbeigeeilt waren und die heute unstreitig mit zu den besten kommunistischen Elementen Frankreichs gerechnet werden müssen. Unter den Delegierten waren die Genossen aus Skandinavien, aus Oesterreich, vom Balkan, aus Deutschland, und sie alle wollten, nach einer Aussprache und einer gemeinsamen Plattform auf einem internationalen Kongreß noch vor dem Weltkongreß der K. J. gefordert wird. Das ist nun durch die Verlegung des Kongresses unmöglich geworden. Durch die Verlegung des Internationalen Jugendkongresses nach dem Kongreß der Internationale ist es überhaupt der K.J.I. unmöglich geworden, auf einer gemeinsamen Tagung sowohl zu den Beschlüssen des zweiten Kongresses, als zu der Tagesordnung des Dritten Kongresses Stellung zu nehmen. Nach unserem Dafürhalten, nicht nur ein Recht, das jedes Mitglied der K.I. hat, sondern sogar eine selbstverständliche Pflicht, die keines versäumen dürfte. Es ist selbstverständlich sehr schwer, gegen eine Entschließung zu polemisieren, deren Motive und Begründungen unbekannt sind. Bei der bisherigen Haltung und Einstellung der K.I. und ihres E.K. zu den organisatorischen Fragen der Kommunistischen Jugendbewegung sind wir noch immer überzeugt, daß es sich nicht um einen Präzedenzfall handelt und nicht um eine Maßnahme, die eine neue Einstellung des E.K. zu der Kommunistischen Jugendbewegung und ihrer organisatorischen Selbständigkeit bedeutet. Für eine Aufhebung oder auch nur für eine Beschränkung der organisatorischen Selbständigkeit der Kommunistischen Jugendorganisationen durch die Kommunistische Internationale sehen wir weder Ursache noch Grund und würden das als eine der schwersten Schädigungen nicht nur der kommunistischen Jugendbewegung, sondern der K.I. und der raschen Vorwärtstreibung der proletarischen Revolution im Westen halten. Doch darauf werden wir ausführlich zurückkommen, wenn uns die Begründung des Beschlusses des E.K. vorliegt. In einem nächsten Aufsatze, den wir in kurzer Zeit dem vorliegenden folgen lassen. wollen wir uns mit den Genossen auseinandersetzen, die in etwas überstürzter Weise sich beeilten, zur Erklärung des Beschlusses des E.K. etwas gewaltsam eine neue Theorie zu konstruieren. //Quelle: Jugend-Internationale. Jg. 2. Nr. 10. Juni 1921. Berlin. S. 280-283.
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