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Von Neukölln zur Weltrevolution: Zur Kommunistischen Jugendinternationale Ein vereitelter Weltkongreß der Jugend (Dieser Artikel von Valeriu Marcu erschien in der Zeitschrift “Sowjet” im Mai 1921.) Die Bureausitzung der kommunistischen Jugendinternationale entschloß im Monat März, in Italien den Weltkongreß der Jugend abzuhalten. Da sich aber in Italien die politische Situation derart verschärft hatte, daß an einer gesicherten Tagung des Kongresses nicht zu denken war, so beschloß das Exekutivkomitee der Jugend, den Kongreß in Deutschland stattfinden zu lassen. Nach Überwindung mannigfaltiger organisatorischer Schwierigkeiten wurde der Kongreß am Morgen des 7. April in Jena eröffnet. Es waren folgende Organisationen vertreten: Kommunistische Jugendorganisation Schweden, Kommunistischer Jugendverband Norwegen, Kommunistische Jugendorganisation Dänemark, Kommunistische Jugendgruppen Island, Kommunistischer Jugendverband Finnland, Kommunistischer Jugendverband Lettland, Kommunistischer Jugendverband Litauen, Kommunistischer Jugendverband Holland, Kommunistischer Jugendverband Belgien, Kommunistische Jugendorganisation Luxemburg, Kommunistische Jugendorganisation Frankreich, Kommunistische Jugendorganisation der Schweiz, Kommunistische Jugendorganisation Italiens, Kommunistische Jugendorganisation Deutschlands, Kommunistische Jugendorganisation Österreichs, Kommunistischer Jugendverband Ungarns, Kommunistische Jugendorganisation der Tschecho-Slowakei, Kommunistische Jugendorganisation Jugoslawiens, Kommunistische Jugendorganisation Bulgarien, Kommunistische Jugendorganisation Griechenland, Sozialistische Jugendorganisation Rumäniens, Kommunistische Jugendorganisation von Siebenbürgen und des Banat, Kommunistische Jugendorganisation Beßarabien, Kommunistischer Jugendverband von Mexiko, Kommunistische Jugend Nordamerikas. Später trafen noch Delegierte der kommunistischen Jugendgruppen von England ein. Mit Ausnahme von den wenigen, unter dem weißen Terror nur illegal tätigen kommunistischen Jugendgruppen Spaniens waren alle der kommunistischen Jugendinternationale angehörenden Jugendorganisationen Europas und Amerikas restlos vertreten. Dazu kommen noch mit beratender Stimme Delegierte der kommunistischen oppositionellen Gruppen im Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Österreichs, der kommunistischen Opposition in den "Jungen Garden" Belgiens, zwei Vertreter der kommunistischen Arbeiterjugend Deutschlands, fünf Vertreter der jüdischen revolutionären Jugendorganisationen beider Richtungen aus Polen und Galizien, ein Vertreter der österreichischen kommunistischen Soldatenorganisationen, ein Vertreter der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands und eine Anzahl weiterer Gäste, zusammen annähernd hundert Teilnehmer. Und es waren lauter Delegierte, die aus der Bewegung, aus den verschiedenen Ländern wirklich kamen, es war kein Kongreß, der sich im Exil befindenden politischen Flüchtlinge, es war der bis heute bestbesuchte internationale kommunistische Kongreß. Die stärkste und die beste kommunistische Jugendgruppe, der kommunistische Jugendverband Rußlands, fehlte. Vor dem Weltkongreß sandte das Exekutivkomitee der Jugend aus Berlin zwei Delegierte nach Moskau, um über den Tagungsort des Kongresses mit der russischen Jugend und mit dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale zu verhandeln. Statuarisch hat das Exekutivkomitee der Jugend das Recht, den Zeitpunkt und den Ort des Kongresses zu bestimmen. Die russische Jugend, die mit Recht die Disziplin und den Zentralismus hochhält, mußte sich selbstverständlich fügen. Aber grau, teurer Freund, ist alle Theorie - und maßgebend allein der Wille Sinowjews. Statt sich der Disziplin zu fügen, mobilisierte der russische Jugendverband das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale gegen das Exekutivkomitee der Jugend, und das Exekutivkomitee sandte als Begrüßung an die versammelten Delegierten der kommunistischen Jugend aller Länder folgendes Begrüßungsradio:
Weiter gelang auf dem Kongreß folgendes Schreiben:
Groß war die Bestürzung ob der beiden Ordonnanzen. Vergebens versicherten in bangen Liebeserklärungen die Delegierten der Jugend, daß sie für die "Entfesselung einer ununterbrochenen Reihe von Aktionen" seien, daß sie den Kampf gegen Levi und Konsorten mit ganzer Kraft in allen Ländern aufnehmen würden, vergebens erklärte der Sekretär der kommunistischen Jugendinternationale, der Genosse Münzenberg, mit einem weinenden und einem lachenden Auge, daß die Jugend noch nie gegen die Autorität und die Unfehlbarkeit des kleinen Bureaus der Exekutive gesündigt habe - der Befehl war da und durch keine Sophismen aus der Welt zu schaffen. Ein Vertreter der Exekutive war auf dem Kongreß anwesend und erklärte, daß man unbedingt parieren müsse: wer für die Tagung des Kongresses in Deutschland wäre, der sei nach seiner und der Exekutive Meinung ein verkappter Anhänger Hilferdings und Scheidemanns! Es sei, versicherte er, eine organisatorische Frage von der selben Wichtigkeit wie die 21 Bedingungen. Und gerade jetzt, wo Paul Levi rebelliere, gelte es zu parieren! Die Exekutive wollte, daß der Kongreß in Moskau tagen sollte, um die Jugend von "opportunistischen" Elementen zu "reinigen". Und diese Reinigung, hätte ein Mitglied des kleinen Bureaus in Moskau ganz offen erklärt, könne am besten auf russischem Boden vor sich gehen. Die Jugend soll von der Exekutive in den Meinungskampf innerhalb des Kommunismus als kritikloses Werkzeug benutzt werden. Das soll die Tätigkeit der kommunistischen Jugend sein, welche so ungeheuere Aufgaben hat, und welche schon in den Jahren 1914 und 1915 für die Bolschewiki überall gewirkt hat. Auch in diesem Fall sieht man die großen Fehler der Exekutive. Wir machen der Exekutive nicht zum Vorwurf, daß sie die Politik der kommunistischen Parteien in Westeuropa leitet, wir machen es ihr zum Vorwurf, daß sie es nicht tut. Statt weltpolitisch zu handeln, statt sich zu den großen Fragen der Weltpolitik zu äußern (englischer Bergarbeiterstreik, Sanktionen, Besetzung Deutschlands usw.), kümmert sie sich um gute kommunistische Sitten; statt ein Forum der Weltpolitik zu sein, ist sie eine kommunistische Sittenpolizei. Die kommunistische Jugend hat heute große weltpolitische Aufgaben, die Exekutive hat aber nichts besseres zu tun, als zu untersuchen, ob sich in den Reihen der kommunistischen Jugendinternationale nicht doch einer befindet, der aus seinem Herzen eine opportunistische Mördergrube macht! Deshalb wurde der Weltkongreß der Jugend nicht von der deutschen Polizei, sondern von der Exekutive der kommunistischen Internationale auseinandergejagt! //Quelle: Sowjet. Kommunistische Zeitschrift. Jahrg. 3. Heft 2. 15. Mai 1921. S. 48-50.
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