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Sarah Palin als Antisexistin?

Warum die Wahl einer Vizepräsidentin den Interessen der meisten Frauen zuwiderlaufen würde

Im August wurde Sarah Palin als Vizepräsidentin des Kandidaten John McCain vorgestellt. Es war das erste Mal, dass die RepublikanerInnen eine Frau für diese Position auswählten. Dies war vor allem ein Versuch, Wählerinnen zu gewinnen, die sonst Hillary Clinton bevorzugt hätten (diese war gerade aus den Vorwahlen der DemokratInnen rausgeflogen) und nun auf der Suche nach einer Alternative waren. Clinton selbst sagte dazu: „We should all be proud of Governor Sarah Palin’s historic nomination.”

Wirklich viele Gründe, sich über diese Nominierung zu freuen, gibt es aber nicht. Gerade die amerikanischen Wählerinnen sollten sich zweimal überlegen, ob sie dieser Frau ihre Stimme geben.

Sarah Palin ist seit 2006 Gouverneurin des US-Bundesstaates Alaska, außerdem ehemalige Teilnehmerin der Wahl zur „Miss-Alaska“ sowie Ehefrau und Mutter von fünf Kindern. Sie erfüllt also die wichtigsten Voraussetzungen, um den konservativen Vorstellungen von einer „guten Frau” zu entsprechen.

Gemäß der Wahlkampfstrategie von McCain wurde zudem versucht, ihr ein möglichst bodenständiges Image zu verpassen. Dass in den ersten Wochen ihrer Kandidatur 150.000 Dollar allein für Palins Kleidung und Make-Up ausgegeben wurden, passte da leider nicht ganz ins Konzept. Dass ausgerechnet bei einer Frau die Kosten für diese Dinge eine Rolle spielten, sei zutiefst sexistisch, riefen die RepublikanerInnen ihren KritikerInnen entgegen. Gut geheuchelt, könnte man sagen – gerade diese „Reps“ haben immer wieder sexistische Hetze im Wahlkampf gegen Hillary Clinton verwendet. Und schließlich waren die Ausgaben tatsächlich nur so hoch, weil das konservative Lager der Meinung war, für den Erfolg einer Frau müsse besonderer Wert auf ihr Äußeres gelegt werden.

Dazu passt ein bissiges Zitat von Barack Obama (das eigentlich auf die Politik der RepublikanerInnen bezogen war): „Du kannst einem Schwein Lippenstift auftragen. Es ist immer noch ein Schwein.“ Diese Äußerung wurde als persönlicher Angriff auf Sarah Palin gewertet und es kam erneut der Vorwurf des Sexismus – dumm nur, dass John McCain höchstpersönlich ein Jahr zuvor Clinton mit derselben Floskel bedacht hatte.

Bei solchen Wortspielen hört die Bigotterie der RepublikanerInnen allerdings nicht auf, denn die Politik, die Sarah Palin vertritt, läuft eigentlich den Interessen der meisten Frauen zuwider. Neben ihrer Unterstützung für den Irakkrieg und ihrem Engagement für die Waffen-Lobby NRA ist sie überzeugte Gegnerin der Abtreibung.

Im Falle einer ungewollten Schwangerschaft soll allein die Frau entscheiden, ob sie ein Kind bekommen will oder eben nicht – wir meinen, religiöse und staatliche Institutionen haben hier nichts zu melden. Ein Abtreibungsverbot, wie von Palin gefordert, würde die Situation junger und alleinstehender Frauen verschärfen, die angesichts der maroden Sozialsysteme der USA kaum eine Chance haben, sich um ein Kind zu kümmern.

Das bisher prominenteste Opfer von Palins Anti-Abtreibungs-Haltung ist ihre eigene Tochter. Die 17-jährige ist ungeplant schwanger geworden. Schon aus Wahlkampf-Gründen war sie gezwungen, das Kind zur Welt zu bringen. Pikant ist in diesem Zusammenhang, dass Palin sich nicht nur vehement gegen Sex vor der Ehe sondern auch gegen Sexualkunde-Unterricht an Schulen einsetzt. Dabei hätten etwas mehr Informationen über Verhütungsmittel ihrer Tochter (und vielen anderen Mädchen) einiges an Problemen erspart.

Letztlich zeigt sich an diesem Beispiel vor allem Eines: Durch einzelne „Vorzeige-Frauen” wird sich am gesellschaftlichen Sexismus nichts ändern lassen. Nicht eine Vizepräsidentin (oder eine Kanzlerin) wird der Unterdrückung der Frau ein Ende setzen – nur die Überwindung der Klassengesellschaft, die Frauen systematisch benachteiligt, wird etwas ändern.

//von Jana und Tom, Revo Bernau //REVOLUTION Nr. 31

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