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Revolutionärinnen:
kommunistische Frauen

Alexandra Kollontai

Die Sozialistin und Feministin Alexandra Kollontai wurde am 31. März 1872 als Tochter eines russischen Generals in St. Petersburg geboren und wuchs wohl behütet in einem adligen Haushalt auf. Nachdem sie schon mit 16 Jahren ihr Abitur bestanden hatte, heiratete sie mit 21, zum Leid der Eltern, den Ingenieur Wladimir Kollontai, von dem sie sich aber fünf Jahre später wieder trennte. Schon damals hatte sie feste Vorstellungen von Leben und Liebe. Sie wollte frei und unabhängig sein, sich bilden und die Welt entdecken. Deshalb ging sie 1898 nach Zürich um Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu studieren.

Schon zu ihrer Schulzeit fing sie an, sich politisch und sozial zu engagieren. Sie beschäftigte sich mit der Frauenfrage, Emanzipation, Prostitution und Abtreibung und bald galt sie als einflussreiche und geachtete sozialistische Autorin.

1908 ging sie ins Exil. Sie reiste durch die Welt, lebte lange aus dem Koffer, teils begleitet von ihrem Sohn, schloss Bekanntschaften mit vielen bedeutenden und namhaften Menschen der Politik und sprach auf allen wichtigen Frauenkonferenzen, die damals stattfanden.

Zu Beginn des ersten Weltkrieges befand Alexandra sich in Deutschland. Als sie es aber kurze Zeit später wieder verlassen musste, ging sie erst nach Schweden und schließlich nach Norwegen.

1917 kehrte sie zurück nach Russland, wo sie sich Lenin anschloss, obwohl sie ihm zunächst kritisch gegenüber gestanden hatte. Sie war der Meinung, für ihn gäbe es in der Zeit von Revolution und gesellschaftlichen Veränderungen keinen Platz für die Familie. Seine antiimperialistischen Ansichten und sein Vorantreiben einer Revolution in Russland sprachen ihr aber zu.

Und im Oktober saß sie dann im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und setzte sich für einen bewaffneten Aufstand und die Rätemacht ein. Sie wurden dann Volkskommissarin (Ministerin) in der ersten Sowjetregierung.

1920 übernahm sie dann den Vorsitz der Frauenabteilung des Zentralkomitees der KPdSU. Von Anfang an hatten die Frauenfrage und das Problem der Emanzipation des weiblichen Geschlechts ihre meiste Aufmerksamkeit erlangt. Wie auch Clara Zetkin und viele weitere war sie der Meinung, nur eine sozialistische Revolution könne der Frau die vollständige Emanzipation bringen. Und sie wäre der Grundstein für eine neue Gesellschaft. Und sie meinte weiterhin, dass ökonomische Ressourcen zur Unterstützung der Frau eingesetzt werden sollten, damit sie sich materiell und finanziell vom Mann unabhängig machen könnte.

Sie setzte sich für zahlreiche Verbesserungen ein, von denen einige auch erfüllt werden konnten. Das Eherecht wurde gelockert, Frauen bekamen das Recht auf Abbruch einer Schwangerschaft und Volksküchen und Stätten für kollektive Kindererziehung wurden eingerichtet.

Alexandra war eine starke Befürworterin von Kommunen und anderen Formen des freien Zusammenlebens und von freier Liebe und Sexualität. Was mensch immer wieder mit ihr in Verbindung bringt ist die so genannte „Glas-Wasser-Theorie“. Demnach sollte das Bedürfnis nach Liebe und Sexualität ebenso leicht zu stillen sein, wie der Durst durch das Trinken eines Glas Wassers. Damit stieß sie bei Lenin auf harsche Kritik, denn diese Aussagen standen im krassen Gegensatz zu allen damaligen Normen.

Sie stellte außerdem drei „Grundprinzipien“ auf, die die „eheliche Liebe in der Bourgeoisie“ ersetzen sollten. Das war zum ersten die Gleichheit beider Partner in der Beziehung, zweitens die beiderseitige Anerkennung der Rechte des Einzelnen und zuletzt die „genossenschaftliche Sensibilität, das Vermögen, sich in den jeweils anderen hinein zu versetzen“. Sie glaubte an die Beziehung zwischen zwei Menschen, die absolut unabhängig voneinander waren und nur die nur auf Liebe und Leidenschaft beruhte.

Dies alles war nicht das einzige, in dem sie sich mit Lenin widersprach. Alexandra war eine leidenschaftliche Rednerin – sie sagte, was sie dachte. Und das wurde ihr nicht selten zum Verhängnis. Auf dem X. Parteitag der KPdSU äußerte sie scharfe Kritik an der Bürokratie. Damit begab sie sich in die „parteifeindliche Opposition“.

Vielleicht aufgrund dieser Auseinandersetzung, vielleicht freiwillig – jedenfalls wurde sie 1932 Gesandte der Sowjetunion und übernahm von nun an Funktionen im Ausland. Sie leistete große Beiträge zu friedlichen Verhandlungen, zum Beispiel zwischen Stockholm und Finnland. Damit wurde sie zur ersten Diplomatin weltweit und schließlich erhielt sie 1942 für ihre Leistungen den Botschaftertitel von Stalin verliehen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges sah sie dann aber doch die Zeit gekommen, sich in den Ruhestand zu begeben und trat schließlich von all ihren Ämtern und Aufgaben zurück, blieb aber weiterhin Beraterin des Außenministeriums. Sie ging nach Moskau, wo sie am 9. März 1952, im Alter von fast 80 Jahren, starb.

//von Jojo, Revo Rostock //REVOLUTION Nr. 29

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