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Das Erdbeben war eine Naturkatastrophe...

...aber die Rettungsarbeiten waren eine Katastrophe, die die Militärregierung zu verantworten hat.

Das Erdbeben vom 8. Oktober war die schlimmste Naturkatastrophe, die die von Pakistan besetzten Teile von Kaschmir und die Nordwest-Grenzprovinz Pakistans je erlebt haben. Die Zahl der Todesopfer ist unglaublich hoch. Offiziell beträgt sie 80.000, aber manche Schätzungen gehen von 250.000 oder 300.000 Toten aus. Die Zahl der Verwundeten ist nicht geringer. Dann gibt es noch diejenige, deren Leben zerstört wurden, die Waisen, die Armen – eine Tragödie.

In den betroffenen Gebieten wurden 90% der Gebäude beschädigt: etwa 6.000 Schulgebäude haben Schaden. Nach offiziellen Schätzungen wurden 4 Millionen Menschen vom Erdbeben betroffen, einschließlich 2,5 Millionen, die jede Unterkunft und jeden Unterhalt verloren haben.

Militärische Antworten

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO war das Erdbeben eine größere Katastrophe als der Tsunami von einem Jahr davor, was die Zahl der Obdachslosen angeht. Trotzdem war die Militärregierung von General Musharaf nicht in der Lage, auf diese Krise eine Antwort zu geben. Das Regime hat sogar behauptet, es sei ein kleines Erdbeben ohne viele Opfer gewesen.

Fast fünf Wochen nach dem Beben hatten die Rettungsarbeiten der Regierung viele Dörfer nicht erreicht. In diesen Gebieten warten hunderttausende Überlebende, nach vielen Nächten in der Kälte, immer noch verzweifelt auf Hilfe. Mit dem Winterschnee in den Bergen Kaschmirs sinkt die Temperatur unter Null.

Ohne Unterkunft, Essen oder warme Kleidung werden viele Menschen, die schon beim Erdbeben Verwandte und FreundInnen verloren haben, ebenfalls sterben. Die aktuelle Regierung von Pakistan sowie ihre Vorgänger haben Vorbereitungen selbst für kleine Naturkatastrophen vernachlässigt. Das Militärregime hat wenige Hubschrauber, aber dafür viele F-16-Jets angeschafft – die für Rettungsarbeit wenig taugen.

Alle Aktionen von Musharaf militarisieren die Hilfelieferungen. General Farooq Ahmed wurde als Hilfe-Kommissar eingesetzt, und Militäroffiziere dominieren bei den Wiederaufbauarbeiten, was den lokalen Gemeinschaften keine Möglichkeit gibt, beim Wiederaufbau mitzumachen oder die Bauarbeiten selbst zu kontrollieren.

Imperialistische Antworten

Die Antworten der USA und der reichen Länder der EU waren schändlich. Sie werden Pakistans Auslandsschulden – die etwa 30 Milliarden US-Dollar betragen – nicht streichen. Obwohl grundsätzlich jede helfende Hand gebraucht wird, haben die Truppen der NATO und der USA in Pakistan ebenfalls zur Militarisierung des Wiederaufbaus beigetragen. Deshalb lehnen die überwältigende Mehrheit der PakistanerInnen die Präsenz dieser Truppen ab.

Das Musharaf-Regime versucht weiterhin, den Eindruck zu vermitteln, das Militär sei die einzige Institution in Pakistan, auf die sich die Bevölkerung verlassen kann. Die letzten sechs Jahre, in denen die Generäle die Gesellschaft dominiert haben, geben allerdings einen anderen Eindruck: die Militärherrschaft hat die Probleme der Massen nur vergrößert. Das sieht man in den Folgen des Erdbebens sehr eindeutig.

Es gab eine beeindruckende Antwort der einfachen Leute, vor allem der Jugend. Viele von ihnen sind in die betroffenen Gebiete gefahren, und die Bevölkerung hat schon Spenden in Höhe von über 200 Millionen US-Dollar gesammelt.

Aber das kapitalistische System, das in Pakistan herrscht, ist weniger großzügig. Kapitalismus basiert auf Profiten durch Ausbeutung, nicht auf den Bedürfnissen der Menschen in dieser Notsituation. Pakistanische Unternehmen haben schon große Profite gemacht: die Preise für Zelte und Decken haben sich schon verdreifacht, Transportunternehmen haben ihre Preise mehr als verdoppelt, um LKWs für die Hilfslieferungen zu vermieten.

Sozialistische Antworten

Eine sozialistische Alternative ist notwendig, damit die Menschheit solche Krisen meistern kann. Das kapitalistische System, in dem Reichtum für die Wenigen, auf Kosten der Vielen, geschaffen wird, muss überwunden werden. Sozialismus als Produkt einer Revolte gegen die Militärherrschaft und den Imperialismus ist durchaus möglich: Wenn sich die Hundert Millionen Werktätigen Pakistans erheben, haben sie mehr Kraft als jedes Erdbeben.

//von Shahzad aus Lahore / Pakistan //REVOLUTION Nr. 15

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