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Ein roter Sommer

Anfang August fand das REVOCAMP 2005 in Prag statt

Anfang August trafen sich – wie schon in den letzten zwei Jahren – Jugendliche aus Mitteleuropa in einem Prager Vorort, um über revolutionäre Politik zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und sich im Kampf gegen den Kapitalismus zu vernetzen.

Während sich 2004 fast 100 AktivistInnen zusammenfanden, waren es in diesem Jahr nur etwa halb so viele. Das lag daran, dass die REVOLUTION-Gruppen aus West- und Nordeuropa diesen Sommer vor allem mit den Protesten gegen den G8-Gipfel Anfang Juli in Schottland zu tun hatten und deshalb nicht in Prag dabei waren. Die CampteilnehmerInnen kamen aus der BRD, Tschechien, der Schweiz und der Slowakei. Das reichte allemal aus, um vom 3. bis 7. August ein gut organisiertes und interessantes Treffen auf die Beine zu stellen.

Am ersten Tag gab es pünktlich 10.30 Uhr ein Eröffnungsplenum. Nach einem Referat zur aktuellen Weltlage stellten alle REVO-Gruppen ihre Aktivitäten kurz vor.

Diskutieren!

In den folgenden drei Tagen gab es zwischen 10 und 20 Uhr Seminare, deren Themen von grundlegender Theorie wie „Was ist Ausbeutung?“ und „Was macht eine revolutionären Partei?“ über „Antiimperialismus“ bis hin zu „Rassismus“ und „Freie Liebe“ vieles behandelten, was nützlich und wichtig im Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Faschismus ist. Daneben gab es auch zahlreiche praktische Workshops, in denen Transparente gemalt, Selbstverteidigung geübt und Tipps für politische Reden gegeben wurden.

Besonders anschaulich ging es bei der Präsentation des Straßentheaters zu, das in einem Workshop erarbeitet wurde. Wer sich freiwillig meldete, durfte als Polizist einen alternativen Jugendlichen (ein ausgestopfter Pulli mit Rucksack) schikanieren. Für die miesesten Methoden (Einsatz von Schlagstock, unbegründetes Festhalten, Pfefferspray etc.) vergab die Jury die meisten Punkte. Wenn das Ganze in einer Fußgängerzone aufgeführt wird, kann die Aufmerksamkeit der PassantInnen auf das Thema Polizeigewalt gelenkt werden.

Nach 20 Uhr konnte man sich jeden Abend mit billigem Bier, guter Musik und Diskussionen und Gesprächen die Zeit zu vertreiben. Zum Unterhaltungsprogramm gehörte u.a. der Film „Land and Freedom“, der den spanischen Bürgerkrieg aus der Sicht eines britischen Kommunisten darstellt. Highlight des Abendprogramms war allerdings das revolutionäre Jeopardy-Spiel, bei dem das Team mit dem klangvollen Namen „red & beautiful“ den Hauptpreis absahnte.

Spielen!

Am Samstagvormittag wurde ein Planspielüber die spanische Revolution durchgeführt. Nach einer kurzen Einleitung bekam jedeR SpielerIn eine Rolle zugeteilt. Neben der Kommunistischen Partei Spaniens (also die Stalinisten) und der anarchistischen CNT versuchten auch die ehemals trotzkistische POUM sowie eine kleine trotzkistische Gruppierung (die Bolschewiki-Leninisten), ArbeiterInnen in einem fiktiven katalanischen Dorf von ihrer Politik zu überzeugen, um den Krieg gegen den faschistischen General Franco zu gewinnen.Alle SpielerInnen konnten frei agieren und waren nur zum Teil an die realen Ereignisse im Spanien der 30er Jahre gebunden.

Im Laufe der Simulation versuchten die Stalinisten mit der Volksfront-Strategie, ein Bündnis mit den bürgerlichen Republikanern aufrechtzuerhalten und die revolutionären Kräfte zu neutralisieren. Wie im realen Verlauf des spanischen Bürgerkrieges stellten sie sich gegen die Ausbreitung der sozialen Revolution und bekämpften die POUM, die CNT und die BL. Die linken Kräfte wiederum versuchten, die soziale Revolution voranzutreiben und den faschistischen Putsch durch die Enteignung der Kapitalisten entgegenzutreten. Während der zwei Stunden Spielzeit ging es ziemlich hektisch zu – alle rannten herum, schrieben und verteilten Flugblätter, organisierten spontane Meetings und riefen durch die Halle. Trotz des allgemeinen Chaos konnten alle TeilnehmerInnen Einblicke in die strategischen Überlegungen der verschiedenen Fraktionen und die Konflikte zwischen ihnen gewinnen.

Aufbauen!

Ein wichtiger internationaler Workshop behandelte die Frage, wie man REVO-Gruppen aufbaut. Dabei gab es vier Arbeitsgruppen, die über unsere Arbeit in verschiedenen Bereichen diskutieren: REVO-Zeitungen, Gruppentreffen, Demoblöcke, Sozialforen. AktivistInnen aus mehreren Ländern konnten Tipps und Tricks austauschen. (Siehe z.B. die Termin-Spalte in dieser Zeitung – die Idee stammt von unseren tschechischen GenossInnen.)

Nach dem Abschlussplenum am Samstagabend war das Camp offiziellbeendet. Wenige Tage danach gründeten einige AktivistInnen aus St. Gallen REVOLUTION Switzerland, die neunte REVO-Gruppe auf der Welt. Durch dieses internationale Treffen konnten wir auf unserem Weg, junge RevolutionärInnen aus aller Welt zusammen zu schließen, ein Stück vorankommen.

In den nächsten Jahren wird das REVOCAMP dazu da sein, Aktionen aller Art vorzubereiten, z.B. gegen den G8-Gipfel 2007, der in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden wird.

//von Tom aus Bernau //REVOLUTION Nr. 13

Bilder vom REVOCAMP

Bilder vom Anti-Repressions-Transpi

Bilder von der simulierten Polizeischikane

Links


Sonderseite zum REVOCAMP 2005

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