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Luxemburg, Liebknecht, Lenin und der Aufbau revolutionärer Parteien

Vor 86 Jahren, am 15. Januar 1919, wurden die GründerInnen der KPD Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von reaktionären Freikorps umgebracht. Dieses Verbrechen beraubte die Revolution ihrer fähigsten Köpfe. Es erfolgte unter Befehl der SPD-Führer, v.a. Gustav Noskes, der von sich sagte, dass er den „Bluthund spielen müsse“, um die Revolution zu stoppen.

Hintergrund

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die deutsche Sozialdemokratie ein Vorbild für SozialistInnen auf der ganzen Welt – sie zählte eine Million Mitglieder, führte starke Gewerkschaften, hatte Dutzende Tageszeitungen und stellte die größte Fraktion im Reichstag.

Doch schon zur Jahrhundertwende merkten einige wenige MarxistInnen, dass etwas in der Sozialdemokratie faul war. Statt für „die Abschaffung aller Klassenherrschaft“ zu kämpfen (wie im Parteiprogramm stand), waren viele Funktionäre in Routine versunken: eine Zeitung herausgeben, Wählerstimmen sammeln, ab und zu eine Demo oder einen Streik organisieren – um dafür ein gut bezahltes Bürokratenpöstchen zu erhalten. Eine Revolution würde diesen gemütlichen Lebensstil nur stören!

Die SPD-Führung hielt an der Theorie des „revolutionären Umsturz“ fest, doch ihre Praxis war reformistisch. Der rechte Flügel der Partei argumentierte offen, dass man den Kapitalismus durch Reformen so lange umformen könnte, bis er zum Sozialismus geworden wäre.

Haupttheoretiker dieser reformistischen Strömung war Eduard Bernstein. Er argumentierte: „Die Bewegung ist alles, das Ziel ist nichts“. Mit anderen Worten: nur der Kampf für Reformen und nicht der Kampf für eine andere Gesellschaft war für ihn wichtig.

Die schärfste Kritikerin dieses Opportunismus war Rosa Luxemburg. Ihre Kritik ist zu lesen im Buch: „Sozialreform oder Revolution?”

Der Krieg

Am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Mit ihm versuchten die deutschen Kapitalisten, die Welt neu aufzuteilen, d.h. den Konkurrenten Kolonien und Absatzmärkte abzujagen. Die Mehrheit der SPD-Führung stellte sich hinter „ihre“ Bourgeoisie. Sie argumentierte, dieser Krieg – das bis zu diesem Zeitpunkt größte Blutbad in der Menschheitsgeschichte – sei notwendig, um „den Frieden zu sichern“!

Nur eine kleine Minderheit der SPD hielt am revolutionären Internationalismus fest. Karl Liebknecht z.B. stimmte im Dezember 1914 als einziger Reichstagsabgeordneter gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Die Internationalisten wie er verfügten über keine eigene Organisation; sie bildeten nur eine kleine, lose Gruppe in der SPD.

Die Novemberrevolution

Im November 1918 hatte die deutsche Arbeiterklasse genug. An der Front krepierten sie, hinter der Front litten sie Hunger. Es gab immer mehr Streiks in den Rüstungsbetrieben und Verbrüderungen an der Front. Zudem hatte 1917 in Russland die Revolution gesiegt. Eine ihrer ersten öffentlichen Dekrete war eines, das zur Beendigung des Krieges aufrief.

Als 1918 die Matrosen in Kiel revoltierten, war das das Signal für die Revolution. Nun gingen auch in Deutschland Millionen ArbeiterInnen auf die Strasse. Überall entstanden Arbeiter- und Soldatenräte. Matrosen und ArbeiterInnen bildeten bewaffnete Milizen. Das waren Keimformen einer sozialistischen Arbeiterrepublik, die sich wie in Russland auf Sowjets (Räte) stützt.

Mitten in der Hitze der Revolution, am 1. Januar 1919, wurde vom Spartakusbund (die Gruppe um Luxemburg und Liebknecht) und anderen revolutionär-sozialistischen Strömungen, z.B. die “Internationalen Kommunisten Deutschlands” (IKD) um Karl Radek, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet.

Die Mitglieder des Spartakusbundes waren zuvor noch in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) gewesen, die sich während des Krieges von der SPD abgespalten hatte. Die USPD stand links von der SPD, ihre Politik schwankte jedoch zwischen dem Reformismus der SPD und einer wirklich revolutionären Politik. Nachdem vor allem Luxemburg lange gezögert hatte, eine eigene Partei zu gründen, wurde während der Revolution, in der eine konsequente und eigenständige revolutionäre Führung gebraucht wurde, klar, dass die USPD dafür ungeeignet war. Eine eigenständige revolutionäre Partei musste her!

Doch schon der Gründungsparteitag zeigte, dass die KPD in vielen Fragen uneins war und wesentliche Fragen ungeklärt blieben. Es gab z.B. verschiedene Ansichten darüber, ob KommunistInnen in den Gewerkschaften arbeiten sollten oder man sich an Wahlen beteiligt. Am Ende setzte sich gegen den Willen Luxemburgs eine sektiererische, sich von den Massen isolierende Linie durch: die KPDler sollten die Wahlen boykottieren und aus den Gewerkschaften austreten, um eigene Arbeitervereine zu gründen. Solche Positionen plagten die KPD jahrelang!

Lenin und die Bolschewiki

Was sagt uns diese Erfahrung? Eine revolutionäre Partei kann nicht einfach spontan ins Leben gerufen werden. RevolutionärInnen müssen sich schon vor der Krise organisieren.

Der russische Revolutionär Wladimir Lenin ging einen anderen Weg als die deutschen RevolutionärInnen. Seine Fraktion („die Bolschewiki“) hatte seit 1903 einen heftigen politischen Kampf gegen die OpportunistInnen in der russischen Sozialdemokratie geführt und dabei auch nicht vor den organisatorischen Konsequenzen (d.h. Spaltungen) zurückgescheut.

In den folgenden 14 Jahren vor der Revolution von 1917 haben sie die revolutionäre Programmatik weiterentwickelt. Der damit verbundene politische Kampf stählte einen Kern von RevolutionärInnen, der dann 1917 in der Lage war, die russische Arbeiterklasse zum Sieg zu führen und den Kapitalismus zu stürzen.

Schon 1916 hatten Lenin, Radek und andere KommunistInnen Luxemburg und Liebknecht aufgefordert, mit der SPD zu brechen und eine revolutionäre Partei zu gründen. Der Spartakusbund blieb jedoch bis Ende 1918 in der USPD – man wollte nicht „zu schnell“ vorwärts gehen. Die KPD wurde deshalb erst gegründet, als die Konterrevolution entscheidende Schläge gegen die Revolution vorbereitete.

Lehren für die Zukunft

Luxemburgs Fehler, viel zu spät mit den Opportunisten und Verrätern der SPD zu brechen, ist weniger eine Kritik an ihr als eine Aufforderung an uns: wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Gewerkschaftsbürokratie und reformistische PolitikerInnen von SPD und PDS jede Verschlechterung als „kleines Übel“ verkaufen, wenn die gescheiterte Bürokraten die neue Linkspartei WASG von Beginn an zu einem reformistischen Wahlverein machen wollen.

Klar ist, dass die Aufgabe des Reformismus gerade darin besteht, die Arbeiterklasse zurückzuhalten und den Kapitalismus zu retten.

Deshalb müssen wir jetzt mit der Ausarbeitung einer revolutionären Strategie und dem Aufbau einer revolutionären Partei beginnen. Dazu hat REVOLUTION das programmatische Manifest „Der Weg zur Revolution“ erarbeitet und versucht, Jugendliche für die Revolution zu begeistern.

Anlässlich des Todestages von Karl und Rosa ziehen jedes Jahr grauhaarige StalinistInnen an deren Gräber in Berlin-Friedrichsfelde vorbei. Die PDS-Führung tut dabei so, als wären Luxemburg und Liebknecht einfach nur nette PDSler gewesen. Das ist eine wahre Beleidigung! Luxemburg und Liebknecht waren Revolutionäre und wurden gerade deshalb umgebracht!

Die PDS mag beide ehren, so viel sie will – ihr Reformismus hat mit den Ideen von Karl und Rosa nichts gemein!

Liebknecht und Luxemburg zu ehren heißt, ihr Lebenswerk zu vollenden und den deutschen Imperialismus durch die Revolution zu stürzen. Es heißt, eine neue revolutionäre Organisation weltweit aufbauen. Und wer soll sie aufbauen, wenn nicht wir, die junge Generation?!

//von Wladek aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 9

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