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DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI

Revolutionäre oder Spaß-Guerilla?

Zur Zeit laufen eine Menge kommerzieller Weihnachtsfilme in den Kinos, die uns von gesellschaftlichen Problemen ablenken sollen.

Wer sich das ersparen und trotzdem endlich wieder mal einen guten Film im Kino ansehen will, sollte diese seltene Gelegenheit nutzen und den Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ anschauen.

Es gibt wenige Filme, die politischen Aktivismus so locker rüber bringen. Im Mittelpunkt der Story stehen die zwei Jugendlichen Jan und Peter, die in Berlin-Zehlendorf in die Villen der Bonzen einsteigen. Dort nehmen sie nichts, sondern stellen den ganzen Haushalt auf den Kopf und hinterlassen Botschaften wie „Sie haben zu viel Geld. Die Erziehungsberechtigten.“ oder „Die fetten Jahre sind vorbei.“

Doch da hört ihr politischer Aktivismus auch schon wieder auf. Als Jan einmal mit Peters Freundin, Jule, zusammen in eine Villa steigt, werden beide vom Besitzer erwischt und sie müssen ihn notgedrungen entführen. In einer Almhütte, wo die Jugendlichen den Bonzen versteckt halten, kommen sie immer mehr ins Gespräch mit ihm. Nach und nach erfahren sie von seinem Studentenleben in der 68er-Bewegung und sind überrascht.

Den ganzen Film über vermitteln Jan und Peter eine Banden-Mentalität. Eine Massenmobilisierung aller Unterdrückten, um das System endgültig zu zerschlagen – eine Revolution! – fällt anscheinend keinem ein.

Stattdessen spielen sie lieber Spaß-Guerilla. Jan kritisiert in einem Gespräch, dass man heute vieles, was mit der linken Szene verbunden wird – wie Che-Guevara-T-Shirts oder Anarcho-Aufkleber – in jedem Laden kriegt und demzufolge auch mehr Jugendliche diesem „Trend“ folgen.

Es ist natürlich nicht im Sinne der antikapitalistischen Bewegung, wenn linke Symbolik kommerzialisiert wird. Doch Jans Kritik bedeutet, dass er diese Jugendlichen als Mitläufer sieht, die die antikapitalistischen Ideen „verraten“ haben. Also soll seiner Meinung nach die linke Szene klein und vereinzelt bleiben, um so dem Schicksal der 68er zu entgehen.

Durch solche egoistischen Ideen, dass der Kreis der Linken so klein wie möglich sein soll, bleiben neue linke Jugendliche und ArbeiterInnen dieser Szene natürlich fern. Demzufolge wird so eine Massenbewegung zur Zerschlagung des Kapitalismus verhindert. Dadurch entsteht eine Perspektivlosigkeit, die eben darin endet, dass man eben aus Spaß in die Häuser der Reichen einbricht.

Guckt euch diesen Film trotzdem aufmerksam und mit viel Spaß an.

//von Till aus Lichtenberg //REVOLUTION Nr. 9

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