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Free Mumia!

//von Till //REVOLUTION Nr. 2

„Stell dir einen Fall vor, in dem ein Mensch sich nicht vertreten darf, einen, in dem Zeugen im Zeugenstand bedroht oder sogar verhaftet werden. Stell dir einen Fall vor, in dem einem Mann, der des Mordes an einem Polizisten angeklagt wird, der Prozess gemacht wird von einem Richter, der ein Mitglied des ‚Fraternal Order of Police‘ (Brüderlichen Ordens der Polizei – FOP) auf Lebenszeit ist. Stell dir mal vor, dass die Berufung in diesem Fall von einem Gericht verhandelt und abgelehnt wird, bei dem fünf von den sieben Richtern vom FOP entweder Spenden oder Unterstützung für ihren Wahlkampf bekommen haben. Stell dir einen Fall vor, bei dem ein ‚Geständnis‘ erfunden wurde. Ich brauche mir keinen solchen Fall vorzustellen. Es ist mein Fall.“

Mumia Abu-Jamal, Februar 1999

Schon als Jugendlicher wurde Mumia Abu-Jamal vom FBI und der Polizei in Philadelphia wegen seiner politischen Aktivitäten als Radiojournalist, als Präsident der Vereinigung Schwarzer Journalisten und als Mitglied der radikalen Black-Panther-Partei überwacht. Während der Amtszeit des rassistischen Bürgermeisters Frank Rizzo (1972-80) war er als Kritiker der Polizeibrutalität gegen Minderheiten in Philadelphia als „Stimme der Stimmlosen“ bekannt.

Seit 1982 sitzt er in der Todeszelle – angeklagt des Mordes an einem Polizisten.

Der Fall

Am 9. Dezember 1981 gegen vier Uhr morgens will Mumia seinem Bruder zur Hilfe kommen, als dieser bei einer Verkehrskontrolle von einem Bullen verprügelt wird. Dabei wird Mumia von dem Polizisten angeschossen. Der Polizist wird ebenfalls angeschossen und stirbt später an den Verletzungen. Zeugen sehen, wie ein oder mehrere Männer vom Tatort weglaufen. Bevor Mumia ins Krankenhaus gebracht wird, schlagen die eintreffenden Polizisten auf den Schwerverwundeten ein.

Nach dem Mord sagte der Berufsverbrecher Arnold Beverly für Mumia aus. Beverly und ein anderer Mann hätten von Polizisten den Auftrag erhalten, genau diesen Polizisten umzubringen, da er die Bestechungsgeschäfte zwischen korrupten Polizisten und der Unterwelt in Philadelphia störe.

Daraufhin wurden der Berufsverbrecher und Mumias Bruder von der Polizei aus Philadelphia vertrieben. Andere Zeugen bekamen behördliche Vergünstigungen dafür, dass sie Mumia der Tat beschuldigten.

Bald wurde die Anklage gegen ihn zweifelhaft. Da behauptete die Polizei zwei Monate nach der Schießerei, Mumia hätte die Tat im Notaufnahmeraum des Krankenhauses „gestanden“. Die anwesenden Beamten vergaßen nur, das zu erwähnen! Merkwürdigerweise hatte Mumia nach den schriftlichen Polizeiberichten und der Aussage des Notaufnahmearztes jedoch keine Aussagen gemacht.

Von seinem eigenen Verfahren wurde Mumia ausgeschlossen, weil er gegen seinen vom Gericht gestellten und total unvorbereiteten Anwalt protestierte. Die Staatsanwaltschaft ließ auch nur einen schwarzen Geschworenen in die Jury. In Philadelphia benutzte die Staatsanwaltschaft damals ein Trainingsvideo, das zeigt, wie man Minderheiten aus einer Jury ausschließen kann – was natürlich ungesetzlich ist. Der Verteidigung wurden wichtiges Beweismaterial und Zeugen vorenthalten. Die Polizei konnte nicht nachweisen, dass die Kugel, die den Polizisten tötete, aus Mumias Pistole kam. (Er besaß schon eine Waffe, was für ihn als Taxifahrer wegen der Gefährlichkeit des Jobs in den amerikanischen Großstädten normal ist.)

Manipulationen

Der Staatsanwalt plädierte auf Todesstrafe wegen revolutionärer Äußerungen, die Mumia als 16jähriger gemacht hatte: Mumia zitierte z. B. Mao Tsetung, dass „die politische Macht aus den Gewehrläufen kommt.“ Mumia durfte der Jury keine Fragen stellen. Das begründete der Richter damit, dass sein Aussehen – ein schwarzer Mann mit Bart und Rastalocken – die Jury einschüchtern könnte.

Bei den Anhörungen zu einem neuen Verfahren sagte eine Zeugin, die im ersten Verfahren gegen Mumia sprach, dass sie von der Polizei unter Druck gesetzt worden sei und deshalb gelogen habe. Aus Rache wurde sie wegen einer alten Anklage vom Zeugenstand weg verhaftet. Das Oberste Gericht des Bundesstaates Pennsylvania (7 gewählte Richter, davon 5 bei den Wahlen von der militanten Polizeigewerkschaft FOP unterstützt), entschied gegen ein neues Verfahren.

Daraufhin forderte Mumia das Bundesgericht auf, ein neues Verfahren anzuordnen. Doch die Bundesrichter müssen nach einem Gesetz von 1996 bei der Neubewertung von der Richtigkeit des Urteils der Staatsgerichte ausgehen.

In der Todeszelle

Mumia sitzt 23 Stunden am Tag allein in einer Zelle und darf keinen physischen Kontakt mit seiner Familie haben. Seine Verteidigerpost wird geöffnet und von den Gefängnisbehörden kopiert. Mumia wurde in Sonderhaft gesteckt, weil er das Buch „...aus der Todeszelle“ geschrieben hatte. Journalisten ist es verboten, Interviews mit ihm aufzunehmen oder ihn zu filmen.

Neuerdings wurde bekannt, dass wegen eines Blutgerinnsels seine Füße angeschwollen sind. Eine Untersuchung durch einen Anstaltsarzt ergab aber, dass die Schwellungen von zu straff angelegten Fußfesseln stammen, die er beim Verlassen der Zelle tragen muss. Da dies tödlich enden kann, forderte er medizinische Behandlung durch Ärzte seines Vertrauens. Die Gefängnisleitung meinte aber, dass die Gefangenenbehandlung nur durch einen Anstaltsarzt durchgeführt werden könne.

Er verlangte auch Knoblauch für seine Abwehrkräfte. Da es im Gefängnis keinen Vorrat an Knoblauch gibt, kommen viele Postsendungen von UnterstützerInnen, die Knoblauch oder grünen Tee enthalten. Diese werden von der Gefängnisleitung an die Absender zurückgeschickt.

Die Beamten wollen offenkundig Mumia tot sehen und warten nicht mehr auf das Todesurteil. Sie sperren ihm alle Mittel zur Besserung seiner Krankheit, um ihn jämmerlich krepieren zu lassen.

Bei einem von vielen Fällen in der Vergangenheit ist die politische Gefangene Merle Africa an einer scheinbar harmlosen Erkrankung im Gefängnis verstorben. Sie war unschuldig, jahrelang in Haft und hätte bei angemessener medizinischer Behandlung überleben können.

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Die gesamte Politik in den USA ist durch Rassendiskriminierung, Ausweitung der Todesstrafe, politische Verfolgung von KritikerInnen, Polizeibrutalität gegen Minderheiten und immer stärkere Einschränkung der Bürgerrechte geprägt.

Es ist gut, dass es eine Organisation in Berlin gibt, die sich für die Freilassung Mumias einsetzt: das Aktionsbündnis für Mumia. Doch mit der Losung „Für einen neuen fairen Prozess“ werden das Aktionsbündnis und Amnesty International nicht viel Erfolg haben, denn die Gerichte vertreten den Staat. Dieser fördert ja gerade die Rassendiskriminierung und die Todesstrafe! Ohne eine kämpferische Bewegung, die seine Freilassung erzwingen kann, wird es nicht einmal einen “fairen” Prozess geben. Durch die Unterschriftenlisten des Aktionsbündnisses wird die utopische Vorstellung eines “gerechten, demokratischen, rassismusfreien” Kapitalismus nur noch gestärkt.

Wir als REVOLUTION stehen für eine starke Bewegung der ArbeiterInnen und Jugendlichen in den USA und weltweit, welche die Freilassung Mumias durch Druck erzwingt, oder – falls sie dazu in der Lage ist – die Gefängnistore niederreißt und ihn befreit.

Mehr Infos zu Mumia:

www.freemumia.de

www.mumia.org

www.freemumia.com

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