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Alle Räder stehen still

Solidarität mit dem Streik bei der Deutschen Bahn!

Ein Streik legt die Deutsche Bahn lahm. Wenn die Züge stillstehen, kommen wir zu spät zur Arbeit, zur Schule, zur Uni oder zum Arbeitsamt. Wir müssen ewig herumstehen oder alternative Fahrtmöglichkeiten suchen. Nichtsdestotrotz sollten wir diesen Streik unterstützen, denn es geht um bessere Arbeitsbedingungen für ZugfahrerInnen. Niemand von uns hat ein Interesse daran, dass ZugfahrerInnen, sich nach 14-Stunden-Schichten wie „Halbleichen“ fühlend, einen Zug mit hunderten Menschen fahren!

Worum geht es?

Das Fahrpersonal (also LokführerInnen, ZugbegleiterInnen, Gastronomiemitarbeiter Innen), das in der Gewerkschaft GdL organisiert ist, fordert einen eigenen Tarifvertrag mit kürzeren Arbeitszeiten und Lohnerhöhungen von 31%.

Bahnchef Hartmut Mehdorn nennt diese Zahl „irrwitzig“ – während er für sich selbst und seine VorstandskollegInnen das Gehalt um 62% erhöht. Letztes Jahr erwirtschaftete die Deutsche Bahn einen Profit von 1,7 Milliarden Euro.

2.500 Euro Brutto für einE LokführerIn klingt recht viel, wenn mensch auf Hartz IV angewiesen ist oder ein unbezahltes Praktikum macht. Aber wenn die LokfüherInnen ihren Kampf gewinnen, bedeutet das auch einen Schub für unsere Kämpfe.

Die Privatisierung

Warum also will die Bahn nicht einfach die höheren Löhne auszahlen? Die Deutsche Bahn soll nächstes Jahr an die Börse. Nach der Privatisierung von Lufthansa, Telekom und Post soll nun auch die Bahn endgültig von einem staatlichen zu einem privaten Unternehmen werden, um möglichst hohe Profite abzuwerfen.

Die Folgen davon spürt jeder Mensch, der irgendwann mal Bahn fährt: ständige Fahrpreiserhöhungen, der Wegfall weniger profitabler Strecken, und der Bau von teuren Hochgeschwindigkeitsstrecken und überdimensionalen Prestigeobjekten wie dem Berliner Hauptbahnhof.

Die GdL macht den PrivatisiererInnen einen Strich durch die Rechnung. Müsste die Bahn etwas bessere Löhne zahlen, wären die Profite nicht ganz so hoch und das Unternehmen weniger attraktiv für InvestorInnen.

Der Streik

Die andere große Gewerkschaft bei der Bahn, TRANSNET, akzeptierte bereits Lohnerhöhungen von lediglich 4,5%, ohne gestreikt zu haben. Es ist klar, dass die bürokratische Führung von TRANSNET Schwierigkeiten bekommt, wenn ihre Mitglieder sehen, dass man mit Kampfaktionen wesentlich mehr Geld bekommt.

Angesichts der Stimmung in der ArbeiterInnenbewegung in den letzten Jahren mögen die StreikführerInnen der GdL wie BarrikadenkämpferInnen“ aussehen. Aber auch diese Gewerkschaft hat eine Bürokratie, die besondere Privilegien genießt. Sie geben sich momentan besonders kämpferisch, weil die GdL in letzter Zeit viele neue Mitglieder gewonnen hat, und diesen konkrete Ergebnisse zeigen muss.

Aber können sie sich auf die GdL-Führung verlassen? Was ist, wenn es sich diese Führung anders überlegt und einem schlechten Kompromiss mit der Bahn zustimmt? Deswegen müssen die ArbeiterInnen selbst diesen Streik kontrollieren, der Verlauf muss in Massenversammlungen geplant werden, nicht nur um ein Scheitern durch den Verrat der Gewerkschaftsaristokratie zu verhindern.

Der Staat

Der Streikauftakt der GdL, ein zweistündiger Streik im Güterverkehr, wurde von einem Arbeitsgericht in Nürnberg verboten. Die Begründung? Der Streik würde „zu große volkswirtschaftliche Schäden anrichten“! Selten zeigen der Staat und seine Justiz so deutlich ihren wahren Charakter: sie kümmert sich nicht um „Recht“ oder irgendwelche „allgemeinen Interessen“, sondern nur um das Wohl der KapitalistInnen.

Gleichzeitig wird die Kraft dieses Streiks klar: Lediglich 30.000 ArbeiterInnen (die bei der GdL organisiert sind) schaffen es, die Wirtschaft des Landes zum Stillstand zu bringen. Wenn der Güterverkehr nur einen Tag ausfällt, sehen die SprecherInnen der Großkonzerne Verluste im zweistelligen Millionenbereich voraus.

Die hohen Profite der deutschen Wirtschaft werden eben nicht von AktionärInnen und ManagerInnen, sondern von diesen und vielen anderen ArbeiterInnen geschaffen. Wenn sie streiken, läuft keine Fabrik mehr, macht kein Laden mehr auf, fährt kein Zug mehr – oder sollen die ManagerInnen der Bahn etwa die Züge steuern?

Die Perspektive

Das Fahrpersonal der Deutschen Bahn sind nicht die einzigen, die schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen zu beklagen haben. ArbeiterInnen in allen Bereichen, Arbeitslose, SchülerInnen, Azubis und Studierende leiden unter Kürzungen. Ein Streik kann für alle eine mächtige Waffe sein. So schafften es Berliner SchülerInnen bereits zweimal im letzten Jahr den Schulbetrieb zu stören, um gegen die Kürzungen im Bildungsbereich zu protestieren. Doch nur die ArbeiterInnenklasse hat die ökonomische Macht, den KapitalistInnen ihre Profite zu ruinieren. Ein Generalstreik von allen ArbeiterInnen könnte das gesamte Sozialabbau-Programm der Herrschenden stoppen.

Genauso wie die ArbeiterInnen die Wirtschaft lahm legen können, können sie auch das öffentliche Leben selbst kontrollieren. Die deutsche Bahn soll nicht durch Privatisierung in den Besitz kapitalistischer Großkonzerne übergehen, sondern direkt von den ArbeiterInnen und Fahrgästen verwaltet werden. Wenn der Verkehr nicht mehr auf Profit ausgerichtet ist, könnte ein Verkehrssystem entstehen das auf den Bedürfnissen der Menschen basiert.

Also beschweren wir uns nicht, wenn wir ein paar Stunden am Bahnhof herumstehen müssen. Wir werden mit den streikenden KollegInnen diskutieren und ihnen Solidarität zeigen. Wir werden ihren Kampf in der breiten Bevölkerung bekannt machen. Denn es ist auch unser Kampf!

Solidarität mit dem Fahrpersonal!

//Flyer der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION
//gedruckt in: REVOLUTION Nr. 26 //Flyer als PDF //Plakat als PDF
//Bericht von einer Solidaritätsveranstaltung von Revo am 2. November
//Bericht vom ersten Streik in der Berliner S-Bahn am 9. August (Indymedia)

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