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Nur noch sieben Monate!

Hunderte AktivistInnen trafen sich für eine Aktionskonferenz in Rostock, um sich auf die Proteste gegen den G8-Gipfel vorzubereiten

Am 11.-12. November versammelten sich rund 450 AktivistInnen in Rostock für die "internationale Aktionskonferenz gegen die G8". Im Juni 2007 treffen sich die Chefs der acht mächtigsten Staaten der Welt (USA, Kanada, BRD, Frankreich, UK, Italien, Japan, Russland) im Kempinski-Hotel in Heiligendamm, in der Nähe von Rostock. In den letzten Jahren haben massenhafte Proteste gegen die G8 bewirkt, dass ihre Treffen aus den Städten in entlegene Luxushotels getrieben wurden. Auch in der BRD müssen sich die Mächtigsten der Mächtigen hinter hohen Zäunen treffen - denn auch hier wird es zu Massenprotesten kommen.

AktivistInnen aus ganz Europa waren für die Aktionskonferenz angereist: Aus Dänemark, England, Polen, Griechenland und sogar Russland. Die Zahl der Themen, die man bei einer Mobilisierung gegen die G8 ansprechen könnte, war praktisch unendlich. "Der G8-Gipfel kommt alle acht Jahre in dein Land, und du hast nur eine Woche, um alles zu sagen, was du sagen willst" fasste ein Aktivist aus England die Problematik zusammen.

Donnie Nicolson von der Scottish Socialist Party, die die Anti-G8-Proteste in Edinburgh im Sommer 2005 mitorganisiert hatte, warnte: "Der Staat wird versuchen, die Proteste in die der 'guten, respektablen Demonstranten' und die der 'anarchistischen Unruhestifter' zu spalten." Sich dessen bewusst, waren die unterschiedlichen politischen Kräfte auf der Konferenz um Einheit bemüht.

Im Vorfeld bzw. während des G8-Gipfels sind geplant: Eine Großdemonstration (am Samstag, den 2. Juni), Aktionstage zu den Themen Migration und Krieg, ein Alternativgipfel, ein Konzert, ein Camp und vor allem Straßenblockaden, um die tausenden Dolmetscher, Berater und Helfer der G8-Oberhäupter bei der Anreise nach Heiligendamm zu behindern.

Die Ablehnung gegenüber der G8 verbindet ein breites Spektrum: Von NGOs, PDS und Attac, über anarchistische und autonome Gruppen bis hin zu revolutionär-kommunistischen Strömungen. Dennoch gab es in jeder Arbeitsgruppe heftige Auseinandersetzungen – immer zu scheinbar technischen Fragen.

Zum Beispiel zum Thema Gegengipfel: Ein Gegengipfel ist eine gute Möglichkeit, um der herrschenden Propaganda von der "Alternativlosigkeit" des kapitalistischen Systems entgegenzuwirken. Aber wie soll so ein Gegengipfel konkret aussehen? Wann soll er genau stattfinden? Leute von der PDS und Attac schlugen den Mittwoch als Beginn vor – doch das ist der erste Tag des G8-Gipfels und der wichtigste Termin für Blockaden! Der rechte Flügel der Anti-G8-Mobilisierung hält nicht viel von militanten Aktionen und will offenbar, während die linken AktivistInnen versuchen, den G8-Gipfelteilnehmern so viele Schwierigkeiten wie möglich zu machen, die Gelegenheit nutzen, um sich der bürgerlichen Presse vorzustellen.

Aus den vielen praktischen Vorschlägen, wie man einen Gegengipfel und die Blockaden ohne Überschneidungen hätte organisieren können, wurde nichts. Ein ominiöses "wir" ("wir hatten uns überlegt...") hatte zu jedem Thema konkrete Entscheidungen getroffen und wollte nicht daran rütteln lassen. Dieses "wir" war die Bürokratie der Gewerkschaften und der NGOs, unterstützt durch Attac und PDS. Die Frage nach dem Sinn einer internationalen Konferenz, die eh nichts entscheiden konnte, blieb unbeantwortet – vor allem für diejenigen AktivistInnen, die extra aus dem Ausland angereist waren.

Zum Thema Blockaden selbst waren die Diskussionen genauso heftig: Es gab eine sehr gute Resonanz auf den Vorschlag im Aufruf "Block G8", den G8-Gipfel zu blockieren. Aber was heißt das konkret? Für viele AktivistInnen (auch für uns) heißt das, die Zufahrt mit allen Mitteln (Bäume, Steine, Verkehrsschilder usw.) zu behindern. Für den rechten Flügel, so zeigte sich, heißt "Blockade" nur eine Menschenblockade, die sich beim ersten Eingreifen der Polizei davon macht.

Die Reformisten wollen mit den Anti-G8-Proteste sich selbst vor der Presse profilieren und "die Herausbildung des emanzipatorischen Lagers" vorantreiben - damit gemeint ist die Vereinheitlichung der Bewegung auf reformistischer Grundlage, also der Schulterschluss mit NGOs und der Bürokratie der Gewerkschaften. Die ach-so-linke PDS-Bundestagsabgeordnete Katja Kipping spielte während der Konferenz lieber Solitaire auf ihrem PDA als konkrete Pläne für Kämpfe gegen die G8 auszuarbeiten. Diese Haltung wird die Mobilisierung dominieren, falls linke AktivistInnen sich nicht in organisierter Form einbringen. Deshalb beteiligen wir uns am "Anti-G8-Bündnis für eine revolutionäre Perspektive".

RevolutionärInnen müssen die Proteste nutzen, um Massen von Arbeitslosen, MigrantInnen und ArbeiterInnen zu politisieren und vor allem linke Jugendliche in Bewegung zu bringen. Wir wollen eine möglichst breite Mobilisierung, auch zusammen mit Attac, PDS und allen sozialen Bewegungen, aber ohne auf unsere Alternative zur Herrschaft der G8 - die sozialistische Weltrevolution - zu verzichten. Im Vorfeld des G8-Gipfels werden wir mit Infoveranstaltungen, kreativen Aktionen und vor allem Organisierung versuchen, den Protest möglichst stark zu machen.

Unsere praktische Ablehnung des G8-Gipfels und des Systems, das bei diesem Gipfel koordiniert wird, erfordert auch praktischen Widerstand: Wir werden aktiv versuchen, das Treffen zu blockieren. Genauso passierte es beim G8-Gipfel im Sommer 2003 im französischen Evian – wegen Straßenblockaden konnte der Gipfel erst sechs Stunden später als geplant anfangen.

Eine ähnliche Störung muss in Rostock und Heiligendamm gelingen. Es wäre ein Zeichen – nicht nur für linke Jugendliche, die sich fragen, was sie gegen die scheinbar "alternativlose" kapitalistische Globalisierung machen können. Es würde den Milliarden unterdrückten Menschen auf der ganzen Welt zeigen, dass es gegen die großen Konzerne und ihre acht mächtigsten Staaten eine massenhafte internationale Opposition gibt. In diesem Sinn...

Auf nach Heiligendamm!

//von Wladek aus Kreuzberg //16.11.2006

 

Anti-G8-Bündnis für eine revolutionäre Perspektive

die offiziellen "Ergebnisse" der Konferenz

Bericht vom Permanent Revolution Network (Englisch)

Bericht von der GAM

Bericht auf Indymedia

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