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"Es ist eine Straftat, sich bei SEGI zu organisieren"

Mikel Martinez wohnt in Donostia/San Sebastian und ist Mitglied der linken baskischen Jugendorganisation SEGI. Er war in mehreren Städten in der BRD, um über den Massenprozess gegen die Pro-Unabhängigkeits-Linke im Baskenland zu sprechen.

Wie ist die Situation der baskischen Jugend?

Der Kapitalismus hat eine sehr beunruhigende Situation geschaffen. Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen zwischen 18 und 30 Jahren liegt bei 23%. Unter denen, die Arbeit haben, haben 95% Zeitverträge und damit keine Jobsicherheit.

Es gibt 300.000 leer stehende Wohnungen im Baskenland, aber nur 21% der Jugendlichen wohnen außerhalb des Elternhauses. Denn das Durchschnittseinkommen für Jugendliche beträgt 720 Euro, aber die Durchschnittsmiete ist 711 Euro. Und der Besetzung von Häusern wird mit staatlicher Repression begegnet.

Was macht SEGI, um das zu ändern?

Im Moment ist SEGI eine illegale Organisation. Aber die praktischen Auswirkungen davon sind im Endeffekt null, denn wir arbeiten offen in allen Dörfern, Stadtteilen und Universitäten im Baskenland. Wir haben etwa 1.500 Mitglieder und viel mehr Sympathisanten - in einem Land mit weniger EinwohnerInnen als Berlin.

Wir brauchen Jugendliche mit einem kollektiven Bewusstsein, mit dem Bewusstsein, dass sie zu einer unterdrückten Klasse gehören. Um das zu erreichen, organisieren wir Kampagnen, Veranstaltungen und Kämpfe auf der Straße, zum Beispiel gegen Zeitarbeitsfirmen, die Jugendliche ausbeuten, oder zur Verteidigung besetzter Häuser.

Welche Art von Repression gibt es gegen SEGI?

Dieses Jahr gab es einen Prozess gegen 42 Mitgliedern von SEGI. Der spanische Staat warf ihnen vor, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung zu sein. Das Gericht hat den Vorwurf des Terrorismus abgelehnt, dennoch wurde SEGI für gesetzwidrig erklärt.

Heutzutage ist es eine Straftat, sich bei SEGI zu organisieren. Plakate zu kleben oder T-Shirts mit dem SEGI-Logo zu tragen, sind ebenfalls Straftaten – in Spanien, in Frankreich ist das legal. Wenn du ein Jugendlicher aus dem Baskenland bist und dich für deine Ideen einsetzt, kannst du sicher sein, dass du Probleme mit der spanischen Justiz bekommst.

Was sind eure aktuellen Projekte?

Jede Ortsgruppe versucht, die Realität in ihrem Dorf oder Stadtteil zu ändern. Es gibt Dörfer mit mehr Arbeitslosigkeit oder weniger selbstverwalteten Räumen oder mehr Kämpfen in den Schulen usw.

Aber wir haben auch nationale Events. Dieses Jahr wird das "Gazte Topagunea" (Jugendtreffen) etwa 20.000 Jugendliche für drei Tage mit Konzerten und Seminaren zusammenbringen. Wir wollen die Kraft und die organisatorische Kapazität von SEGI innerhalb der baskischen Jugend zeigen. Um ein Beispiel zu geben: 3.000 Freiwillige werden mitarbeiten, um Essen und Getränke zu servieren oder Bühnen und Zelte aufzubauen.

Die Topagunea soll verschiedene Kämpfe aus dem ganzen Baskenland, aber auch aus anderen Teilen der Welt widerspiegeln. Deshalb laden wir alle Jugendlichen, welche die Welt verändern wollen, ein, im April 2006 zu uns zu kommen.

//Interview: Huey aus Kreuzberg //REVOLUTION Nr. 15

 

weitere Artikel und Links

* Stoppt die Repression gegen die baskische Jugend!

* Bilder von einer Demo in Berlin im Februar 2005

* Bericht von der Gazte Topagunea im April 2004

* Gruppe Oihuka

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