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Von Neukölln zur Weltrevolution: Zur Kommunistischen Jugendinternationale

Leitsätze über die antimilitaristische Taktik der Kommunistischen Jugendorganisationen

(Dieser Resolution lag das auf dem 1. Kongreß von einer speziellen Kommission unter Vorsitz des Genossen Orski (Polen) ausgearbeitete Material zugrunde, dessen Behandlung auf dem 1. Kongreß begonnen, aber dann abgebrochen wurde. Sie wurde endgültig angenommen auf der 1. Bürositzung des EK der KJI vom 9. bis 13. Juni 1920.)

1. Der Militarismus ist das organisierte militärische System und die ihm dienenden geistigen Kräfte jedes Klassenstaates im Interesse der herrschenden Klasse. Das Wesen und die zweifachen Aufgaben des bürgerlichen Militarismus war und ist die Verteidigung des Eigentums gegen die unterdrückte Klasse und die Erweiterung der Machtsphäre nach außen.

2. Die alte Sozialdemokratie hat die Bedeutung des Militarismus stets unterschätzt und sich meist darauf beschränkt, an Stelle der stehenden Heere das Milizsystem zu fordern.

Während des Krieges haben große Teile der Sozialdemokratie durch Bewilligung der Kriegskredite und Entfaltung einer regen nationalistischen Propaganda den bürgerlichen Militarismus und den verbrecherischsten aller Eroberungskriege tatkräftig unterstützt. Zu den wenigen revolutionären Gruppen, die vor dem Kriege schon die großen Gefahren des bürgerlichen Militarismus erkannten und ihr durch eine systematische antimilitaristische Propaganda zu begegnen suchten, gehören die sozialistischen Jugendorganisationen. Die internationalen sozialistischen Jugendkongresse in Stuttgart 1907, in Kopenhagen 1910 und in Bern 1915 haben die antimilitaristische Propaganda als die erste und vornehmste Aufgabe der sozialistischen Jugendorganisationen proklamiert.

3. Der Ausgang des Krieges hat den bürgerlichen Militarismus nicht aufgehoben, sondern trotz der scheinbaren Zerstörung einer der größten Armeen, der deutschen, mächtig gestärkt und eine neue Periode seiner Entwicklung eingeleitet.

Der Krieg hat die imperialistischen Konflikte nicht gelöst. Sie bestehen vielmehr in gesteigertem Maße fort. Die Differenzen der imperialistischen Großstaaten wegen Verteilung der Beute in Zentraleuropa, im Orient und im fernen Osten haben neue Konflikte angehäuft. Die Expansionsbestrebungen der neu geschaffenen Staaten Polen, Tschechoslowakei, Jugoslawien usw. haben bereits zu kriegerischen Konflikten geführt und können täglich solche auslösen.

Alle diese Gegensätze können und werden nur auf kriegerischem Wege gelöst.

Gleichzeitig sollen die Riesenarmeen dazu dienen, das für alle imperialistischen Staaten gleich gefährliche bolschewistische Rußland zu vernichten und die in jedem Lande steigende proletarische Revolution niederzuhalten.

4. Wenn so auch das Wesen des bürgerlichen Militarismus unverändert weiterbesteht, so haben sich doch seine Formen unter den Folgen des Krieges für die einzelnen Länder und unter dem Einfluß der proletarischen Revolution wesentlich geändert.

In den von der Revolution nicht berührten Staaten besteht die allgemeine Wehrpflicht fort. Die Massen der Soldaten dieser Armeen rekrutieren sich aus proletarischen und bäuerlichen Kreisen.

In den Staaten, die sich bereits durch die revolutionäre Bewegung in ihrem Bestand bedroht sehen und in dem nach dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht gebildeten Heere keine genügend sichere Stütze der bürgerlichen Diktatur mehr erblicken, werden von den herrschenden Klassen mit Unterstützung der sozialdemokratischen Lakaien besondere Truppenkörper und freiwillige Armeen geschaffen. (Noske-Garden und Baltikumtruppen in Deutschland, Haller·Armee in Polen, konterrevolutionäre Armeen in Rußland.) Die weißen Garden rekrutieren sich zumeist aus irregeleiteten oder gekauften Elementen der Arbeiter- und Bauernkreise.

In kritischen Momenten greift die Bourgeoisie zur Selbstbewaffnung und organisiert den bewaffneten Widerstand gegen die proletarische Revolution (Offiziersregimenter in Deutschland und Rußland, Einwohner- und Bürgerwehren in der Schweiz, akademische Legionen in Polen, Königsgarden in Italien usw.).

5. Wie früher ist es auch heute noch die Arbeiterjugend, die unter dem bürgerlichen Militarismus am schwersten und härtesten leidet, die bei kriegerischen Verwicklungen die meisten Blutopfer bringen muß, in deren Reihen am rührigsten für die weißen Garden geworben wird, die in den bürgerlichen Schulen, den Pfadfindervereinen, Jungschützengesellschaften und ähnlichen Organisationen der chauvinistischen Verhetzung ausgeliefert ist.

Wie früher ist es deshalb auch heute noch die erste und vornehmste Aufgabe der revolutionären proletarischen Jugendorganisationen, der chauvinistischen Verhetzung und der Werbung für die weißen Garden unter der Arbeiterjugend mit allen Mitteln entgegenzutreten und die regste Propaganda gegen den bürgerlichen Militarismus zu betreiben.

6. Die antimilitaristische Taktik der kommunistischen Jugendorganisationen wird durch die verschiedene Erscheinungsform des bürgerlichen Militarismus bestimmt.

In den Armeen, die nach dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht aufgebaut sind, gilt es, die revolutionäre Propaganda innerhalb der Formationen zu steigern und sie durch Hineintragen kommunistischer Ideen zu zersetzen und als Stütze der bürgerlichen Diktatur zu untergraben.

Wo der Stand der revolutionären Bewegung es erfordert, sind innerhalb der militärischen Verbände revolutionäre Organisationen (Vertrauensmännerzirkel, Soldatenräte usw.) zu bilden. Diese Organisationen haben aber nicht die Aufgabe, für die Soldaten kleine Vergünstigungen zu erhandeln, sondern die Pflicht, die revolutionäre Propaganda systematischer und intensiver zu betreiben und auf eine rasche Zersetzung der ganzen Armee hinzuarbeiten.

Die individuelle Dienstverweigerung als ein Mittel zur Bekämpfung des bürgerlichen Militarismus lehnt die kommunistische Jugendinternationale ab.

In Bezug der freiwilligen Armeen gilt es, durch eine die besonderen Verhältnisse dieser Truppenkörper berücksichtigende Propaganda die proletarischen Elemente in diesen Formationen über ihre konterrevolutionäre Rolle aufzuklären und sie von den bürgerlichen Teilen loszulösen. Wo es reaktionären Offizieren und Generalen noch gelingt, diese Truppen gegen proletarische Armeen und rote Garden zu führen, muß ihnen notwendigerweise im offenen Kampf entgegengetreten werden.

Gegen die rein bürgerlichen Militärorganisationen mit ihren bewußt gegenrevolutionären Trägern ist nur eine Taktik möglich: Gewalt gegen Gewalt.

7. Der bürgerliche Pazifismus mit seinen Parolen: Einführung der Miliz, Abrüstung, Entwaffnung, Schiedsgerichte usw. ist kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung des bürgerlichen Militarismus. Er ist im Gegenteil mit seinen utopischen und konterrevolutionären Parolen in hohem Maße geeignet, den einzig wirksamen Kampf gegen den bürgerlichen Militarismus, den proletarischen, revolutionären, zu schwächen und zu lähmen.

Die Forderung der Miliz, die Losung der sozialdemokratischen Parteien, ist in der gegenwärtigen Revolutionsepoche konterrevolutionär, da sie eine Bewaffnung der Bourgeoisie einschließt.

Die Forderungen nach Abrüstung und Entwaffnung sind utopisch und konterrevolutionär. Utopisch, weil die Interessengegensätze zwischen den einzelnen nationalistischen Imperialistengruppen fortbestehen und keine Gruppe auf ihre militärischen Machtmittel verzichten kann, ohne sich selbst und die wirksamste Vertretung ihrer Interessen aufzugeben. Ebenfalls weil keine Klasse, die eine andere, vor allem dank ihrer militärischen Machtmittel, unterdrückt und ausbeutet, freiwillig auf dieses wirksamste Unterdrückungsmittel verzichtet. Das trifft für alle Staaten zu, auch für die kleinen, in denen diese Forderung am lautesten erhoben wird. Kein Staat, so klein er auch sei, ist heute davor geschützt, in den Strudel kriegerischer Verwicklungen gerissen zu werden (Belgien). Die Bourgeoisie wird in jedem Lande, wie das Beispiel der Schweiz zeigt, auch in den angeblich demokratischsten und freiheitlichsten, bei steigender revolutionärer Flut gegen die Arbeiter mit Waffengewalt und Militärmacht vorgehen.

Aber die Forderung der Abrüstung und Entwaffnung ist auch konterrevolutionär, weil sie die Arbeiterklasse über die in diesem Lande notwendige bewaffnete Auseinandersetzung mit der Bourgeoisie täuscht, trügerische Illusionen auf ein friedliches Hineinwachsen in den Sozialismus erweckt, die notwendige revolutionäre Propaganda und Vorbereitung der Arbeiter verhindert, während die Bourgeoisie in dem ungeschmälerten Besitz der Waffen bleibt und täglich bereit und in der Lage ist, sie gegen die Arbeiter zu verwenden.

Die Anwendung der Gewalt wird erst in einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft verschwinden. Die Diktatur des Proletariats ist die Übergangsperiode aus dem kapitalistischen Klassenstaat in diese Gesellschaft und muß, wie es die Geschichte der russischen Revolution beweist, gegen anstürmende kapitalistische Raubstaaten, wie gegen konterrevolutionäre Verschwörungen im Innern zur Verteidigung der revolutionären Errungenschaften Gewalt anwenden.

8. In der Kenntnis dieser Tatsache und dem Bewußtsein, daß die Bourgeoisie mit allen Mitteln der brutalen Gewalt die Errichtung der proletarischen Diktatur zu verhindern und nach ihrem Siege zu vernichten versucht, daß also der offene Bürgerkrieg eine historische Periode des proletarischen Klassenkampfes ist, erklärt es die Kommunistische Jugendinternationale als eine der dringendsten Aufgaben der kommunistischen Jugendorganisationen, die proletarische Jugend für die notwendige militärische Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat und zur Verteidigung der proletarischen Diktatur vorzubereiten und zu erziehen.

Dort, wo wie in Rußland das Proletariat sich zur Durchführung der proletarischen Revolution bewaffnet und sich zur Verteidigung der proletarischen Diktatur die Rote Armee schafft, werden die jugendlichen Arbeiter die begeistertsten Scharen der Roten Armee stellen.

//Quelle: Alfred Kurella: Gründung und Aufbau der KJI. München 1972. S. 198-201.

 

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